Das mag bei Carlo Goldoni um 1750 noch beidseitig funktioniert und dem “Diener” letztlich genützt haben. Heute ist es ein NO GO. Das geht nicht, ist instinktlos und geschmacklos, politisch nicht korrekt und gehört sich schlicht weg nicht.
Mit Erschrecken nehmen wir zur Kenntnis, dass der Rücktritt von Simon Oberbeck aus dem Gemeinderat ein Gerücht war. OK: Rücktritte aus gegebenem Anlass haben, nicht nur in der Birsfelder CVP, keine Tradition. Was Oberbeck hier aber unter einen Hut bringen will, geht so nicht, selbst wenn er es privat für sich könnte. Auf Dauer führt das zur Psychoanalyse.
Wie alle an der Zukunft Birsfeldens Interessierten wissen, hat der Hafen bzw. das Land auf dem er sich befindet eine zentrale Bedeutung in der künftigen Entwicklung der Gemeinde. Harte Verhandlungen mit den Rheinhäfen beider Basel und deren Träger (BL und BS) werden bevorstehen. Der gemeinsame moderate Vorstoss aller, ich betone aller, Landräte der beiden Gemeinden, gibt einen Vorgeschmack auf das zu Erwartende.
Wenn wir heute in der BZ lesen, dass Simon Oberbeck jeweils im Gemeinderat in den Ausstand treten werde wenn’s um den Hafen geht, stellen sich folgende Fragen:
Bedeutet Ausstand: Stimmenthaltung?
Bedeutet Ausstand: Verlassen der Sitzung?
Bedeutet Ausstand: Verzicht aufs Sitzungsprotokoll und aufs Sitzungsgeld?
Bedeutet Ausstand Rücktritt aus dem Gemeinderat?
Es geht nicht an, dass die Rheinhäfen jederzeit Zugang zu den im Gemeinderat formulierten Optionen und Strategien mit den zu erwartet harten Auseinandersetzungen um den Hafen bereits vorgängig in den Händen der Verantwortlichen des Verhandlungsgegners sind. Es erstaunt, mit welcher Gelassenheit Gemeindepräsident Christof Hiltmann und Gemeinderätin Regula Meschberger das in der BZ kommentieren. Gerade Meschberger musste auf ihren Job zu Gunsten des Amts verzichten, obwohl sie, um im Goldoni-Bild zu bleiben, “Dienerin” des gleichen Herrn geblieben wäre, mit zwei verschiedenen Aufgaben, zB. bügeln (Job) und kochen (Amt).
Es bleibt nur eins: Auf Job oder Amt verzichten. Andernfalls wird dieser Schleim ewig an Oberbeck kleben bleiben. Ich frage mich: Hat der denn keine Berater? Man kann nicht alles haben: den 5‑er, das Weggli, das Retourgeld und am Sonntagmorgen die Tochter des Bäckers.
Weisheit zum Artikel:
“Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.”
Volksmund
florian dettwiler
Okt 2, 2013
Vernünftig wäre es (auch jetzt wieder), doch scheint Partei-intern niemand bereit zu stehen, geschweige denn, überhaupt die Frage zu stellen. Schade eigentlich. Neue, unabhängige Kräfte braucht die Gemeinde!
Und schliesslich war die Günstlingswirtschaft lange das Haupt-Wahlkampfthema der CVP. Jetzt riskieren sie es also selber.
annacarla
Okt 2, 2013
Ohne materiell auf den Artikel einzugehen möchte ich euch meinen Lesefehler mitteilen. Statt:
“Andernfalls wird dieser Schleim ewig an Oberbeck kleben bleiben”, las ich:
Andernfalls wird dieser Schelm ewig am Oberdeck kleben bleiben.
— Auch nicht schlecht, und gleich erschreckend.
Als Kind trieben mir immer diese Rettungsringe, die im Hafengebiet hingen, einen Schauer über den Rücken, vor allem die Strafandrohung bei unbefugter Benutzung.
Wer so einen Rettungsring heute dem Simon zuwirft, muss nicht mit Strafverfolgung rechnen.
Ueli Kaufmann
Okt 2, 2013
Liebe annacarla
Als ehem.-Alt-Schulmeister (pensioniert) hatte ich häufig mit leseschwachen SchülerInnen zu tun. Dein Lesefehler entschädigt mich für viel erfolglose Arbeit. Danke!
René Broder
Okt 3, 2013
Abstand statt Ausstand
Ich gratuliere Simon Oberbeck zu seiner neuen Stelle. Dass ein Birsfelder diese Funktion versieht, finde ich ganz gut. Aber damit hört mein positives Denken in diesem Fall auf.
Die Vermischung von Interessen hat im politischen Milizsystem der Schweiz eine lange Tradition, was es nicht besser macht. Meist geht es um Lobbyfragen auf der Stufe Legislative. Wenn es um Exekutivmitglieder geht, wird es hoch problematisch. Die vorliegende Situation erinnert an vormalige Birsfelder Zeiten als Hochbaugemeinderäte noch Gemeindeaufträge mit ihren Firmen ausführten.
Ich gehe davon aus, dass Simon Oberbeck sich mit seinem neuen Arbeitgeber abgesprochen hat, was aber niemanden interessiert. Meine Optik ist ausschliesslich jene der Gemeinde und da stellt sich die Frage der Unvereinbarkeit beider Jobs. Da ist der 5er-und-Weggli-Vergleich noch harmlos.
Oberbeck wird ja nicht Hafenarbeiter sondern Kommunikationsbeauftragter und hat damit privilegierten Zugang zu den Führungsorganen der Rheinhäfen und zu Informationen. Auch wenn für ihn die Schweigepflicht gilt, was Interna aus dem Gemeinderat betrifft, kann es hier zu direkten Interessenskonflikten kommen, was den Hafen anbetrifft. Ausstand geht überhaupt nicht. Wir wollen doch keinen reduzierten Gemeinderat in einer der wichtigsten strategischen Fragen für Birsfelden.
Ungeachtet dessen, ob die Psyche des S.O. die Interessenspaltung erträgt, braucht es Klarheit und damit Abstand, was Rücktritt heisst. Oberbeck war mit seiner Jugendlichkeit immer schnell. Jetzt übertrifft er sogar Alt-Bundesrat Leuenberger, der immerhin bis zu seinem Rücktritt abgewartet hatte, bis er das Verwaltungsratsmandat bei Implenia angenommen hat. Wer weiss, welche Türen sich ihm als Alt-Gemeinderat öffnen?
ruge.li
Okt 3, 2013
Abstand statt Ausstand — Anstand statt Anmassung!, Schluss mit Zumutung!
ueli kaufmann
Okt 3, 2013
Man stelle sich vor, Alt-Gemeinderat Rene Broder hätte den Job bei den Rheinhäfen angenommen. Das Geheul durch alle politischen Kreise wäre unüberhöbar.
Das derzeitige Schweigen im (Hard)Walde spricht für sich, den S.O. nimmt ohnehin niemand ernst. Anders kann ich mir die vornehme Zurückhaltung der regionalen Medien, des Birsfelder Gemeinderats, der Birsfelder Parteien, nicht erklären.
florian
Okt 3, 2013
Aber Ueli, nicht so ungeduldig. Taktisches Geschick hat Oberbeck ja bewiesen, denn in den Herbstferien ist das halbe Personal sowieso weg. Aber ich bin sicher, da kommen noch Reaktionen…
Hasira
Jan 2, 2014
Und, wo sind denn die Reaktionen der Parteien geblieben?
Da hattet ihr doch recht, als ihr das grosse Birsfelder Parteienschwächeln thematisiert habt.
Es war zu sehen bei der Pensionskassengeschichte. SP, die Partei der ArbeitnehmerInnen? Denkste!
Es war zu sehen bei der Budgetberatung fürs 2014. Wo bleiben die Superökonomen der FDP, die bei einem strukturellen Defizit immer noch auf eine Steuererhöhung verzichten wollen und meinen strukturelle Defizite könne man mit Sparen beheben. Sparen heisst doch eigentlich den Batzen auf die Seite zu legen für schlechtere Zeiten und nicht Substanz kaputt machen,
Und auch die Aschenbecherpartei hat bis jetzt kaum substanzielles geleistet.
Ganz zu schweigen von der CVP. Da ist ihr Gemeinderat für die Schule zuständig und der bekommt in der Pensionskassendebatte kein Maul auf, obwohl es bei der Schule um die Substanz geht.
Mein Gott, mit was haben wir auch diese Parteien verdient?
Diego Persenico
Okt 3, 2013
Ich hoffe, dass der ganze Gemeinderat, natürlich ohne Oberbeck. Schon zum ersten mal im Ausstand.. Mit dem Führungsorgan der Rheinhäfen das weitere vorgehen besprechen wird und spätestens an der nächsten Gemeindeversammlung darüber berichten wird.
Oberbeck muss zurücktreten | Florian.
Okt 4, 2013
[…] berichtete bereits das birsfälder.li darüber, Oberbeck diente zwei Herren gleichzeitig. Nur schon die Möglichkeit vom Transfer von Informationen von einer Seite zur anderen […]