Peter Ochs gelang es tatsächlich, einen Vertragsentwurf für die Entschädigung der Rechte Basels im Elsass und ein Zahlungsversprechen für die Kronschulden auszuhandeln. Die Stadt honorierte diesen Erfolg, indem sie ihm nach seiner Rückkehr im Geheimen Rat das volle Stimmrecht gab.
In Paris konnte er auch wichtige Kontakte zu Mitgliedern des aussenpolitischen Ausschusses der Nationalversammlung knüpfen. Im März 1792 wurde ein Freund aus seinen Hamburger Tagen, Charles-François Dumouriez, französischer Aussenminister, und eine weitere Bekanntschaft aus Paris, der Elsässer Jean-François Reubell, war zum “Procureur général-syndic du Haut-Rhin” ernannt worden. Beide Kontakte sollten für Ochs angesichts der dramatischen politischen Entwicklungen von grosser Wichtigkeit werden:
● Im April 1792 erklärte Frankreich Österreich den Krieg.
● Im August 1792 kam es zum Massaker an den königlichen Schweizer Garden anlässlich des Tuileriensturms. Daraufhin wollten im September Bern und die katholischen Orte an einer ausserordentlichen Tagsatzung in Aarau Frankreich den Krieg erklären, was aber Zürich, Basel und die Ostschweizer glücklicherweise zu verhindern wussten. Dafür verweigerte die Tagsatzung die Akkreditierung des neuen französischen Botschafters François Barthélémy. Als dieser abberufen werden sollte, intervenierte Ochs bei seinem Freund Dumouriez und erreichte so, dass die direkte Kommunikation mit Frankreich nicht vollkommen abbrach.
Peter Ochs wurde mit den Schattenseiten der Revolution auch direkt konfrontiert: Sein Schwager Philippe-Frédéric de Dietrich, der inzwischen zum Bürgermeister von Strassburg ernannt worden war, wurde in Paris von Strassburger Jakobinern denunziert und floh zu Ochs nach Basel, um seine Verteidigung vorzubereiten. Im November 1792 stellte er sich mit seiner Familie den französischen Behörden. Ochs seinerseits reiste im Januar 1793 nach Paris, um sich mit Justizminister Georges Danton zu treffen. Als ihm dieser das Gespräch verweigerte, veröffentlichte er mutig eine an Danton gerichtete Verteidigungsschrift seines Schwagers, — ohne Erfolg: Ende Dezember setzte die Guillotine dessen Leben ein Ende.
Erfolgreicher war er hingegen bei seinem Bemühen, mit Hilfe des Botschafters Barthélémy eine französischen Angriff auf die Eidgenossenschaft abzuwenden. Im November 1793 anerkannte Maximilien Robespierre die Neutralität der Schweiz. Auch seiner Tätigkeit als — inoffizieller — Friedensvermittler zwischen Preussen und Frankreich war Erfolg beschieden: Am 5. April 1795 mündeten die von Ochs initiierten Verhandlungen in den Frieden von Basel.
Mit Beginn der Friedensverhandlungen war der Holsteinerhof (der Wohnsitz von Peter Ochs) zu einem Zentrum der europäischen Diplomatie geworden. Seit Dezember 1794 verhandelte auch Spanien unter strenger Geheimhaltung mit Frankreich über ein Friedensabkommen. Dieses wurde am 22. Juli 1795 im Holsteinerhof unterzeichnet. Einen dritten Friedensvertrag schloss Frankreich am 28. August 1795 mit der Landgrafschaft Hessen-Kassel ab. Friedensverhandlungen zwischen Frankreich und Österreich scheiterten hingegen. Immerhin gelang es im September 1795, den Austausch der Tochter von Louis XVI gegen einige französische Gefangene auf Basler Boden auszuhandeln, der am 26. Dezember 1795 stattfand. Mit der Vermittlung des Basler Friedens hatte sich Ochs auf internationaler Ebene als Diplomat etabliert. (alle grünen Zitate aus: Menschenrechte und Revolution. Peter Ochs.)
Ochs erkannte bald, dass aufgrund des Krieges zwischen Frankreich und Österreich die Gefahr einer Teilbesetzung oder gar Annexion der Eidgenossenschaft durch Frankreich bestand.
Anfang Mai griff der französische Aussenminister Delacroix Basel offen an und behauptete, Frankreich wisse von einem Plan, wonach das Emigrantencorps des Prinzen von Condé über Basler Boden Frankreich angreifen wolle und darin von einer Anzahl der Basler Regierung namentlich bekannter Bürger unterstützt werde. In dieser äusserst delikaten Situation erhielt Ochs den Auftrag, die Vorwürfe in einer Erwiderung scharf zurückzuweisen. Sein Schreiben wurde von allen Kantonen genehmigt, selbst Bern stimmte dem Text zu.
Daraufhin drohte Paris, den französischen Botschafter abzuberufen. Ochs glättete die Wogen in einem zweiten offiziellen Schreiben vom 11. Mai 1796, dem er einen ausführlichen privaten Brief an Jean-François Reubell vorausschickte. Die Lage entspannte sich etwas. Ochs hatte sein aussenpolitisches Geschick erneut unter Beweis gestellt.
Im Mai 1796 stand erneut eine Oberstzunftmeisterwahl an, und wieder bewarb sich Ochs.
Er mass dem Losentscheid eine grosse Bedeutung bei. Er deutete ihn als Entscheidung der göttlichen Vorsehung für oder gegen die Revolution. Für sich selbst verband er mit der Wahl die Verpflichtung, die Rechtsgleichheit im Stand Basel durchzusetzen und das Zunftregiment durch eine republikanische Verfassung zu ersetzen.
Denn inzwischen gärte es in der ganzen Eidgenossenschaft gewaltig. Der Wahlspruch der Französischen Revolution — Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit — hatte vor allem in der Landbevölkerung seine Wirkung getan. Doch die hochwohllöbliche Obrigkeit vor allem in den Städten war gegenüber den Forderungen ihrer Untertanen taub und blind geblieben. Das soll in der nächsten Folge exemplarisch am “Stäfner Handel 1794/95” gezeigt werden, und dies wie immer
am kommenden Donnerstag, den 17. März
An anderen Serien interessiert?
Wilhelm Tell / Ignaz Troxler / Heiner Koechlin / Simone Weil / Gustav Meyrink / Narrengeschichten / Bede Griffiths / Graf Cagliostro /Salina Raurica / Die Weltwoche und Donald Trump / Die Weltwoche und der Klimawandel / Die Weltwoche und der liebe Gott /Lebendige Birs / Aus meiner Fotoküche / Die Schweiz in Europa /Die Reichsidee /Vogesen / Aus meiner Bücherkiste / Ralph Waldo Emerson / Fritz Brupbacher