Sie sehen oben diese elende Kurve, die endlich abflachen soll.
Die Kurve muss abflachen, dass sich die Ansteckungen verlangsamen, um die Überlastung des Gesundheitswesens zu verhindern. Wenn man heute »die Kurve abflachen« muss, liegt das auch daran, dass die seit vielen Jahren herrschende Sparpolitik die Messlatte gesenkt und das Gesundheitswesen seiner Aufnahmefähigkeit beraubt hat.
Von 2002 bis 2018 nahm die Anzahl Spitäler für allgemeine Pflege markant ab.
2008 fiel die Zahl der Spitalbetten in der Schweiz unter die Marke 40’000. Seit dem Jahr 2000 wurde jedes sechste Spitalbett abgebaut. Die Bettendichte beträgt aktuell 4,5 Betten pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner.
Und darum muss die Kurve abflachen, damit genügend Spitalplätze vorhanden sind, wenn die Pandemie ihren Höhepunkt erreichen sollte.
Seit der Vogelgrippe H5N1 1997, seit SARS 2003/2004, seit der Schweinegrippe H1N1 2009 wissen wir eigentlich, dass Viren die von Tieren auf den Menschen überspringen zu Pandemien auswachsen können.
Dazu hat die Schweiz vor wenigen Jahren einen Pandemieplan geschaffen — nur genügend umgesetzt wurde er bis heute nicht.
Es ist nicht einfach nur ein Problem der Pandemie, es ist auch ganz klar ein Problem der politischen Kurzsichtigkeit. Und das nicht nur mit dem Abbau der Spitalbetten, sondern auch mit der Lagerhaltung von medizinischem Material. Zwar gibt es laut »Bericht zur Vorratshaltung 2019« ein Pflichtlager für hochwirksame Atemschutzmasken FFP2 und FFP3, 168’400 Stk., das sind Masken für Operierende und Intensivmediziner, nicht aber für die Bevölkerung. So steht etwa im Pandemieplan:
»Bei der Frage, in welchen Situationen der Allgemeinbevölkerung das Tragen von Hygienemasken empfohlen werden soll, müssen grundsätzlich folgende vier Faktoren berücksichtigt werden:
• Verfügbarkeit
• Epidemiologischer Nutzen
• Wirksamkeit der Masken
• Schweregrad der Pandemie bzw. der Erkrankung«
Wohl mit ein Grund, warum das Maskentragen vom Bund so heruntergespielt wird, ist also der erste Punkt, die Verfügbarkeit …
Interessant im Bericht zur Vorratshaltung auch zu lesen:
»Der finanzielle Druck und die konsequente Umsetzung der Just-in-time-Belieferung haben auch auf Stufe der Spitäler zu einer Reduktion der Lagerbestände und Lagermöglichkeiten geführt. Ebenso ist die Beschaffung von Heilmitteln aus einer Eigenproduktion bei den Spitälern nur noch sehr eingeschränkt möglich, da die Herstellungsinfrastruktur fehlt oder nicht mehr erneuert wurde. Dadurch wurde die Versorgung noch kritischer.«
Dadurch, dass viele Wirkstoffe für Medikamente unserer eigenen Pharmaindustrie im asiatischen Raum hergestellt werden, ist auch eine Abhängigkeit entstanden, die jeden Heilmittelhersteller eigentlich beschämen müsste.
Doch damit nicht genug. Auch das systemrelevante Personal fiel dem Spardruck zum Opfer. Das wirkt sich auf die Entlohnung aus (die Herr Weber, der Gesundheitsminister BL, sich nach der Krise genau anschauen will), wirkt sich aber auch auf die Anzahl Pflegepersonal aus. Da müsste Herr Weber wohl auch Herrn Lauber mit ins Boot holen.
Ein Fazit zur Krise:
Nicht die Pandemie ist an den Engpässen schuld, sondern vor allem die Sparpolitik und die Umsetzung des Pandemieplans.
Und die Weisheit zur Sache wäre das Motto auf Seite 3 des Pandemieplans:
If you fail to plan, you are planning to fail
Benjamin Franklin