In Mode ist sie – im Gegensatz zur BDP, die zudem auf den aktuellen Plakaten auch modisch verstaubt wirkt – immer noch, die grünliberale Partei glp. Ihr haftet Frische und Unbelastetheit an und so wirkt auch ihr schlicht-grünes Plakat, das wir ganz kopflos z.B. an öffentlichen Plakatsäulen in Birsfelden angetroffen haben.
Schlicht gefällt mir. Auf grinsende bzw. grimmige Köpfe kann ich gut verzichten. Doch Inhalt jedoch ist neben einer Liste mit profilierten Persönlichkeiten unverzichtbar. Oder wäre es zumindest. Denn das Poster der glp hilft uns hier irgendwie nicht weiter. Oder was ausser »grün und liberal« sollten die Wählenden von einer grünliberalen Partei sonst erwarten?
Einzig nicht doppelt gemoppelt und etwas aus dem Rahmen fallend ist das weisse »und«. Und genau das ist es, was ich vielleicht nicht bzw. falsch verstanden habe. Könnte es etwa das logische UND, die sogenannte Konjunktion, bekannt aus Logik und Mengenlehre sein oder ist es wirklich nur unser »natürlichsprachiges UND«.
Unter der Annahme, es handle sich tatsächlich um das logische UND wird es interessant im Bereich der Schnittmenge.
So könnte es beispielsweise bedeuten, dass die glp grüne Themen nur dann unterstützt, wenn sich diese mit einem liberalen Gedankengut (in welchem Sinne auch immer) in Einklang bringen lassen. Oder auch folgende Interpretation würde passen: Deregulation, also freier Markt und Eigenverantwortung, nur in Umweltanliegen.
Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch bedeutend grösser, dass es sich um unser altbekanntes natürlichsprachiges UND handelt. Das ist nicht nur langweilig, weil es etwas gar simpel ist und man deshalb auf das farbliche Herausheben hätte verzichten können. Es ist auch deshalb uninteressant, weil es kaum Schnittmengen gibt. Insgesamt passt diese Mengenleere aber durchaus zur Inhaltsleere des Baselbieter Wahlkampfes.
Franz Büchler
Feb 2, 2015
Was kann man schon an diesem schönen grünen Plakat herumkritteln? Nichts, schön gemacht, einer meiner früheren Chefs hätte gesagt »l’art pour l’art« hier vielleicht auch »l’art pur lard«. Sie nennen sich »grün«, darum waren sie gegen die Zweitwohnungs-initiative, und sie nennen sich liberal, was auch immer sie darunter verstehen. Was aber liberal ist, wird leider nirgends bei diesen Leuten angedeutet.
Liberté, Égalité, fraternité hiess das eigentlich bei der Entstehung. Oder zu deutsch:
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und, sorry annacarla, natürlich auch Schwesterlichkeit (oder vielleicht Menschlichkeit?).
Gemeint war mit Freiheit die Freiheit von Herrschern (Kaiser, König, Herzog) und keine Leibeigenschaft. Gleichheit war die Gleichheit vor dem Gesetz und in der Ständeordnung. Brüder-/Schwesterlichkeit war das soziale Miteinander und die Verantwortlichkeit füreinander.
Wenn heute Freiheit vor allem als Wirtschaftsfreiheit und Freiheit von den Gesetzen interpretiert wird, wenn Gleichheit zu Gleichmacherei herabgestuft wird, und wenn schlussendlich Brüder-/Schwesterlichkeit zu Gutmenschentum verächtlich gemacht wird, sollten wir langsam die Zeichen der Zeit wirklich erkennen.
Erstaunlich aber, dass heute die Werte des Liberalismus vor allem von den linken Parteien hochgehalten werden. So ist den Linken zum Beispiel der Schutz des Bürgers vor dem Staat ein wichtiges Anliegen (also nicht der Staatsschutz!). Und es war vor allem die Linke, die das demokratische Programm des Liberalismus voran brachte.
Die Liberalen in den sogenannt »bürgerlichen Parteien« sind recht selten geworden, eigentlich müsste es heissen: FDP Die Neoliberalen oder GLP Die Wirtschaftsliberalen. Je weiter die SVP nach rechts driftet, desto mehr liebäugeln die FDPler nach rechts zu den radikalen Rechten.
Liberal sein heisst doch eigentlich frei sein. Nicht frei von Ethik und nicht frei von Verantwortung für die Gemeinschaft, auch die Weltgemeinschaft. Am 22. Januar 2014 hat hasira hier in einem Kommentar das ganz schön gesagt, respektive zitiert: »Wirklich liberal wäre, wie es Lisa Herzog sagte: “Wem es mit dem Ideal des freien Menschen ernst ist, der muss den Einzelnen dabei unterstützen, frei sein zu können!”«.
WOW! Das ist das liberale Programm — eigentlich.