Donnerstagabend wurde uns der Quartierplan Birseckstrasse vorgestellt, rhetorisch perfekt von Herrn Hiltmann (Gemeindepräsident), Herrn Vogt (Credit Suisse Real Estate Asset Management), Frau Gugger (Studio Gugger)
und Frau Wirz (BPK Birsfelden). Die Geschichte Birsfeldens, die Geschichte des Gebäude-Vorgängers, die Ideen zum Projekt, die Projektstudien und was alles dazugehört. Sie konnten persönlich anwesend sein oder den Stream auf Youtube erleben. (Danke Starwings)
Was mich bei dieser Präsentation am meisten interessierte, war, wie die Mitwirkung der Bevölkerung integriert, berücksichtigt wurde. Ein immer wiederkehrendes Thema, das auch am Schluss der Veranstaltung in den Diskussionen auftauchte.
Wenn ich den Mitwirkungsbericht lese, fällt mir auf, dass Forderungen der Mitwirkenden oft mit Argumenten abgetan werden, die für mich nicht immer schlüssig sind.
Nur ein Beispiel:
Da wird z.B. jemandem, der die Höhe des Gebäudes C um etwa 5 Stockwerke reduzieren will, damit es etwa den Häusern im Lehenmattquartier entspreche, gesagt:
»Das Areal ist im Hochhauskonzept der Gemeinde Birsfelden als «Eignungsgebiet» ausgewiesen. … Bei dem Hochhaus handelt es sich um eine punktuelle Verdichtung an einer Lage, die eine städtebauliche Hervorhebung gut verträgt. Die Gemeinde ist der Ansicht, dass die Sichtbarkeit des Hochhauses aufgrund der architektonischen Qualität ein positives Merkmal ist. Das Hochhaus ordnet sich gut in die Landschaft aus bereits bestehenden Hochpunkten im Stadtgebiet von Basel und Birsfelden ein.«
Ist das eine Begründung? Das Hochhauskonzept sagt ja nicht, wie hoch ein Hochhaus sein muss, auch wenn sich das Gebiet eignet. Zudem wird im Mitwirkungsbericht auch moniert, dass dieses Hochhauskonzept nie in der Gemeinde diskutiert wurde.
Vielleicht wäre es treffender einfach zu sagen, mit fünf Stockwerken mehr rentiert das besser.
Es gibt aber auch formulierte Bedenken, die schon ziemlich politisch sind, betreffend das reduzierte Parkplatzangebot. Zum Beispiel:
»Die Mitwirkenden sind der Meinung, dass es sich bei der vorgeschlagenen Kürzung der privat vermieteten Parkplätze um ein politisches Manöver handelt, welches dazu dient, auf die politische Einstellung zukünftiger Mieter einzuwirken. Im Kontext zu den Auflagen in den Arealentwicklungen am Zentrumsplatz und der Hardstrasse könnte daraus geschlossen werden, dass solche Pullfaktoren (im Link wird fairerweise die Definition aus der Humangeografie verwendet) dazu dienen sollen, eine gewisse Wählerschaft anzuziehen, was als äusserst problematisch erachtet wird.
Weiter stellt sich für die Mitwirkenden die Frage, wie damit umgegangen werden soll, wenn sich Mieter ohne Parkplatzanspruch trotzdem ein Auto zulegen, das zwangsläufig im öffentlichen Raum einen Parkplatz beansprucht. Werden im Quartierplan Auflagen angestrebt, die den Mieter bei Kündigungsandrohung verpflichten, auch zukünftig auf ein Fahrzeug zu verzichten? Solche Massnahmen gehen deutlich zu weit und sind daher abzulehnen.«
Leider gibt es im Mitwirkungsbericht dazu keine Aussage der Planenden.
Ich denke nicht, dass man in den Quartierplan auch noch aufnehmen könnte, dass nur Wohnungen an vollständig geimpfte Personen abgegeben werden.😇
Nicht alle eingebrachten Forderungen oder Vorschläge waren immer das Gelbe vom Ei. Andererseits waren auch nicht alle Argumente gegen diese Forderungen oder Vorschläge sehr überzeugend.
Manchmal hatte ich das Gefühl, es war mehr »Mit« als »Wirkung«.
Offenbar gibt es da zwischen Planenden und den mitwirkenden Bevölkerungsteilen ein Missverständnis. Es gibt die mitwirkenden Planenden der Gemeinde. Die dürfen sich freuen über einen Infrastrukturbeitrag, den sie erreicht haben, das Einbringen des vielfältigen und teilweise günstigen Wohnungsbaus, etc.
Und es gibt die mitwirkenden Personen und Gruppierungen, die natürlich darüber wachen, ob ihre Anliegen berücksichtigt wurden — oder eben nicht.
Ich denke, es würde viel bringen, man würde die beiden »Sorten Mitwirkung« jeweils separat aufführen.
Am Orientierungsabend wurde unter dem Titel Mitwirkung/Anpassungen zum Beispiel darüber orientiert, was erreicht wurde:
Wenn ich diese Tabelle lese, muss ich feststellen, dass diese Forderungen von aussen (Bevölkerung/Gemeinderat) an die Planer gestellt wurden. Alles Punkte, die heute für einen Planer eigentlich selbstverständlich sein sollten, wie
Kleinbauten bodengebunden begrünt
Erhöhung Biodiversität
Nisthilfen für Tiere
Vermeidung von Fallen für Kleintiere (Öffnungen Oberlichter der Untergeschosse)
Reduktion der versiegelten Flächen
Reduktion der Aussenbeleuchtung
etc.
Auf wesentliche Änderungen aus der Mitwirkung der Bevölkerung wie die Reduktion der Stockwerke beim Hochhaus (siehe oben), das Weglassen von Gebäude A und andere, wird mit oft »speziellen« Argumenten nicht eingegangen.
Beispiel Weglassen von Gebäude A:
»Die Variante ohne den 4‑stöckigen Bau am Birsufer ist zudem vom Begleitgremium unter anderem mit Hinweis auf die mangelnde soziale Kontrolle im Uferbereich, abgelehnt worden.«
Hä? Was soll das denn bedeuten?
Hinter dem ganzen Sammeln der Forderungen von Bauherrn, Architekt, Gemeinde und Bevölkerung steckt sehr viel Arbeit. Und ich denke, in der ganzen Sache den Überblick zu behalten, ist sehr anspruchsvoll.
Den Mitwirkungsbericht lesen Sie am besten schon bald und nicht erst am 27. September 2021!
Sie finden den Mitwirkungsbericht unter diesem Link.
Hans-Jörg Beutter
Aug. 29, 2021
bemerkenswert an so einem mitwirkungsverfahren: (hab sowas ja lange genug professionell begleitet)
es wird rein garnix verändert/angepasst – das menu wird soweit pfannenfertig an- und aufgerichtet … auf dem podium hat ein normalo-einwohner darum auch nix zu suchen (umso eindringlicher spricht man dann topdown vom gleichberechtigten kommunikationszeitalter, nidwor) …
und letztlich darf mann/frau dann je nach gusto äbiz peterli/2–3 dröpfli maggi/oder 1 messerspitzli kaltgepresstes nussöl beisteuern – eiderdaus: ausdiemaus!
klartext: diese highend planer/architekten können vermutlich halt eben wesentlich besser hochstapeln – liegt bestimmt am gegenstand – als rechnen (bz-headline. »hochhaus schafft 30 neue günstige wohnungen – während gleichzeitig 78 verschwinden« – gleich minus 48 so öppe – muss mann dringlichst mehr wissen? nö.ö!