Sie ahnen es, es geht um die 99%-Initiative der Jusos. Und dort geht es um 1% Superreiche, die etwas mehr abgeben sollen.
Zum Thema gibt es Bücher wie zum Beispiel »Warum wir un$ die Reichen nicht lei$ten können« von Andrew Sayer im Verlag C.H.Beck oder auch Vorschläge wie der von Mikel Jollet, der vorschlägt: Keine Milliardäre mehr! Er sagt, wenn ein Menschen 999,99 Millionen angehäuft hat, kommt jeder weitere Dollar der Öffentlichkeit zugute, er bekommt eine Medaille, auf der steht: Gratulation! Sie haben im Kapitalismus gewonnen. Ausserdem wird ein Hundepark nach ihm benannt.
Nun, wie auch immer, hier soll ein wenig darüber nachgedacht werden, wie Reichtum entsteht — und was sich daran ändern könnte.
Zuerst geht es hier um die Einkommen. Um das, was wir auch Lohn, Gehalt oder Verdienst nennen. Und gerade der letzte Begriff zeigt ja, dass das auch mit verdienen zu tun haben könnte. Und Andrew Sayer unterscheidet dann auch zwischen verdientem und unverdientem Einkommen:
»Diese Unterscheidung hat in der Geschichte der politischen Ökonomie, des sozialistischen Denkens und des Steuerwesens eine tragende Rolle gespielt … So prosaisch diese Unterscheidung klingt, so bedeutsam ist sie. Politisch ist sie schierer Zündstoff, weil sie auf die Einsicht hinweist, dass die Einkommen der Wohlhabendsten weitgehend unverdient sind. Interessanterweise ist diese Unterscheidung mit ihrer langen Geschichte in den letzten vierzig Jahren, also genau in dem Zeitraum ausser Gebrauch geraten, in dem das unverdiente Einkommen der Reichen durch die Decke gegangen ist.«
Löhne
Doch heute geht es hier zuerst einmal um das verdiente Einkommen. Es geht um das, was Menschen als Lohn für die Produktion von Sachen oder Dienstleistungen erhalten. Ob das immer angemessen und leistungsgerecht ist, sei dahingestellt. Das was diese Menschen bekommen, beruht auf Arbeit und die Güter und Dienstleistungen haben einen Gebrauchswert. Das kann ein repariertes Auto sein, eine lehrreiche Geschichtsstunde, ein gebautes Stück Strasse oder ein Möbelstück.
Zusätzlich gibt es sogenannte aufgeschobene Einkommen. Wenn jahrelang in die staatliche Altersvorsorge einbezahlt wird, oder in eine Pensionskasse, resultiert daraus später ein verdientes Einkommen.
Ebenso sind Dienstleistungen zu werten, die zwar keinen Gebrauchswert oder Tauschwert haben. Dazu gehören mit Steuermitteln bezahlte Einkommen von Polizei, Bibliotheken, Schulen, Alters- und Pflegeheimen, Spitälern, etc. Dazu Andrew Sayer:
»Arbeitende im öffentlichen Sektor können ebenso wie Arbeitende in der Privatwirtschaft nützliche Güter und Dienstleistungen schaffen. Diese Güter und Dienstleistungen verursachen Produktionskosten — sie verbrauchen Arbeit, Material und Energie, und sie setzen Ausbildung voraus. Unbezahlte Arbeit wie die Zubereitung des täglichen Essens oder die Betreuung von Kindern und Alten kann ihrerseits lebensnotwendige Güter und Dienstleistungen hervorbringen, obgleich es Argumente dafür gibt, dass Betreuende mit öffentlichen Mitteln bezahlt werden sollten. Keine Gesellschaft kommt ohne Betreuungsarbeit aus, aber reich ist durch sie noch niemand geworden.«
Also:
Verdientes Einkommen setzt die Bereitstellung von Gütern oder Dienstleistungen voraus.
Dies ist eine Artikelserie zur 99%-Initiative. Alle erschienenen Artikel mit diesem Link.
Und noch ein Text zur Sache:
Das Geheimnis des Verdienens
ist die Kunst, anderen zu nützen.
Unbekannt
max feurer
Jul 5, 2021
Das Thema hat auch schon Gil Ducommun beschäftigt:
https://www.birsfaelder.li/wp/politik/der-salina-raurica-krimi-teil-15/