Nun ruft das Jungvolk wieder zum Klimastreik auf. Zum zweiten internationalen Klimastreik. Und die Zögerer, Zauderer und Problemleugner schimpfen sich wieder die Lippen franslig:
… die, dauernd mit ihren Smartphones … die, mit ihrem Fastfoood … die, mit ihrem Littering … die, mit ihren Ferienflügen … die, mit ihrem Schuleschwänzen … usw.
Doch das perfideste Argument kommt dann meist am Schluss: »Die sollen bei sich selbst anfangen, jeder Einzelne soll bei sich selbst anfangen.«
Das ist ganz klar und ist ganz wahr,
nur ist es auch ein Totschlagargument.
Es gibt in der ganzen Klimaproblematik nun einfach ganz wichtige Dinge, die nicht jeder einzelne Mensch in Bewegung bringen kann. Wir haben gezeigt, was es in den 80er-Jahren mit dem Katalysator an sich hatte. Siehe hier.
Doch was machen denn unsere Vorbilder in der Politik heute besser?
Nach vier Tagen Gemauschel war das CO2-Gesetz derart verwässert, dass weder Linke noch Rechte etwas damit anfangen konnten:
Der Nationalrat hat die Vorlage am 11. Dezember 2018 in der Gesamtabstimmung versenkt.
Der Entscheid mit 92 zu 60 Stimmen bei 43 Enthaltungen war wieder einmal eine Glanzleistung unseres Parlaments. Man sollte denen das Sitzungsgeld abziehen.
Mit der Totalrevision des CO2-Gesetzes wollte der Bundesrat die Verpflichtungen aus dem Klimaabkommen von Paris erfüllen und die Klimapolitik nach 2020 festlegen. Die Schweiz sollte einen Beitrag dazu leisten, den globalen Temperaturanstieg auf unter 2 Grad zu beschränken, gemäss dem Nationalrat gar auf “deutlich unter 2 Grad”.
Bis 2030 sollten die Treibhausgasemissionen um 50 Prozent unter das Niveau von 1990 sinken. Entgegen dem Antrag des Bundesrats beschloss der Nationalrat, dass die Reduktion zu grossen Teilen durch den Kauf von Emissionszertifikaten im Ausland erfolgen kann. Einen Inlandanteil lehnte er ab. Die Schweiz kauft sich in Afrika und Asien frei?
Wie dem auch sei, die Forderung des Jungvolks heisst ja sowieso:
Und so sind wir wieder beim Thema: … die sollen mit dem Velo in die Schule fahren, nicht mit dem Töffli … — … die sollen ihre Matura-Reise mit der Bahn machen, nicht mit dem Flugzeug … — die … die … die …
Diese Wende in der Argumentation zeigt schon deutlich: Die andern sollen zuerst, ich nicht … Und schon sind wir dort, wo wir schon in den beiden letzten Artikeln waren: Muss Klimawandel bei jedem Einzelnen beginnen? Vielleicht erinnern Sie sich an die zwei vorhergehenden Artikel zum Thema und das Totschlagargument?
Kann jeder Einzelne so viel bewirken oder wäre nicht auch hier ein Wechsel innerhalb des Systems notwendig?
Noch einmal: Ich sage nicht der einzelne Mensch könne nichts tun, im Gegenteil. Aber um zügiger und wirkungsvoller voran zu kommen, braucht es auch systemische Veränderungen. Z.B.:
• Ein CO2-Gesetz, das greift
• Eine Steuer auf Flüge und/oder auf Kerosin
• Das Einhalten der EU-Normen für alle Fahrzeuge ohne Software-Bschiss. Fahrzeuge, die das nicht einhalten, müssen umgerüstet oder aus dem Verkehr gezogen werden.
• Einen Mindestpreis für »Europa-Flüge« entsprechend dem billigsten Bahnticket
• Einen obligatorischen Partikelfilter und Lärmschutz auch für Lastwagen und Baumaschinen
• SUVfreie Zonen in den Städten, nur Personenwagen unter 1,2 t
Auch in den Gemeinden gäbe es Möglichkeiten:
• Jede Gemeindeliegenschaft ist ein Solarkraftwerk für die hoffentlich bald zunehmenden E‑Fahrzeuge der Gemeinde
• Benutzung zeitlich begrenzter Gratisladestationen bei Neuanschaffung von E‑Fahrzeugen
• E‑Bikes für Ortspolizisten, z.T. E‑Cargobikes für Werkhof = Vorbilsfunktion und Beitrag zur Fitness
Sicher machen Sie nun in den Kommentaren noch die viel besseren Vorschläge.
Übrigens: