Gewöhnlich gelingt es dem “Pünggt.li” die Laudationes zu Ausstellungen und/oder Künstler*innen im Birsfelder Museum noch am Tag der Vernissage ins Netz zu stellen. Auch heute wieder. Was uns nicht gelungen ist: Ein aussagekräftiges Foto eines der 40 gezeigten Dioramen zu zeigen. Interessierten Leser*innen bleibt also nur ein Ausstellungsbesuch.
Regierungsrätin Kathrin Schweizer dankt das “Pünggt.li” für das Manuskript ihrer Begrüssung der Vernissagegäste.
“Geschätztes Vernissagepublikum
«to go», zum Mitnehmen. Einer der unzähligen neudeutschen Begriffe. «Coffee to go», das kennen wir alle. Aber eine Ausstellung «zum Mitnehmen»? Die Dioramen sind ja nicht zum Mitnehmen. Also: Was nehmen wir denn mit, heute Abend?
Das Leben?
Den Tod?
Individuelle Gedanken und Eindrücke?
Eine Anregung gar?
Hoffentlich nicht!!
Sie haben sich gewiss schon etwas umgesehen. Was für ein gruseliger Start ins noch junge 2022. Das dritte Jahr mit der Pandemie. Die könnte man jetzt dann auch «mitnehmen». Irgendwohin, dann wären wir sie los!
«Los werden», der gemeinsame Nenner all dieser Dioramen: In beinahe jeder Szene wird jemand jemanden los, einfach nicht ganz freiwillig, und nicht ganz gewaltfrei…
Als Sicherheitsdirektorin unseres Kantons bin ich letztlich auch für unsere Polizei verantwortlich. Und dankbar, dass ich «nur» die politische Verantwortung zu tragen habe. Als erste an einem Tatort sein zu müssen, das bleibt mir erspart.
Das Spezielle an dieser Ausstellung ist ja, dass der Künstler Christoph Moor mit Kriminalistik, Mord etc. rein gar nichts am Hut hat. Der ausgebildete Fotolithograf hat sich beruflich eigentlich der Musik verschrieben.
Allerdings hat er offenbar seinen Hang zur bildenden Kunst nicht ganz unterdrücken können. Denn statt zu Instrumenten, Partituren und zum Dirigentenstab hat er mit diesen Dioramen zu morbider Fantasie und Kleinstwerkzeugen gegriffen.
Das Resultat ist ein 40-facher Blick in menschliche und gesellschaftliche Abgründe. Dies pointiert verstärkt durch die jeweiligen Kurzgeschichten. Aber schon für sich alleine sorgen diese Dioramen für etwas «Tschudere», vor allem, wenn man die Details ein bisschen genauer betrachtet.
«Kopfkino», sage ich da nur.
Wer dem Kopfkino etwas auf die Sprünge helfen will, liest die Kurzgeschichten, die ich erwähnt habe. Verfasst haben sie Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Birsfelden. Teilweise offenbaren die Texte eine fast schon beunruhigende Fantasie…
In Birsfelden nicht speziell vorstellen muss ich Christoph Gloor, dessen Zeichnungen und Gemälde thematisch die Ausstellung begleiten.
Ich danke an dieser Stelle herzlich für die Einladung und die Ehre, eine kurze Laudatio halten zu dürfen. Und ich danke der Kulturkommission, dass sie es immer wieder schafft, kleine und feine Ausstellungen zu organisieren. Sogar eine solche, in direkter Nachbarschaft zu einer Kirche…
Und jetzt: Tauchen Sie ein in diese spezielle Welt, und nehmen Sie mit, was Ihnen in diesem Zusammenhang wichtig erscheint. Und sei dies «nur» die Überzeugung, dass die dargestellten Szenarien und die dazu verfassten Texte nie die «ultima ratio», die letztmögliche Lösung sein dürfen!”
Kathrin Schweizer, Sicherheitsdirektorin des Kantons Basel-Landschaft