Über kaum etwas darf man so viel reden und schreiben wie über Sachen, über die man angeblich nicht mehr reden oder schreiben darf. „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ war ein Schlachtruf, den man in letzter Zeit viel gehört hat.
Wann immer jemand klagt, etwas nicht mehr sagen zu dürfen, hat er das im gleichen Augenblick ja getan … und sich wenigstens zum Märtyrer stilisiert.
Ein bisschen ähnlich ist es mit der Frage von Alex Gasser in seiner Kolumne im letzten Birsfelder Anzeiger:
»Man darf doch noch fragen dürfen.«
Darauf hat Christoph Meury eine Entgegnung geschrieben und von der Redaktion gesagt bekommen:
»In Kolumnen äussern die Autoren ihre eigene Meinung – selbstverständlich steht es Ihnen frei, in einem Leserbrief darauf zu reagieren.« (Daniel Schaub)
Die Entgegnung war offenbar etwas zu lange geraten, obwohl der Birsfelder Anzeiger auch sagt:
»Ihre Texte sind willkommen
Als Lokalzeitung wollen wir unsere Leserschaft darüber informieren, was im Ort alles läuft. Auch Sie können Artikel für uns verfassen und über Aktivitäten Ihres Vereins, Ihrer Schule oder Ihrer Institution berichten. Wir haben Platz für Ihre Beiträge – nutzen Sie diese Möglichkeit. Wir freuen uns, wenn Sie diese Zeitung mit Ihren Artikeln bereichern.«
Nun, wir orientieren unsere Leserschaft darüber, was man noch fragen darf, aber nur ganz kurz nur entgegnen darf – in voller Länge:
Entgegnung von Christoph Meury auf die Kolumne von Alex Gasser
Freitag 7. Februar 2020
»Eigentlich versteht man nicht so richtig, was uns Alex Gasser mit seiner Kolumne im Birsfelder Anzeiger sagen will. Er laviert sich durch verschiedene skurrile Episoden, um zu beweisen, dass sämtlich Bemühungen um den Klimaschutz aus seiner Sicht unzulänglich sind, selber liefert er aber keine neuen Denkanstösse, oder Lösungsansätze. Andere sollen diese Denkleistung erbringen. Als FDP-Vordenker & FDP-Sprachrohr ist er dafür nicht zuständig.
Weil man mit der E‑Mobilität nicht alle klimarelevanten Probleme lösen kann, ist die E‑Mobilität nicht das Gelbe vom Ei. Das wissen wir! Es ist aber ein Anfang. Zumindest kann man mit einem E‑Vehikel den CO2-Ausstoss während der Betriebszeit auf Null reduzieren und als Zusatzeffekt den täglichen Motorenlärm auf unseren Strassen drosseln. Das ist relevant, rettet aber das Klima nicht. Oder zumindest nur ein bisschen.
Die Benziner- und Diesel-Autos müssen deshalb von niemandem verteufelt werden, wie Gasser behauptet. Fahrzeuge mit fossilen Brennstoffen sind trotzdem ein Auslaufmodell. Das sehen auch die Autohersteller so. Volkswagen, BMW und Daimler haben Pläne bekanntgegeben, die auf nichts Geringeres hinauslaufen als eine Auslauffrist für den Verbrennungsmotor sowie die Masseneinführung des Elektrofahrzeugs im Verlaufe des kommenden Jahrzehnts anzukündigen. Volkswagen, wo man die schwindelerregend Summe von 80 Milliarden Euro für diesen Übergang bereitgestellt hat, sagt, man werde bis 2025 fünfzig neue batteriebetriebene Fahrzeugmodelle auf dem Markt haben, und erwartet beim Verkauf der Markenmodelle VW, Skoda, Seat, Audi und Porsche 2029 die 22-Milliarden-Marke zu überschreiten. Daimler hat 42 Milliarden Euro bereitgestellt, um in den nächsten Jahren Elektrofahrzeuge auf den Markt zu bringe; bei BMW sind es 50 Milliarden, hier will man bis 2025 zwölf Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen.
Die E‑Mobilität ist die unmittelbare Zukunft und damit ein Fakt. Parallel dazu läuft die Forschung zur Herstellung von Batterien, welche ohne Kobalt, Lithium oder andere seltenen Erden auskommen, leichter sind, längere Einsatzzeiten haben, grössere Reichweiten erreichen, einer Zweitverwertung zugeführt werden und danach ordentlich und umweltverträglich entsorgt werden können. Die öffentliche Hand wird ihren Beitrag leisten und vermehrt Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Bauten und auf Industriebauten (beispielsweise im Birsfelder Hafen) einfordern, um den Strom ökologisch-sauber und vor der Haustüre zu produzieren. Auf öffentlichen Parkplätzen werden Ladestationen eingerichtet werden. Damit sind die ersten Schritte in eine neue alternative Mobilitätszukunft getan.
Zweifler à la Gasser wird es immer geben. Würde man auf sie hören, würden wir immer noch mit der «Spanisch-Brötli-Bahn« herumkutschieren. Oder als Devise: Wir hören auf über Probleme zu lavieren, wir lösen sie!«