Wir haben gese­hen, wie Ver­mö­gensver­wal­ter mit allen Kniffs und Tricks dafür sor­gen, die Steuern ihrer Klien­ten zu min­imieren und deren Ver­mö­gen so gut zu ver­steck­en wie möglich. Von Pech­mann zeigt nun, dass dieser erste Kreis um die Ver­mö­gen­den von weit­eren Kreisen umgeben ist, — und all diese Kreise haben den gle­ichen Zweck: das Ver­mö­gen zu mehren und die Inter­essen der Ver­mö­gen­den sowohl zu schützen als auch durchzusetzen:
Ein weit­er­er Kreis dieser Wertver­mehrungsin­dus­trie beste­ht aus ein­er Truppe von hochdotierten Direktor:innen und Manager:innen, die das indus­trielle Ver­mö­gen der Share­hold­er opti­miert und mehrt. Daneben agiert ein Herr beflis­sener Immobilienmakler:innen, das weltweit mit dem Wert des Bodens spekuliert und Immo­bilien für ihre Kun­den rentabel macht. Hinzu kommt eine eine Armee von Lobbyist:innen, die im Dienst ihrer Auf­tragge­ber weltweit auf die geset­zgeben­den Par­la­mente und die aus­führen­den Admin­is­tra­tio­nen ein­wirkt.

Ein schönes Beispiel dafür in der Schweiz ist, wie es der Anwalt­slob­by vor zwei Jahren gelang,  die Revi­sion des Geld­wäschereige­set­zes so abzuschwächen, dass Anwälte und Treuhän­der ihre finanziellen Tätigkeit­en weit­er­hin nicht offen­le­gen mussten.
Im Mit­telpunkt der Revi­sion standen neue Sorgfalt­spflicht­en für Anwält*innen und Treuhänder*innen, die Dien­stleis­tun­gen für (Sitz-)Gesellschaften oder Trusts erbrin­gen. Diese soge­nan­nte «Beraterk­lausel» kam nach den Enthül­lun­gen durch die Pana­ma Papers zus­tande. Das gigan­tis­che Daten­leck deck­te die frag­würdi­ge Rolle von Schweiz­er Anwält*innen und Treuhänder*innen auf, die in grossem Stil an der Grün­dung und Ver­wal­tung von Briefkas­ten­fir­men und Trusts beteiligt sind, welche oft der Ver­schleierung ille­galer oder unrecht­mäs­siger Aktiv­itäten dienen. Auf Druck der Anwalt­slob­by hat die bürg­er­liche Par­la­mentsmehrheit aber diese drin­gend notwendi­ge Bes­tim­mung gestrichen.

Doch für ein­mal hat der Druck ger­ade mal zwei Jahre gehal­ten, denn inzwis­chen hat die neue Finanzmin­is­terin Karin Keller-Suter erkan­nt, welch­er Rep­u­ta­tion­ss­chaden der Schweiz damit erwächst:
Seit Okto­ber arbeit­et ihr Finanzde­parte­ment auf Geheiss des Bun­desrats an ein­er Vor­lage, um Anwälte und Notare dem Geld­wäschereige­setz zu unter­stellen. … Das rev­i­dierte Geld­wäschereige­setz ist Anfang 2023 in Kraft getreten. Die Revi­sion umfasste Mass­nah­men für Finanz­in­ter­mediäre in den Bere­ichen wirtschaftliche Berech­ti­gung, Aktu­al­ität der Kun­den­dat­en und Geldwäschereiverdachtsmeldungen.
Das Par­la­ment wollte aber keine neuen Regeln für Anwälte, Notare und andere Bera­terin­nen und Berater. Bei ihrem Vorhaben kann die Finanzmin­is­terin auf den Sup­port der Banken zählen. Diese unter­stützten die Idee, auch Anwälte und Notare dem Geld­wäschereige­setz zu unter­stellen. Let­ztlich sind es heute die Anwälte, die mit kom­plex­en juris­tis­chen Kon­struk­ten Ver­mö­gen­den dabei helfen, die Herkun­ft ihrer Gelder zu ver­schleiern. (aus: Han­del­szeitung vom 25.Februar 2023)

Hof­fen wir, dass das Par­la­ment dies­mal nicht mehr einknickt …

Ein weit­er­er Kreis im Dien­ste der Ver­mö­gen­den sind gut bezahlte Wissenschaftler:innen, die in Denk­fab­riken für ihre Klien­tel Analy­sen erstellen, Reports erar­beit­en und Strate­gien for­mulieren. Sowie eine Menge von “Kul­turschaf­fend­en”, die in den grossen Medi­enkonz­er­nen und im öffentlichen Raum ihre Wirk­samkeit ent­fal­ten. Diese Kreise und Grup­pen nen­nt Krys­man­s­ki die “Funk­tion­seliten”, die untere­inan­der Net­zw­erke aus­bilden, und die sowohl durch die Losung zusam­menge­hal­ten wer­den: “Wes Brot ich ess, des Lied ich sing”, als auch durch das Bestreben, selb­st in den inneren Zirkel zu gelangen.

Neben diesen Funk­tion­seliten bewe­gen sich die Pri­vatarmeen der Reich­sten, die sich aus Dienstbot:innen und Söldner:innen zusam­menset­zen, die all die leib­lichen Bedürfnisse, die seel­isch-geisti­gen Ansprüche sowie die Sicher­heits­bedürfnisse ihrer Dien­s­ther­ren und deren Fam­i­lien befriedigen.

Höchst prob­lema­tisch ist nun, dass sich die Ver­fü­gungs­macht über den glob­al erar­beit­eten Reich­tum in immer weniger Per­so­n­en konzen­tri­ert, und dass ... mit dieser wach­senden Ver­fü­gungs­macht auch die poli­tis­che und soziale Gestal­tungs­macht dieser weni­gen wächst. Sie organ­isieren das glob­ale Wirtschaftssys­tem … nach Mass­gabe der Wertvermehrung.

Von Pech­mann zieht aus dieser Tat­sache eine pes­simistis­che Schlussfolgerung:
Es stellt sich näm­lich die entschei­dende Frage, ob eine Eigen­tum­sor­d­nung, die eine solche soziale Dynamik sank­tion­iert — dass also z.B. Reiche immer reich­er wer­den, ohne einen Fin­ger zu rühren — zugle­ich auch die Lösung der Men­schheit­sprob­leme enthal­ten kann. Denn es ist nicht abse­hbar, wie unter dem Regime des pri­vat­en Eigen­tum­srechts nach der ökonomis­chen Logik der Wertver­mehrung sowohl die ökol­o­gis­che Krise als auch die soziale Frage gelöst wer­den kön­nen.  .… Die Exis­tenz der gegen­wär­ti­gen Art des Reich­tums als sich ver­mehren­der Wert zwingt daher, die Frage nach ein­er den glob­alen Her­aus­forderun­gen angemesse­nen Eigen­tum­sor­d­nung zu stellen.

Bevor wir dieser mit Hil­fe von Pech­manns nachge­hen, ist aber zuerst ein Blick auf die Welt der Armen nötig. Das tun wir in der näch­sten Folge am kom­menden Fre­itag, den 17. März.

An anderen Serien interessiert?
Wil­helm Tell / Ignaz Trox­ler / Hein­er Koech­lin / Simone Weil / Gus­tav Meyrink / Nar­rengeschicht­en / Bede Grif­fiths / Graf Cagliostro /Sali­na Rau­ri­ca / Die Welt­woche und Don­ald Trump / Die Welt­woche und der Kli­mawan­del / Die Welt­woche und der liebe Gott /Lebendi­ge Birs / Aus mein­er Fotoküche / Die Schweiz in Europa /Die Reich­sidee /Voge­sen Aus mein­er Bücherk­iste / Ralph Wal­do Emer­son / Fritz Brup­bach­er  / A Basic Call to Con­scious­ness / Leon­hard Ragaz

 

A Basic Call to Consciousness - ein Kommentar 30
Leonhard Ragaz - Kämpfer für das Reich Gottes 17

3 Kommentare

Kommentiere

Deine Meinung

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.