Kleine Überraschung bei der Weltwoche: In einem auch für Nicht-Abonnenten öffentlich zugänglichen Essay stellt Robert Nef “fünf Thesen zu Schillers “Tell” auf. Robert Nef ist der Begründer des neo-liberalen Liberalen Instituts, war und ist Mitherausgeber und Autor verschiedener rechtskonservativer und libertärer Zeitschriften (u.a. “Schweizer Monatshefte”, heute “Schweizer Monat”, “eigentümlich frei”), bis 2016 Präsident der Stiftung für Abendländische Ethik und Kultur und Träger der Friedrich A. Hayek-Medaille, — kurz, für eher links orientierte Zeitgenossen ein ideales Feindbild!
Wir alle kennen den inzwischen ziemlich abgedroschenen Spruch ” Alle habe irgendwo recht, aber keiner weiss wo”. Was Robert Nef in seinem Artikel zu bedenken gibt, lohnt sich zur Kenntnis zu nehmen und stellt für einmal die Meinung links orientierter Zeitgenossen, alles Linke sei der Weisheit letzter Schluss und alles Rechte des Teufels, in Frage.
Wilhelm Tell ist die Revolutions-Ikone schlechthin, weshalb er nicht nur in den “drei Tellen” des Schweizerischen Bauernkriegs auferstand, sondern auch in der Französischen und Amerikanischen Revolution gefeiert wurde, ganz abgesehen von diversen Filmen und Hörspielen — und natürlich den Tell Festspielen.
Der Schreibende wird sich demnächst etwas genauer mit diesem Mythos auseinandersetzen. Bis dahin lohnt es sich für alle, die ihn am liebsten in der geschichtlichen Mottenkiste verschwinden lassen wollen oder im Gegenteil als zentral zur politischen DNA der Schweiz gehörig empfinden, Robert Nefs Artikel daraufhin abzuklopfen, wo er recht haben könnte und wo er den Mythos lediglich als Feigenblatt für neoliberale und libertäre Ideologien benutzt. Der Artikel ist hier auch als PDF zu finden:www.weltwoche.ch: Essay der Woche:Fünf Thesen zu Schillers «Tell» | Die Weltwoche, Ausgabe 38:2019