Wie Sie der Tages­pres­se ent­neh­men konn­ten, wur­de gegen den ableh­nen­den Ent­scheid des Bau­in­spek­to­rats Basel-Land­schaft von den Antrag­stel­len­den Beschwer­de ein­ge­reicht. Die Bau­ge­suchs­ab­wei­sung vom 3. Juni 2021 sei auf­zu­he­ben. In die­ser Abwei­sung war die Begrün­dung ein­zig die Nicht-Zonen­kon­for­mi­tät. Das Was­ser­stoff-Her­stel­lungs­werk soll also durch­ge­zwängt werden.

In einer kürz­lich ver­öf­fent­lich­ten Stel­lung­nah­me war­nen Expert:innen des Sach­ver­stän­di­gen­rats für Umwelt­fra­gen der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land davor, Was­ser­stoff als gros­se Lösung in der Kli­ma­kri­se zu betrachten.
Sie wider­spre­chen damit den Wahl­pro­gram­men deut­scher Par­tei­en und der euro­päi­schen Lob­by der Gas­in­dus­trie. Natür­lich hat ein Mit­in­iti­an­tin wie die Fritz Mey­er AG als selb­stän­di­ge Mine­ral­öl­im­por­teu­rin und Mit­glied­fir­ma der AVIA ein Inter­es­se, Was­ser­stoff an sei­nen Tank­stel­len zu ver­kau­fen, wenn die Ver­bren­nungs­mo­to­ren mehr und mehr abnehmen.

»Was­ser­stoff wird ein knap­per und kost­ba­rer Ener­gie­trä­ger blei­ben«, sagt die Vize-Vor­sit­zen­de des Exper­ten-Gre­mi­ums, Clau­dia Kemfert.
In dem 165 Sei­ten star­ken Papier wird klar: Bei der Nut­zung des Gases sind so vie­le Fra­gen noch nicht geklärt – etwa, wo es pro­du­ziert wer­den soll –, dass sich in der Kli­ma­kri­se nie­mand dar­auf ver­las­sen kann. »Zur­zeit wird das Gas zwar sehr stark dis­ku­tiert, aber gros­se Fra­gen sind unge­klärt – sowohl für grünen als auch für blau­en Was­ser­stoff: Wo erge­ben Pipe­lines überhaupt Sinn? Ist das wirk­lich öko­lo­gisch und ver­ein­bar mit den Kli­ma­zie­len?«, so die Öko­no­min Kemfert.
Blau­en Was­ser­stoff, der aus fos­si­len Brenn­stof­fen wie Gas her­ge­stellt wird, lehnt der Sach­ver­stän­di­gen­rat grund­sätz­lich ab. Aber auch der grüne, oft als kli­ma­freund­li­che Alter­na­ti­ve gehan­del­te Was­ser­stoff, ist kein All­heil­mit­tel. Denn noch ist nicht geklärt, woher die Men­ge an grünem Was­ser­stoff aus Wind- und Solar­ener­gie kom­men soll. Ein Bei­spiel zeigt, wel­che unrea­lis­ti­schen Dimen­sio­nen die Was­ser­stoff­pro­duk­ti­on anneh­men müsste:
Um bei­spiels­wei­se damit alle deut­schen Autos zu betan­ken, wie es die meis­ten deut­schen Par­tei­en vor­schla­gen, bräuch­te es erstaun­lich vie­le Wind­rä­der und Son­nen­pa­nee­le. Exper­ten der euro­päi­schen Orga­ni­sa­ti­on »Trans­port and Envi­ron­ment« haben das für syn­the­ti­sche Kraft­stof­fe kal­ku­liert, umge­rech­net auf Was­ser­stoff würde dies bedeu­ten: Wir bräuch­ten rund 160 Giga­watt an Wind­rä­dern – rund drei­mal soviel, wie bis­lang in Deutsch­land ins­ge­samt instal­liert wur­den. Ohne, dass damit auch nur eine Stahl- oder Zement­fa­brik belie­fert wer­den könn­te. Bedenkt man, dass es heu­te um jedes Wind­rad gros­se Debat­ten in den Dör­fern gibt, erscheint dies unrealistisch.
Wer also Ja zu Was­ser­stoff für Autos sagt, plant damit zugleich rie­si­ge neue Flä­chen ein – Flä­chen, die ohne­hin noch gebraucht wer­den, um unser Han­dy umwelt­freund­lich auf­zu­la­den oder Fabri­ken zu elek­tri­fi­zie­ren. Daher sagt der Sach­ver­stän­di­gen­rat, grüner Was­ser­stoff soll­te nur da ange­wandt wer­den, wo es kei­ne Alter­na­ti­ven gibt, etwa in der Stahl­in­dus­trie oder für den inter­na­tio­na­len Schiffs- und Flug­ver­kehr. »Ent­schei­dend ist es aber, dies ein­zu­bet­ten in eine umfas­sen­de Stra­te­gie für eine Ver­kehrs­wen­de – dazu gehö­ren bei­spiels­wei­se ein ver­bes­ser­ter Schie­nen­ver­kehr, mehr ÖPNV (öffent­li­cher Per­so­nen­nah­ver­kehr) und Fahr­rad­in­fra­struk­tur«, so die Öko­no­min Kemfert.

Was­ser­stoff, wie er in Birs­fel­den her­ge­stellt wer­den soll, der für Trans­port­un­ter­neh­men sein soll, ist aus Kli­ma­sicht und Öko­lo­gie nicht erstrebenswert.
Gegen­über dem Elek­tro­au­to ist das Brenn­stoff­zel­len­au­to Well To Wheel aller­dings schlech­ter, weil die Erzeu­gung des Was­ser­stoffs mit Strom und die erneu­te Umwand­lung in Strom dop­pelt am Wir­kungs­grad knabbern.
Ein erheb­li­cher Nach­teil des Was­ser­stoffs als Treib­stoff lässt sich aber nicht so schnell besei­ti­gen: Die Ener­gie­ef­fi­zi­enz. Allein aus die­sem Grund plä­die­ren vie­le Fach­leu­te dafür, mög­lichst gleich mit Strom zu fah­ren und nicht zunächst Was­ser­stoff zu tan­ken, der dann in der Brenn­stoff­zel­le in Strom umge­wan­delt wird. Nur wenn ein Fahr­zeug meh­re­re Ton­nen wiegt und des­halb die Bat­te­rien für den Antrieb zu groß und schwer wer­den, kann Was­ser­stoff als Treib­stoff sinn­voll sein, also bei Bus­sen oder schwe­ren Transportfahrzeugen.
Und dafür wol­len oder soll­ten unse­re Strom­erzeu­ger doch nicht Hand bie­ten. Auch nicht zum Green­wa­shing frag­wür­di­ger Trans­por­teu­re, wie es Doris Fia­la für die FDP organisierte.

Aller­dings könn­te Was­ser­stoff als Ener­gie­spei­cher tau­gen. Das dann, wenn z.B. aus Was­ser­kraft zu viel Strom erzeugt wird — was nach der Abschal­tung der AKWs in der Schweiz wahr­schein­lich kaum der Fall sein wird … und das auch im Hin­blick auf die bald feh­len­den Was­ser­mas­sen im Som­mer, wenn alle Glet­scher geschmol­zen sind …

Die Fra­ge zur Sache:

Woher bekom­men IWB, EBM und EBL genü­gend Strom,
wenn immer mehr Strom für die
Was­ser­stoff­pro­duk­ti­on gebraucht wird?

 

 

 

Quel­le: Aus­zü­ge aus dem Papier des Sach­ver­stän­di­gen­rats Umwelt und einem Kom­men­tar von correctiv.org

Der tägliche Einkauf
Mattiello am Mittwoch 21/28

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