
Alle wollen die Schweiz nach ihren Vorstellungen gestalten. Möglichst still und leise. Aber wenn es nicht anders geht, laut und schrill, mit Drohungen. Die Rede ist … siehe …
Einstiegsthema für die ersten Folgen: Wie Faschismus beginnt.
Jason Stanley beschreibt in seinem Buch »Wie Faschismus funktioniert« (Westend Verlag) zehn Merkmale … siehe …
Sechstens: Anhänger:innen sind Opfer der Gleichheit.
Wer an die Hierarchien glaubt und an seine eigene Überlegenheit, kann leicht nervös werden und Angst bekommen. Faschismus erklärt seine Anhänger zu Opfern der Gleichheit. Deutsche Christen sind Opfer der Juden. Weiße Amerikaner sind Opfer der Gleichberechtigung der schwarzen Amerikaner. Männer sind Opfer des Feminismus.
Beispiele:
Sprache
Noch immer wird Sprache als Bewertungsmöglichkeit betrachtet. Wer Fehler macht, wer ungeschickt formuliert oder auch mal ein falsches Wort, einen falschen Begriff verwendet, wird als ungebildet oder gar als dumm bewertet. Sei das nun Sthegaleniker:in, fremsprachige Person oder jemand der/die anderweitig sprachbehindert ist. Eigentlich eine Frage der Hierarchie (ganz oben, da ist der, der alles kann).
Und ganz auf dieser Linie liegen die beiden kommenden Stichworte: Gender-Terror und Wokewahnsinn.
Opfer des Gender-Terrors
Lehrer*in, Lehrer:in, LehrerIn, Lehrer_in, und so weiter.
Schreibe ich von einer männlichen Lehrperson, schreibe ich Lehrer.
Schreibe ich von einer weiblichen Lehrperson, schreibe ich Lehrerin.
Schreibe ich in der Mehrzahl von männlichen und weiblichen Lehrpersonen, schreibe ich Lehrerinnen und Lehrer.
Ist doch ganz einfach und braucht in dieser Mehrzahlform nur ein paar Bytes mehr Speicherplatz.
Sollte Ihnen das nicht gefallen, schreiben Sie es doch so, wie sie wollen.
Alle Kalauer, die jeweils als Argumente gegen das Gendern angeführt werden, sollen einfach das Beibehalten nur der männlichen Form bewirken (dafür hat man das generische Maskulinum erfunden).
Zum Bild: die Gästin gibt es im Duden, wird aber als selten bezeichnet. Doch schon die Gebrüder Grimm haben 1852 »die Gästin« in ihr «Deutsches Wörterbuch» aufgenommen. Waren sie die ersten Genderer?
Das Bekämpfen des Genderns steht gar im SVP-Parteiprogramm.
In meinem Programm steht, ich schreibe, wie ich will. Sie hoffentlich auch … Ich akzeptiere, wie andere schreiben … Sie hoffentlich auch …
Opfer des Woke-Wahnsinns
Wikipedia: Woke (englisch für „aufgewacht, wach; aufmerksam, wachsam“) ist ein im afroamerikanischen Englisch in den 1930er Jahren entstandener Ausdruck, der ein »wachsames« Bewusstsein für mangelnde soziale Gerechtigkeit und Rassismus beschreibt.

Die Bedeutung “woke” im Duden lautet: in hohem Mass politisch wach und engagiert gegen (insbesondere rassistische, sexistische, soziale) Diskriminierung. Leider wird das Wort oft missbraucht, um Menschen zu beeinflussen.
Woke wird meist von den Leuten abwertend gebraucht, die nicht über diese Wachheit/Aufmerksamkeit, dieses Bewusstsein gegenüber mangelnder sozialer Gerechtigkeit und Rassismus verfügen.
Rechte werden Opfer der Antifa
Postulat von Andreas Glarner eingereicht im Nationalrat:
»Der Bundesrat wird beauftragt, gestützt auf Paragraph 185 BV ein Verbot der Gruppierung “Antifa” oder deren Klassifizierung als terroristische Organisation zu prüfen.«
In seiner Begründung führt Glarner an:
»Die sich harmlos “Antifa” nennende Gruppierung ist seit Jahren an zahlreichen Überfällen auf die geltende Ordnung beteiligt. Die Antifa Schweiz ist dem linksextremen Lager zuzuordnen. Das Logo dieser linksextremen Gruppierung (grössere rote und etwas kleinere schwarze Fahne) spricht Bände: Gemäss eigenem Bekunden steht rot für Sozialismus, schwarz für Anarchismus.
Selbstverständlich ist das als Namensgebung und Vorwand für diese linksextreme Gruppierung genannte Ziel, gegen den Faschismus zu sein, zu begrüssen. Aber genau dies ist das Problem: Es wird unter dem Vorwand, ein hehres Ziel zu verfolgen, ein ganz anderes Ziel verfolgt: Durch die Zerstörung der geltenden Ordnung mittels Anarchie Sozialismus einzuführen und die bewährten Werte der Schweiz zu zerstören.«
Opfer des Feminismus
So steht es in der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft vom 18. April 1999:
»3 Mann und Frau sind gleichberechtigt. Das Gesetz sorgt für ihre rechtliche und tatsächliche Gleichstellung, vor allem in Familie, Ausbildung und Arbeit. Mann und Frau haben Anspruch auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit.«
Aus den Positionen der »jungen Tat«:
»Schlagwörter wie “Emanzipation” fordern, dass als Frau die Ausbildung und Karriere über Familie, Beziehung oder gar Kinder gestellt wird. Man unterwirft sich dem Arbeitsmarkt und stellt das eigene materielle Bedürfnis über die Familie. Die Frau wird hierbei nur noch als „marktwirtschaftlicher Wert“ gesehen und verliert ihre eigentlichen Qualitäten. Wir verurteilen die moralische Abwertung des weiblichen Geschlechts, stellen uns gegen eine solche Ausbeutung und Zerstörung der Frau sowie der Familie. Der moderne Feminismus drängt bewusst oder unterbewusst die Frau in männliche Arbeits- und Betätigungsfelder. Solche Entwicklungen führten zu einem massiven Einbruch der Geburtenrate, darüber hinaus zu instabilen Beziehungen.« …
»Männliche Qualitäten dagegen werden als toxisch gebrandmarkt. Durch die liberale Gender-Ideologie werden männliche Attribute wie Stärke, Ehre, Väterlichkeit negativ konstituiert. Durch sexuelle Enthemmungen und das Konsumieren von Pornographie wird das Erwerben von Charakterstärke stets schwerer.«
Auf der Website von Men’s mentalhealth finden Sie eine Zusammenfassung von vielen »Benachteiligungen von Männern«. Es lohnt sich, sich damit vertieft zu befassen.
Das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG schreibt:
Die tatsächliche Gleichstellung ist heute noch nicht erreicht:
• Männer verdienen im Schnitt 18 Prozent mehr als Frauen.
• Frauen haben eine um 34 Prozent tiefere Altersvorsorge als Männer.
• Wenn Frauen Mütter werden, reduzieren sie oft ihre Arbeit oder geben sie ganz auf.
• Durch die vermehrte Übernahme von unbezahlter Care-Arbeit (Betreuungsarbeit) haben sie später eine tiefere Rente und ein Risiko für Altersarmut.
• Frauen sind in Tieflohnbranchen über- und in Kaderstellen untervertreten.
• In 70 Prozent der Fälle von häuslicher Gewalt ist die betroffene Person weiblich.
• Von sexueller Belästigung sind zu über 90 Prozent Frauen betroffen.
Opfer USA
Wer Amerika wieder gross machen will, sieht sich auch nur als Opfer.
US-Präsident Donald Trump eskaliert den Zollstreit. Damit will er gegen den angeblich unfairen Handel zu ungunsten der US-Wirtschaft vorgehen. Tatsächlich weist die USA gegenüber Europa ein Handelsbilanzdefizit aus, führt also deutlich mehr Waren ein als aus. Was aber in der medialen Debatte oft übersehen wird: Im Dienstleistungssektor ist das Verhältnis umgedreht. Indes warnt auch die US-Handelskammer, dass weitere Zölle der US-Wirtschaft vor allem schaden werden.
Sicher finden Sie weitere Beispiele im Bereiche Antifeminismus, Islamisierung, Religionen, Impfen, usw. Es scheinen keine Grenzen mehr gesetzt zu sein.
Und zum Schluss noch dies:
In virtuellen Welten verdienen weibliche Avatare weniger Geld; das dürfte kaum an Fehlzeiten wegen Menstruationsbeschwerden liegen. (NZZ)


Ueli Kaufmann
Apr. 23, 2025
Das Genus oder deutsch das grammatische Geschlecht ist eine in vielen Sprachen vorkommende Klassifikation von Substantiven, denen jeweils ein Genus zugeordnet ist. Eine Grammatik Regel, welche hilft Adjektive und Pronomen anzupassen. Mit gendern hat das eigentlich wenig zu tun, sollen alle nach ihrer Façon schreiben und sprechen.
Bei beruflich Schreibenden, Autoren und Autorinnen, Schriftstellern und Schriftstellerinnen, Redaktoren und Redaktorinnen, Lektoren und Lektorinnen, Korrektoren und Konrektorinnen wird sich das irgendwie einpendeln. Lustig wird es auch bei den Schnellsprechern und Schnellsprecherinnen die uns jeweils im TV bei Werbespots für medizinische Produkte auffordern auch den Arzt oder die Ärztin, den Apotheker oder die Apothekerin zu fragen; gut, einige haben sich aus Zeitgründen schon mit der Fachperson eingerichtet. Spätestens hier taucht dann die Frage auf, ob es auch Fachpersonen mit männlichem Genus gibt.
Vor eine weitere Frage stellt uns der Literatur Nobelpreisträger Günter Grass mit seinem Roman „Die Rättin“. Ein bereits weibliches Substantiv verweiblicht er ein zweites Mal.
Auch die Vergenderung von eindeutig sächlich klassifizierten Nomen, also Substantiven mit geschlechtslosem, d.h. geschlechtsneutralem Wert, werden (Quod libet) gegendert. In Vereinen immer wieder, seltener in Kommissionen
und Seminaren stossen wir bei schriftlichen Einladungen auf die Grussformel: „Liebe Mitglieder und Mitgliederinnen.“
Wie gesagt: Jeder und jede nach seiner und/oder ihrer Façon. Und ab und zu, hie und da bleibt den berufsbedingt ewigen Besserwissern und Besserwisserinnen ein verhaltenes Lächeln auf den Stockzähnen.
Gut so.
Anton Roth
Mai 2, 2025
Und hier wieder ein neues Lächeln auf den Stockzähnen.
Eine von mir geschätzten Journalistin, Redaktorin und Moderatorin des ZDF, Frau Maischberger, moderierte ihre Talk-Runde letzte Woche zum Thema, soll/kann Frau Saskia Eskens einen Ministerposten in der neuen Deutschen Regierung bekommen? Eine Frage, die mir inhaltlich egal ist, sprachlich aber nicht. O‑Ton Maischberger:
“Man sucht halt eine Sündenböckin”.
Da hat die geschätzte Geiss wohl einen weiteren Gender-Bock geschocssen. Bis jetzt legten sich die Sprachverbesserer mit Germaniste:innen, Lingusist:innen und Literat:înnen an. Neu nun auch mit Biolog:innen.
Man darf gespannt sein, was da noch auf uns zu kommt.
Als Literaturfreund freue ich mich heute schon auf den Pudel:innens Kern.