»Politik ist Sprache und Sprache ist Politik. Wenn sie eine Wirklichkeit schafft, dann ist immer auch die Frage, welche Wirklichkeit sie schafft.« sagte Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen Deutschland (zusammen mit Annalena Baerbock).
Und genau das ist es, was Elisabeth Wehling in ihrem Buch »Politisches Framing« meint:
»Politisches Denken ist bewusst, rational und objektiv — dieser althergebrachten Idee sitzen bis heute viele Bürger und Journalisten, Meinungsforscher und Politiker auf.
Doch die moderne Neuro- und Kognitionsforschung hat die ›klassische Vernunft‹ längst zu Grabe getragen. Nicht Fakten bedingen politische Entscheidungen, sondern kognitive Bedeutungsrahmen, in der Wissenschaft Frames genannt..«
Doch schauen wir uns einmal solche Deutungsrahmen (Frames) etwas näher an.
Viel gebrauchte Wörter der letzten Zeit sind Klimawandel und Klimaerwärmung.
Dass es sich bei Klima nicht um das tägliche Wetter handelt, dürfte bald allen bekannt sein — ausser Herrn Trump.
Doch was ist Wandel und was ist Erwärmung? Und welche Gefühle lösen sie bei Ihnen aus?
Wandel ist eine Veränderung, es kann sich etwas zum Guten oder zum Schlechten verändern, wandeln. Der Begriff ist also sehr unscharf, in beide Richtungen dehnbar. Ein Grund vielleicht, dass Menschen Klimawandel nicht so ernst nehmen?
Noch schlimmer steht es mit Klimaerwärmung oder Erderwärmung. Erwärmung ist im weitesten Sinne etwas angenehmes, erwärmen ist positiv besetzt. Wenn es uns warm ist, geht es uns gut. Es wird mir ganz warm ums Herz. Wenn es uns kalt ist, geht es uns schlecht — also erwärmen wir uns. Nun wird ja nicht einmal von globaler Wärme gesprochen sondern von globaler Erwärmung. Das heisst, das ist etwas Angenehmes.
Das Konzept der ›globalen Erwärmung‹ ist absolut ungeeignet, den erwarteten Temperaturanstieg und die daraus entstehenden Gefahren und Handlungsnotwedigkeiten darzustellen. Es gilt also bessere Bedeutungsrahmen zu finden.
Klimaerhitzung Erderhitzung müssten die Schlagworte sein. Alles andere spielt den Gegnern den Ball zu.
Interessiert an politischer Sprache, an politischen Frames?
Elisabeth Wehling
Politisches Framing
Wie eine Nation sich ihr Denken einredet — und daraus Politik macht
edition medienpraxis
Köln: Halem 2016
Fr. 18.50
oder in der GGG-Bibliothek
Und die Weisheit zur Sache:
Seit dem wir über unsere (Flug)Scham sprechen,
haben wir das Gefühl,
schon einiges für das Klima getan zu haben.
Christiane Hoffmann