In den letzten Wochen habe wir uns ausschliesslich mit den Landratswahlen (Proporz) beschäftigt. Die unsägliche Wahlanleitung der SVP dazu, wurde erwähnt, deren Pamphlet dokumentiert und kritisch kommentiert.
Regierungsräte hingegen werden im Majorzverfahren gewählt. Dort ändert sich natürlich alles, es gibt keine Liste, keine dominierende Partei, alle wollen sich ein möglichst grosses Stück vom Kuchen abschneiden. Neun KanditatInnen für fünf Sitze, und das im ganzen Kanton, unabhängig von Wahlkreisen. Möge der “beste” gewinnen, könnte man meinen, oder: Ich bin kein Star, wählt mich da rein. Da sind gewissen Parteien auch unsägliche Koalitionen nicht zu schade.
Obwohl weder Birsfelder noch Muttenzer sich bei diesem Casting bewerben, dürfen Sie und wir hier mitreden, mitwählen. Wir haben uns Fragen gestellt, wie in den Wahlbüros entschieden wird: Wie wird das absolute Mehr errechnet, was ist in einem 2. Wahlgang das relative Mehr, könnte man (aus Ersparnisgründen nicht bereits beim ersten Wahlgang das relative Mehr einführen, gibt es Nachrutschende, wie füllen wir handschriftlich den Zettel aus, um “unseren Kandidaten” die besten Chancen zu geben, anderen bewusst nicht. Müssen alle Linien ausgefüllt werden, darf man Tarzan, Daisy Duck oder Putin wählen? Was geschieht, wenn ein Wähler z.B. die Namen der schreibenden birsfäder.li-Redaktoren notiert? Welche Wahlzettel sind ungültig, was geschieht mit Wahlzetteln, auf denen eindeutig wählbare, allerdings aussichtslose Personen notiert sind, wie wird das absolute Mehr beeinflusst, und wem nützt das? Fragen über Fragen. Bevor wir uns einmal mehr in die Nesseln setzen, haben wir Arthur Caccivio, seines Zeichens langjähriger Präsident des Birsfelder Wahlbüros danach befragt.
Vorgängig, wertfrei und ohne Kommentar, die Personen, welche sich aktuell um dieses Amt bewerben:

Diese Bilder sind alphabetisch angeordnet, nicht nach Schönheit.
Schönheit wird als Erfolgsfaktor immer wichtiger. Den Zusammenhang zwischen Optik und beruflichem Erfolg bestätigen auch wissenschaftliche Studien. Wer blendend aussieht, hat’s im Beruf viel leichter und macht schneller Karriere, behauptet US-Wirtschaftsforscher Daniel Hamermesh. Gutes Aussehen erhöht nicht nur die Chancen beim anderen Geschlecht — auch im Job sind schöne Menschen deutlich im Vorteil.
Vielleicht endlich einmal zuverlässige Kriterien um die Richtigen zu wählen?
Arthur Caccivio, Präsident des Wahlbüros:
“Sind Sie interessiert, Ihren bevorzugten Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl in den Regierungsrat zu verhelfen? Dann nichts wie los, informieren Sie sich: Die Plakate stehen oder liegen vom Winde verweht am Boden, die Medien orientieren seit über zwei Wochen intensiv und jede Haushaltung hat das Couvert mit den Wahlempfehlungen der Parteien inzwischen erhalten, ebenso die Wahlunterlagen. Haben Sie Zugriff auf das Internet, dann schauen Sie sich den kurzen, ausgezeichneten Film der Landeskanzlei zu den Wahlen an: http://www.baselland.ch/film.319624.0.html.
Darunter auch einen blauen Wahlzettel mit fünf Linien.
Die nachfolgenden Tipps sollen Ihnen helfen, die Wahlunterlagen korrekt ausfüllen zu können.
• Unterschreiben Sie als erstes den Stimmrechtsausweis. Vergessen Sie dies, sind alle nachfolgenden Ratschläge wertlos. Wir müssen regelmässig zwischen 60 und 80 Wahlzettel wegen dieser Unterlassung für ungültig erklären.
• Wie verschaffen Sie nun Ihren „Auserwählten“ die grösste Wahlchance? Die Regierungsratswahl wird nach dem Mehrheitswahlverfahren (Majorzsystem) durchgeführt. Sie wählen also direkt Personen und – im Gegensatz zum Proporzsystem (Landratswahl) – keine Parteien. Schreiben Sie deshalb nur die Namen auf den Wahlzettel, die Sie tatsächlich wählen möchten. Wählbar sind zwar alle rund 200’00 Stimmberechtigten des Kantons. Echte Wahlchancen haben aber nur die neun offiziell Kandidierenden.
• Lassen Sie ruhig eine oder mehrere Linien frei. In unserem Kanton werden ungültige und leere Wahlzettel sowie leere Linien zur Ermittlung des absoluten Mehrs nicht berücksichtigt. Was erzähle ich Ihnen da? Sie haben wahrscheinlich längst bemerkt, dass auf der linken Seite des blauen Wahlzettels eine ausführliche „Wegleitung für die Wahl der 5 Mitglieder des Regierungsrates“ abgedruckt ist. Dort wird auch deutlich erklärt, wie das absolute Mehr berechnet wird.
• Beizufügen ist bloss, dass im unwahrscheinlich scheinenden Fall, dass nicht fünf Kandidierende das absolute Mehr erreichen, am 8. März 2015 eine Nachwahl mit dem relativen Mehr stattfindet.
Beachten Sie also die ausführliche Wegleitung, die Sie mit den Wahlunterlagen erhalten haben und schreiben Sie die Vornamen und Namen leserlich auf den Wahlzettel, dann haben Sie für uns Wahlbüromitglieder richtig gewählt, egal welchen Kandidierenden Sie Ihre Stimme abgegeben haben.”
Die Redaktoren des birsfälder.li haben noch ein paar Zettel fiktiv ausgefülllt und Arthur Caccivio um einen Kommentar gebeten. Inhaltliche korrekte Bemerkungen, birsfälder.limässig angepasst. Hier:
Papa Moll, leider einige Jahre zu spät (schon verstorben). Biene Maja, wahrscheinlich eine Fastnachtsfigur im Solothurnischen. Tarzan und Batman, na ja, da fühlen sich wohl mehrere Herren angesprochen. Globis kenne ich viele, welcher ist gemeint? Gilt auch für Tarzan und Batman. Fazit: alle Stimmen ungültig, weil verstorben oder nicht im Wahlkreis angemeldet
Ganz klar alles gültige Stimmen, aber, weshalb um Himmels willen sollte man (Ausnahme: Florian Dettwiler) diese alten Säcke in den Regierungsrat wählen?
Zum Verzweifeln: Unter den fast 200‘000 Stimmberechtigten gibt es sicher einige Vreni Meier usw. Aber welche Personen sind gemeint? Viel Mühe beim Füllen der Liste, leider umsonst, alle ungültig weil nicht identifizierbar.
So schlimm ist es nun wirklich nicht bestellt; ehrverletzend, deshalb ungültiger Wahlzettel.
Gut gemeint, damit das Wahlbüromitglied nicht einen Apotheker wegen der Klauenschrift beiziehen muss; leider aber ungültiger Wahlzettel, weil nicht handschriftlich.
Ähnlich ausgefüllte Wahlzettel habe ich auch schon gesehen. Vor allem Sportlernamen tauchen immer wieder auf; alle Stimmen ungültig, keiner hier wahlberechtigt.
So geht es nun wirklich nicht. Die Stimmberechtigten müssen sich schon etwas mehr Mühe geben und sämtliche Namen, auch diejenigen der Bisherigen auf die Liste schreiben. Daniel Münger ist gültig, alle andern vier Linien sind ungültig.
Etwas weit hergeholt. Die deutsche Schrift habe ich noch nie auf einem Wahlzettel gesehen. Immerhin wären wir wohl fähig, den Wählerwillen eindeutig feststellen zu können. Immerhin bin ich im Haushalt meiner Grossmutter aufgewachsen, die, obwohl in Kriens aufgewachsen, noch diese Schrift verwendet hat.
Gültig.
Diego Persenico
Jan. 21, 2015
Also schreibt alle meinen Namen auf den Wahlzettel und dann bin ich der neue Regierungsrat.
Meine Hunde würden sich freuen.