Da steht es also, das fidele Grüpplein, das für meine Freiheit kämpfen will. Sehr abgekämpft sehen sie ja nicht gerade aus. Doch für welche Freiheit(en) kämpfen sie denn. Etwa so:
Freiheit, die ich meine, die mein Herz erfüllt
komm mit deinem Scheine, süßes Engelsbild!
Das kann es ja nicht sein. Vielleicht eher Freiheit im Sinne von Liberalismus? Es heisst ja »FDP. Die Liberalen.« Ist es diese Art von Freiheit für die gekämpft wird?
Googeln Sie sich einmal »Liberalismus« und schauen Sie nach, ob das Ihrem Bild von Freiheit entspricht. Oder ob da Dieter Hildebrand nicht eher Recht hat, wenn er sagt: »Demokratie ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.« Also nur noch Wirtschaftsliberalismus?
Was mich irritiert an diesem Kampf für Freiheit:
• Ist die Überführung der Schulen in die Privatwirtschaft die Freiheit, die sie meinen?
• Ist die Privatisierung der Trinkwasserversorgung die Freiheit, die sie meinen?
• Ist die Privatisierung der Post, der Bahn, der Spitäler die Freiheit, die sie meinen?
• Ist die Privatisierung des Service public die Freiheit, die sie meinen?
Ist es die Freiheit, die sie meinen, wenn seit Jahren hinter verschlossenen Türen,
ohne Auftrag des Parlaments,
ohne Einsichtsrecht für Bürgerinnen und Bürger,
auch ohne Einsichtsrecht für das Parlament oder seine Kommissionen,
ohne Diskussion in den Parteien,
in Genf über TISA verhandelt wird. Über TISA, das die Privatisierung, respektive die Gleichstellung privater Institutionen mit staatlichen Institutionen verlangt.
Also:
• Die private Schule des Novartis-Konzerns soll ebensoviele staatliche Mittel bekommen wie die staatlichen Schulen.
• Nicht staatliche Gerichte sollen Streitigkeiten lösen oder sanktionieren, sondern private Schiedsgerichte.
• Vorgenommene Privatisierungen können nie mehr rückgängig gemacht werden.
• Nach Vertragsabschluss müssen die Verträge noch fünf Jahre geheim bleiben!
Und so haben sich die verhandelnden Staaten, die Schweiz gehört dazu, den passenden Namen (reiner Zynismus) gegeben: „Really Good Friends of Services“.
Ich habe von der FDP noch nie ein Wort zu diesem ‘freiheitlichen’ Thema gehört. Hofft man, so eine Diskussion in der Öffentlichkeit zu vermeiden, um dem Projekt zum Erfolg zu verhelfen?
Ist das die Freiheit, die sie meinen?
Meine Freiheit sieht anders aus!
Oder kämpfen sie tatsächlich für die Erhaltung der Demokratie in allen Bereichen (nicht nur in Belanglosigkeiten), die Freiheit des Service public, gegen privatisierte Richter, etc.?
Es wäre schön, von diesen Leuten einmal etwas zu hören!
Und die Weisheit zum Artikel:
»Die Politik ist ein Versuch der Politiker,
zusammen mit dem Volk mit den Problemen fertig zu werden,
die das Volk ohne die Politiker niemals gehabt hätte.«
Dieter Hildebrandt
annacarla
Jan 9, 2015
Bello, oh wie schön, oh wie lacht: Familie Saubermann! Das Poster erinnert doch stark an Waschmittelwerbung: Weisswaschen, reinweichen, einweichen, bügelfrei, erinnert an den Werbeflyer einer Wäscherei. Den Weichspüler kann man riechen. Vielleicht ist diese Assotiation ja gewollt: Geldwaschen und Ausbügeln?
Sieht aber eher nach Konfirmandenunterricht in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts aus. Wenigstens die Herren könnten die Hemdsärmel hochkrempeln, damit auch ein bisschen Kampfstimmung entsteht. Immerhin, die Freiheit keine Kravatte zu tragen, ist ein Zeichen, aber diese Freiheit haben sich andere schon lange erobert.
Weichspüler + gestärkte Hemdkragen. Nein Danke!
P.Büschi (Ex-Birsfelder)
Jan 9, 2015
Genial geschrieben Madame, Capeau! Ich dachte auch zuerst es handle sich um eine Windelwerbung…hellblau, rosa und weiss, dann Zahnpastawerbung…für ein weisseres lächeln…nur die Dame mit der schrecklichen Mèche…hat wohl die Freiheit so zu sein wie man will 100% umgesetzt 😉
Peter Meschberger
Jan 9, 2015
Ja, da habe ich mich schon seit einigen Tagen gefragt, wann und wo und wie und womit irgend eine oder einer dieser blau und rosa und weiss eingefärbten Damen und Herren für meine Freiheit, und für welche, gekämpft hat, und das erst noch jeden Tag. Gemerkt habe ich bis heute nichts davon.
Oder ist dieser Text wohl eine moderne Übersetzung unseres seinerzeitigen Kinderspruches “Wer das liest ist ein Esel”, den wir vor vielen Jahren als kleine Schlingel oft an die Wände geschrieben hatten?
Bin ich eigentlich blau oder war es eher der Texter…?
Im Ernst: Wofür hält man hier die Wähler und Wählerinnen?
rugeli
Jan 9, 2015
Geschätzter Peter Meschberger, die halten uns für Stimmvieh. Alle vier Jahre gibts verfassungsbedingt für ein paar Wochen Freiland-Auslauf. Die vier Wochen haben wir jetzt: Wehe es klettert einer über den Zaun.
hasira
Jan 22, 2015
Was die FDPler von Freiheit halten sehen wir Tag für Tag. Seit der Frankenstärkung hört man sie nach Konjunkturspritzen jammern = “freie Marktwirtschaft”?
Und jammern über Einkaufstourismus = “freie Marktwirtschaft” in Reinkultur!
“Freie Marktwirtschaft” ist halt eben nur “freie Marktwirtschaft” wenns den Grosskopfeten nützt.
Nicht liberal also, sondern nur wirtschaftsliberal.
Nicht Freiheit also, sondern nur Wirtschaftsfreiheit.
Wirklich liberal wäre, wie es Lisa Herzog sagte:
“Wem es mit dem Ideal des freien Menschen ernst ist, der muss den Einzelnen dabei unterstützen, frei sein zu können!”