Für die Betroffenen von Werkhof/Wasserversorgung ist das Sanierungspaket die Härte. Die 25° französische Härte des Trink- und Waschwassers werden da locker um Längen übertroffen.
Heute analysieren wir im Speziellen den Stellenabbau bei der Wasserversorgung. Neben den gestrichenen 100 Stellenprozent bildet die Idee, die Abteilungsleitung Wasser und IDL (InfrastrukturDienstLeistungen für die, die sicher nach wie vor mit der Reorganisation PuMa schwer tun) zusammenzulegen, einen weiteren Kernpunkt dieses Sparvorschlags. Der Birsfelder Brunnmeister soll neu auch Strassenmeister und Gartenmeister in Personalunion sein.
Es gibt zwar noch keinen offiziellen Studiengang für ein solches Universalgenie, aber unsere Gemeinde darf durchaus auch einmal Vorreiter sein und mit dem bisherigen Brunnmeister hat man offenbar die eierlegende Wollmilchsau bereits gefunden. Vorderhand soll dies eine wesentliche finanzielle Entlastung geben und genau da liegt aber das Problem im Entlastungspaket: Wie den allermeisten Personen, die sich ab und an mit der Gemeinderechnung bzw. dem IAFP beschäftigen, bekannt sein dürfte, handelt es sich bei der Wasserversorgung (und auch bei der Abwasserentsorgung) um sogenannte Spezialfinanzierungen. Und da dürfte auch dem Gemeinderat als Verfasser des Dokuments bekannt sein, was darin zu lesen ist:
Um Querfinanzierungen dieser Bereiche durch allgemeine Steuermittel zu verhindern, werden die entsprechenden Funktionen im Rahmen des Rechnungsabschlusses „neutralisiert“, und ihr Saldo mit dem Kapitalkonto der jeweiligen Spezialfinanzierung verrechnet. Aufwand und Ertrag der Spezialfinanzierung sind damit gleich hoch, die Funktionen der Spezialfinanzierungen sind saldoneutral. Das Gesamtergebnis der Rechnung ist deshalb gleich dem Ergebnis des steuerfinanzierten Bereichs.
In anderen Worten könnte das auch heissen: Mit Sparmassnahmen bei der Wasserversorgung kann man die laufende Rechnung NICHT entlasten. Es wirkt sich allenfalls auf den Wasserzins aus.
Und da in der Wasserkasse rund CHF 3.5 Mio. liegen und im Abwasserkässeli gar sensationelle CHF 10.7 Mio. muss man sich fragen, weshalb hier eine derart radikale Sparkur überhaupt durchgeführt wird. Die Reduktion der 100%-Stelle dürfte teilweise mit der Schliessung der Schwimmhalle zusammenhängen (Schätzung 20%-40%). Der Rest ist aber spezialfinanziert. Ebenso der Abteilungsleiter, der neu — ebenfalls geschätzt — für 50% zum Wasser und für 50% zu den IDL schaut. Dies entlastet vorderhand die Wasserkasse (von der generellen Personalreduktion im Werkhof mal abgesehen). Der einzige Spareffekt, den man hier allenfalls identifizieren könnte, wäre demnach eine illegale Quersubventionierung, beispielsweise indem Lohnanteile, Materialien und anderes (bsp. Computer, Telefon, Spesen, etc.) des Abteilungsleiters eher über die Wasserversorgung abgerechnet werden, obwohl sie eigentlich den IDL unterstehen. Die strikte Trennung dürfte schwierig werden. Mit etwas “Geschick” entlastet man die Laufende Rechnung über die Spezialfinanzierung, ohne das es jemanden stört, da dort die Kosten insgesamt auch sinken werden.
Wenn wir schon dabei sind: Könnte man nicht die Schwimmhalle über die Abwasserkasse laufen lassen? Mit dem aktuellen Guthaben wäre diese für mindestens 20 Jahre finanziert. Und das Chlorwasser im Becken hat schliesslich auch mit Abwasser zu tun. Mehr jedenfalls als die im Abschnitt vorher erwähnte Querfinanzierung.
Fazit:
Kreativität des Vorschlags: neu aber eher untauglich
Eingesparte Summe: unbekannt, kaum Entlastung der laufenden Rechnung, dafür tieferer Wasserzins
Betroffen: Angestellte der Wasserversorgung
Kompetenz: Gemeinderat
Umsetzungschancen: sehr gross
Bewertung der Redaktion: entweder ein äusserst geschickter, halblegaler Querfinanzierungstrick oder der Beweis dafür, dass auch der Finanzminister nicht so viel von öffentlichen Finanzen versteht.
hasira
Jun 23, 2014
Tja, dann hätten wir das mit der Schwimmhalle ja erledigt. Oder?
annacarla
Jun 23, 2014
Nachdem Schule und Schwimmclubs dann draussen wären, liesse sich die Schwimmhalle auch für Parties oder an einen FKK-Verein vermieten. Allerdings müsste man dann die Fenster mit Milchglas versehen.
rugeli
Jun 24, 2014
Blödsinn, Milchglas! Bänke hinstellen und Eintritt verlangen!
Franz Büchler
Jun 24, 2014
Der Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft hat soeben gemeldet:
Therwiler Gemeindeversammlungsbeschluss über einen Wasserrappen für Wasserhilfsprojekte aufgehoben !
Der Regierungsrat hat den Beschluss der Gemeindeversammlung Therwil vom 11. Dezember 2013 über die Einführung eines Wasserrappens für weltweite Wasserhilfsprojekte auf Beschwerde hin aufgehoben. Die Gemeindeversammlung hatte beschlossen, dass die Wasserkasse mit einem Rappen pro Kubikmeter verbrauchten Wassers für die weltweite Unterstützung nachhaltiger Projekte für sauberes Trinkwasser belastet wird. Der Beschwerdeführer hat moniert, dass für diesen Beschluss die rechtliche Grundlage fehle. Der Regierungsrat hat dem Beschwerdeführer Recht gegeben und festgehalten, dass aufgrund der kantonalen Wasserversorgungsgesetzgebung Gelder der kommunalen Wasserkasse nur zweckgebunden, d.h. nur für kommunale Wasserversorgungsprojekte verwendet werden dürfen. Der angefochtene Gemeindeversammlungsbeschluss verletzt diesen Grundsatz, so dass ihn der Regierungsrat aufheben musste.
Ich frage mich jetzt, ob die Schwimmhalle vielleicht nicht doch auch ein kommunales Wasserversorgungsprojekt ist …
Hans-Peter Moser
Jun 25, 2014
Bereits seit vier Jahren leidet der Werkhof und seine Mitarbeiter unter einer verfehlten ( oder nicht vorhandenen) Personalpolitik. Unter anderem fehlt im gesamten Verwaltungsbereich ein Personal- und Führungsleitbild.
Anscheinend sind auch Pflichtenhefte nicht mehr notwendig.
Mehr oder weniger führungslos und ohne fachlich kompetente Leitung
mussten die Resortleiter mit den Mitarbeitern die notwendigen Arbeiten
im Bereich des werterhaltenden Unterhalts ausführen. Dieser Zustand war für viele Mitarbeiter nicht motivierend.
Wie der Teufel das Weihwasser scheut die oberste Führung eine Analyse zu erstellen und Bilanz zu ziehen, über die seit 2010 geltende Neuorganisation. Dies gilt für den ganzen Tiefbau‑, Hochbau‑, Planungs‑, Ver- und Entsorgungsbereich.
Somit wurde beim plötzlichen Austritt des Abteilungsleiters, welcher doch einige Defizite im fachlichen wie auch im Führungsbereich aufwies, auch eine Chance verpasst, Korrekturen an diesem nicht ganz unbestrittenen Organisationskonzept vor zu nehmen.
Ich will an dieser Stelle die Qualitäten des neuen Gesamtleiters nicht in Frage stellen. Von seinem Fachwissen als Brunnmeister profitiert die Wasserversorgung in grossem Ausmass.
Zur fachlich kompetenten Leitung des Strassen‑, Gärtnerei‑, Friedhof‑, Kanalisation und Sportplatzbereichs braucht es jedoch unbedingt einen ausgewiesenen Fachmann aus der Bau- oder Grünbranche. Fachliche Defizite haben unweigerlich Führungsprobleme zur Folge.
Die nun vorgesehene Streichung von rund 500 Stellenprozenten, fünfundzwanzig Prozent des Gesamtbpersonalestandes von IDL und Wasserversorgung, wird zu grossen Problemen führen, fehlt doch jedes Konzept bezüglich Verlagerung des im Ausmass gleichbleibendem Arbeitsumfangs. Nebst dem die angemeldeten Kündigungen sehr gut qualifizierte Mitarbeiter betrifft.
Der Friedhof würde den allseits geschätzten Stellvertreter der Friedhofgärtnerin
verlieren. Dessen Aufgaben, unter anderem Sigristendienst und Begleitung der Angehörigen in der Vorbereitung und während den Abdankungen, nicht einfach von Mitgliedern des Werkhofteams übernommen werden können.
Meine Folgerung: Ohne klares langfristiges Verlagerungskonzept der gleichbleibenden Aufgaben ist die vorsorgliche Kündigung der Mitarbeiter aus sachlichen, ethischen und moralischen Gründen nicht zu verantworten und ist
abzulehnen. Eine Erfolgsanalyse der seit 2010 geltenden Neuorganisation der Gemeindeverwaltung ( zum grossen Teil fremd gemacht) sollte angestrebt werden. Möglich notwendige Anpassungen könnten sich ebenfalls positiv auf unsere finanzielle Situation auswirken.
25.6.2014/ Hans-Peter Moser
Info Kennzahlen Bewirtschaftung durch IDL/WV
Strassenlänge 25km/ Kanalisation 25 km/ Wasserleitung 25 km/ Grünflächen 11.7 ha/ Flachdächer 4050 m²/ Böschungen Hecken 6200 m²/ Bäume 794/
Friedhof 1100 Gräber davon 800 Anpflanzung durch Gemeinde, ca. 100 Bestattungen p.a.
Betty C.
Jun 27, 2014
Ja, der Dingsschmied hat durchaus noch nicht überwunden, dass nicht alle seiner Meinung sind/waren. Dass diese Reorganisation vom 2010 eine Alibiübung war, war mir von Anfang an klar. Rückgra(d)t haben bedeutet auch Fehler einzugestehen.