Beim Aufräumen bin ich auf einem Berg »Ideen« auch darauf gestossen. Es gibt dazu keine Erklärungen, das Wesentliche ist auf der Grafik zu sehen und zu lesen. Machen Sie sich doch in einer stillen Stunde eine Vergrösserung auf dem Bildschirm (Bild auf den Schreibtisch ziehen und vergrössern) und schauen Sie sich ab und zu ein paar Zusammenhänge an.
Wer steckt dahinter?

franz büchler
Ueli Kaufmann über Franz:
»Der gelernte Schriftsetzer, Werber, Grafiker, Lehrer und Redaktor ist manchmal mit seiner analytischen, manchmal zynischen Pedanterie nervig, aber für Freunde und/oder Kollegen immer zuverlässig, hilfsbereit und unersetzlich.«
MEIN AKTUELLER LINK
max feurer
Aug 2, 2020
Danke, Franz! Eine höchst anregende Grafik, die man sich immer wieder mal anschauen sollte …
Christoph Meury
Aug 2, 2020
Die schiere Menge der Handlungsoption ist natürlich erschlagend. Daher reagieren die meisten LeserInnen vermutlich mit einer Überforderungstrategie, die heisst: in globo abnicken und weglegen.
Wir könnten allerdings einen greifbaren Aspekt, beispielsweise Armut, rausnehmen und uns dazu ein paar Gedanken für Birsfelden machen. Was wissen wir über die Armut in Birsfelden? Wir wissen vielleicht (oder erahnen es), dass es soundsoviele Armutsbetroffene in unsere Gemeinde gibt, aber dafür ist der Sozialdienst zuständig und damit ist unser Gewissen entlastet.
.
«Wir haben das Glück, in einem sogenannten Wohlfahrtsstaat mit einem gut ausgebauten Gesundheits- und Sozialwesen leben zu dürfen. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch bei uns Notsituationen gibt, wo Hilfe notwendig ist. Den Einwohnerinnen und Einwohnern von Birsfelden stehen eine Vielzahl von kommunalen und kantonalen Institutionen zur Verfügung, die für verschiedenste Lebenslagen die geeignete Beratung, Unterstützung oder Dienstleistung anbieten«. Zudem haben wir ein Dienstleistungsangebot — vom Babysitter-Kurs bis zur Stiftung Mosaik für Menschen mit Behinderung — welches Hilfestellungen zur Verfügung stellt. Damit können wir die Not & Armut delegieren.
.
Aber! Wir wissen dabei immer noch nicht, ob und in welchem Umfang Menschen in unserem Gemeinwesen von Armut betroffen sind. Wir wissen auch nicht, ob wir den Betroffenen die richtige Hilfe anbieten. Wir haben, das geben wir ehrlich zu, auch noch nie danach gefragt, oder uns entsprechende Gedanken gemacht. Wir haben auch bei der verantwortlichen Gemeinderätin Brigitte Schafroth Bendel noch nie explizit nachgefragt. Wir gehen davon aus, dass wenn die Abteilung Soziales das Budget nicht überschreitet und das Tagesgeschäft skandalfrei über die Bühne geht, alles paletti ist. Moralisch sind wir also gut aufgestellt und fein raus. Alles ist organisiert und die Verantwortungen sind delegiert, der ganze Sozialladen finanziert. Damit sind wir, die wir von Armut & Not nicht betroffen sind, entlastet.
.
Man könnte also, wenn den «Denkanstoss zur Weltverbesserung« von Public Eye kommunal ernst nehmen würde, auch bei der Armutsfrage nachhaken und fragen, ob es bei uns Armut gibt und ob wir mit unseren Sozialgeldern das Richtige tun, um die Armut nachhaltig zu bekämpfen? «Nachhaltig« wäre dabei das adäquate Stichwort. Was wissen wir über Armut? Wie entsteht sie in unserem direkten Umfeld? Was könnten wir tun, um Armutsfallen zu verhindern? Und plötzlich stehen wir vor einem umfangreichen Fragekatalog und stellen fest, dass wir über Armut in unserer Gemeinde gar nichts wissen. Wir können keine quantitativen Aussagen machen und haben letztlich keine Ahnung wie und wo Armut in unserem Gemeinwesen entsteht. Ergo müssten wir uns vorerst schlau machen. Wir müssten uns darum kümmern: Fakten zusammentragen, eine Armutsstudie in Auftrag geben, Betroffene befragen, etc.
.
Vielleicht starten wir simpel: Wir bitten Brigitte Schafroth Bendel, die Schweigsame im Gemeinderat, uns im Rahmen einer Gemeindeversammlung umfangreich über ihr Departement «Soziales« zu informieren. Auch selbstkritisch Auskunft zu geben, so, dass wir uns ein erstes Bild machen können…. Danach planen wir weiter und kümmern uns (zumindest) politisch um die Armut in unserem unmittelbaren Umfeld.
Christoph Meury
Aug 6, 2020
Apropos Armut: Armut kann man nicht verstecken. Sie taucht auch in der leidigen Gestalt von Bettlern & Bettlerinnen in der Öffentlichkeit auf. Für Basel ist das jetzt neuerdings das politische Problem Nummer 1 (Basel hat ansonst keine politischen Probleme!). Eine der reichsten Städte in der Schweiz, will die BettlerInnen weg haben. Am liebsten zurück in die «gewissen Länder aus dem Osten«, also Rumänien.
.
Die BettlerInnen werden periodisch von den PolitikerInnen «bewirtschaftet«. Allerdings ohne spezielle Strategie und grundsätzlich ergebnisoffen. Klar ist: Die BettlerInnen müssen weg. Sie störend die Satuiertheit der StädterInnen, vermiesen den Einkaufsbummel in der Freien Strasse und «besetzen« (benutzen) neuerdings öffentliche Brunnen, um ihre Klamotten zu waschen und (das bringt das Fass zum Überlaufen) schlafen vor der Theodorskirche. Vor einer Kirche zu schlafen ist ein No-Go, ein Affront für die anständigen Gläubigen.
.
JuristInnen beschäftigen sich intensiv mit der Frage, ob die BettlerInnen bandenmässig unterwegs sind und ab wann man von einer Bande reden kann, die PolitikerInnen (machen das was sie in solchen Situationen immer machen): Sie fordern drastische Massnahmen! Die Kirche geht derweilen auf Tauchstation. Die «Durchreisenden« sind fremde Schäfchen, daher muss der Grundsatz der Nächstenliebe kurz ausgeblendet werden, zumindest solange bis sie weitergezogen sind. Derweilen die Schugger vor Ort die BettlerInnen wahlweise verscheuchen, oder ihnen die Tageseinnahmen wegnehmen. Die SVP radikalisiert sich peu à peu (bald sind Wahlen!) und will das Betteln komplett verbieten. Am liebsten weltweit. Damit würde man, nach ihrer schlichten Logik, auch die Armut porentief ausrotten und im gleichen Atemzug auch noch die Zuwanderung und das Flüchtlingsproblem lösen.
.
Das Gute für Birsfelden: Seit die SVP Birsfelden schwächelt und sich defacto pulverisiert hat, hat sich auch der «Vandalismus im öffentlichen Raum« verflüchtigt, die «nächtlichen Bedrohungen« haben sich offensichtlich in Minne aufgelöst, die Schlägereien in die Steinenvorstadt verlagert, gesoffen wird nur noch vor dem Tinguely-Brunnen und BettlerInnen tauchen lediglich in homöopathischer Dosis vor der Post auf.
.
Wir leben also wieder in der besten aller besten Welten!
Hans-Joerg Beutter
Aug 8, 2020
bajour ist dieser unsäglichen geschichte rund um die »bandenmässigen bettlerInnen« nachgegangen. extrem viel lärm um einige sprichwörtlich bettelarme menschen zu basel …
prädikat: hochnotpeinlich.
https://bajour.ch/a/QWAdgeoIc1y9G7Na/basler-polizei-knopft-roma-bettlerinnen-ihr-geld-ab?utm_source=Bajour&utm_campaign=699c303f29-2020–08-06+Basel+Briefing&utm_medium=email&utm_term=0_bed6b33c61-699c303f29-381726677