Das ist das Motto eines neuen Vorstosses unter Federführung von Landrat und Gemeindepräsident Christof Hiltmann zum Thema Hafen. In einer Motion, die morgen im Landrat eingereicht werden soll, bringt er nämlich alle politischen Lager der zwei Hafenstandortgemeinden Birsfelden und Muttenz dazu, sich für ein gemeinsames Anliegen einzusetzen.
Der Vorstoss ist ganz nüchtern und einfach zu erklären. Die Hafenbetreiberin “Port of Switzerland” liefert gemäss Staatsvertrag jährlich den grössten Teil ihres Gewinns an ihre Besitzer, die Kantone BS und BL im Verhältnis 40:60 ab. Letztes Jahr waren das Fr. 7 Mio. und im Jahr davor Fr. 6,75 Mio., was dem Baselbiet immerhin rund Fr. 4,2 Mio. jährlich in die Kasse spült. Und nun wäre es doch schön, wenn auch die Standortgemeinden für ihre Leistung an der Allgemeinheit ein kleines Stück dieses Kuchens bekommen würden! Genau das verlangt der Vorstoss: Es ist eine moderate Forderung von 20% pro Gemeinde, was gemessen an den Vorjahreszahlen dann etwa Fr. 800’000.- wären.
Jetzt sagt sich der Rest des Kantons (BL) wahrscheinlich: Erstens haben wir selber leere Kassen und zweitens profitieren die Standortgemeinden doch schon von den Steuereinnahmen der Hafenfirmen. Dem kann der Motionär mit sauber recherchierten Tatsachen folgendes entgegnen:
- Der Kanton selbst fordert beim Bund einen Betrag an die Infrastrukturkosten mit der Argumentation, dass man mit einer anderen Nutzung des Hafenareals in Form von Gewerbe oder Wohnflächen Fr. 20–30 Mio. mehr erwirtschaften könne.
- Der Gewinn der Rheinhäfen selbst ist schliesslich sogar noch steuerbefreit und deshalb sehen auch hier die Standortgemeinden keinen roten Rappen.
Schlussendlich könnte man auch noch anfügen, dass beispielsweise die lokale Strasseninfrastruktur ebenfalls von der Gemeinde unterhalten, also bezahlt wird. Ausser den Lernfahrenden und den Bannumgänger/innen profitiert die Birsfelder Bevölkerung aber kaum von dieser Industriezone bzw. ‑brache. Das Beispiel Pratteln zeigt zudem eindrücklich, wie man mit einer geschickten Nutzung von grösseren Industrieflächen im Finanzausgleich von den Nehmern zu den Gebern aufsteigen kann. Dazu muss man diese aber offensichtlich selber bewirtschaften und nicht der zögerlichen Wirtschaftsoffensive einer schwachen Kantonsregierung überlassen, die ihre Potentiale erst in der Finanz-Schieflage zu ordnen beginnt.
Wir finden es mutig, dass dieses Thema auf Kantonsebene wieder einmal angegangen wird. Die Rheinhäfen selbst werden weder in Frage gestellt, noch finanziell zusätzlich belastet. Der Vorschlag ist also nicht besonders visionär, dafür einfach umsetzbar. Dazu bedarf es aber einiger Überzeugungsarbeit im Landrat. Deshalb wäre es toll, wenn sich die Unterzeichnenden — immerhin alle Birsfelder und Mutenzer Landräte — nicht nur per Unterschrift auf der Motion, sondern ganz aktiv in ihren Fraktionen dafür einsetzen werden. Mit vereinten Kräften eben! Heisse Eisen heissen deshalb so, weil man sich leicht die Finger daran verbrennen kann. Wenn man sich aber gemeinsam an ein solches Thema heranwagt, sind die Erfolgsaussichten vielleicht grösser.
wutbürger
Sep 18, 2013
Vorerst einmal ein Dankeschön an Christof Hiltmann für dieses Vorgehen, ich hoffe er braucht deshalb noch keine Asbesthandschuhe.
Im »Raumkonzept Schweiz« erarbeitet von Bundesrat, der Konferenz der Kantonsregierungen, der Schweizerischen Bau- Planungs- und Umweltdirektoren-Konferenz, dem Schweizerischen Städteverband und dem Schweizerischen Gemeindeverband wird unter anderem festgehalten:
»Ziel 5: Solidarität leben
Ziel
Bund, Kantone, Städte und Gemeinden fördern die Zusammenarbeit zwischen den Lebens- und Wirtschaftsräumen. Sie anerkennen, dass nicht alles überall sinnvoll ist. Sie prüfen neue Ansätze für den Ausgleich von Nutzen und Lasten innerhalb und zwischen den Regionen.
Wirkung
Die Schweiz kann die Herausforderungen der räumlichen Entwicklung besser bewältigen und findet zukunftsfähige Lösungen für die anstehenden Probleme.
Neue Partnerschaften stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie die Solidarität innerhalb und zwischen den Regionen, insbesondere zwischen den städtischen und den ländlichen Räumen.
Alle Regionen profitieren vom Wohlergehen des ganzen Landes, zu dem sie auch selbst einen Beitrag leisten.«
Da hoffen wir doch jetzt, dass der Kanton Basel-Landschaft, der mit der Pensionskassen-Revision die Gemeinden verarmen lässt um so zu noch mehr Macht zu kommen, nicht bei den Leeres-Stroh-Dreschern bleibt und mit den Gemeinden Muttenz und Birsfelden solidarisch wird.