Alles was jetzt in die­sem Arti­kel folgt, soll kei­ne Recht­fer­ti­gung der Schlies­sung des Ber­men­wegs sein. Es soll ledig­lich auf­zei­gen, wel­chen Lei­dens­weg seit 40 Jah­ren die Öff­nung der Fluss- und See­ufer durchläuft.
Sie­he auch das Neu­es­te … ganz am Schluss. Es geht etwas …

Aus­gangs­punkt bei der Schaf­fung des Raum­pla­nungs­ge­set­zes vom 22. Juni 1979 war in die­ser Sache die Frage:
Wem gehört das Ufer?

Gewäs­ser sind öffent­li­ches Gut. Strit­ti­ger Punkt dabei ist, ob der Ufer­strei­fen dazu­ge­hört. Ein Bun­des­ge­richts­ent­scheid von 2001 bezeich­net Gewäs­ser und Ufer als “unzer­trenn­li­che Ein­heit”.
See­an­stös­ser sehen das anders. Sie beru­fen sich auf den Schutz des Eigen­tums und weh­ren sich in unzäh­li­gen Fäl­len auf dem Rechts­weg gegen »Ent­eig­nun­gen«.
(Nun, eigent­lich soll­te man ihnen zur Stra­fe ein­fach den See oder den Fluss weg­neh­men, der ihnen ja nicht gehört — geht halt nicht …)

Dass der Zugang zu den Gewäs­sern fast 40 Jah­re nach Inkraft­tre­ten des Raum­pla­nungs­ge­set­zes noch längst nicht über­all mög­lich ist, ist ein Skan­dal und liegt häu­fig an den Beiss­hem­mun­gen der Gemein­de- und Kantonspolitiker*innen, die ihre bes­ten Steu­er­zah­ler nicht ver­grau­len wol­len und den Bau des Weges ver­hin­dern oder ver­zö­gern helfen.

Weil den Pro­mo­to­ren des See­ufer­wegs (z.B. Rives publi­ques) in eini­gen Regio­nen der Gedulds­fa­den riss, lan­cier­ten sie auf kan­to­na­ler Ebe­ne Vor­stös­se. Im Kan­ton Bern schreibt das See- und Fluss­ufer­ge­setz seit fast 40 Jah­ren über­all einen Ufer­weg vor. Initia­ti­ven, die See­zu­gang und Ufer­we­ge für alle for­dern, lie­gen vor (Neu­en­burg) oder sind in Vor­be­rei­tung (Waadt, Genf, Zürich).

So hat das Bun­des­amt für Raum­ent­wick­lung dem Ver­ein »Rives publi­ques« erklärt:
»Ittin­gen, 14.02.1908 — Der Ver­ein Rives Publi­que geht davon aus, dass das Bun­des­recht der Bevöl­ke­rung einen Anspruch auf unge­hin­der­ten See- und Fluss­zu­gang gibt. Der Bund hat die Rechts­la­ge auf Ersu­chen des Ver­eins geprüft und kommt zum Schluss, dass das Bun­des­recht kei­nen sol­chen, direkt anwend­ba­ren Anspruch gewährt. Das Bun­des­amt für Raum­ent­wick­lung (ARE) betont jedoch, dass die Kan­to­ne dem Zugang zu See- und Fluss­ufern einen hohen Stel­len­wert bei­mes­sen soll­ten.«
(Den gan­zen Text mit den Begrün­dun­gen fin­den Sie unter obi­gem Link)

Das heisst: Im Raum­pla­nungs­ge­setz kam man dem Volk zwar ent­ge­gen (das berühm­te Zücker­chen) in der wei­te­ren Gesetz­ge­bung wie Zivil­ge­setz­buch, Was­ser­bau­recht und Ver­mes­sungs­recht »ver­gass« man (extra?) dann wei­ter­ge­hen­de Bestimmungen.

Und so kommt es dann immer mal wie­der zu Vor­stös­sen im Par­la­ment, wie z.B. eine Par­la­men­ta­ri­sche Initia­ti­ve (30.09 2010) von Katha­ri­na Pre­li­cz-Huber, sie sagte:
»Das Anlie­gen, das ich mit mei­ner par­la­men­ta­ri­schen Initia­ti­ve ver­fol­ge, ist ein durch­ge­hen­der Zugang für die Bevöl­ke­rung zu den See­ufern und Was­ser­läu­fen in der Schweiz mit­tels eines Fuss­we­ges ent­lang dem See oder dem Fluss. Das Bedürfnis der Bevöl­ke­rung, an Ufern von Seen und Flüssen zu sein, ist sehr gross, sei das für die Frei­zeit, für die Erho­lung oder für den Sport. An schö­nen Tagen ist es sehr deut­lich sicht­bar: Die zugäng­li­chen Ufer­ge­bie­te sind gera­de­zu überbevölkert. Das Bedürfnis, an Gewäs­sern zu sein, zeigt sich auch deut­lich an den Boden­prei­sen. Das Land, die Wohn­la­ge am See ist sehr gesucht, aber nur weni­gen Rei­chen vergönnt.
Die heu­ti­ge Rea­li­tät ist so, dass nur gera­de 34 Pro­zent der Ufer­zo­nen frei zugäng­lich sind. Der gros­se Rest, also etwa zwei Drit­tel, ist Pri­vat­ei­gen­tum. Zum Ver­gleich: Beim Wald ist es ganz anders. 75 Pro­zent sind im öffent­li­chen Besitz und damit zugäng­lich, und auch der gröss­te Teil des Pri­vat­wal­des ist öffent­lich zugäng­lich. Die zen­tra­le Fra­ge, die sich stellt, ist also die: Für wen sind die Schwei­zer Gewäs­ser?«

Guy Par­me­lin (SVP, VD) und eben­so Rober­to Schmidt (CVP, VS) ver­sprüh­ten in ihrem Votum die tota­le ableh­nen­de Sach­lich­keit. Und beton­ten die Unmög­lich­keit die­ses Unterfangens.

Und der drit­te Votant, Mar­cel Sche­rer (SVP, ZG) zeig­te sei­ne hoch­ste­hen­de Intel­li­genz: »Geschätz­te Kol­le­gin, ich habe in mei­nem Land­wirt­schafts­be­trieb zum Bei­spiel ein Bäch­lein, das Pri­vat­ei­gen­tum ist, auch das Was­ser. Müsste ich gemäss die­ser par­la­men­ta­ri­schen Initia­ti­ve also links und rechts einen Wan­der­weg machen, damit es zugäng­lich ist?«

Man kann auch mit geheu­chel­ter Nai­vi­tät eine Debat­te lächer­lich machen.
Nach die­ser frucht­lo­sen Debat­te, die gelang­weilt abge­wi­ckelt wur­de, wur­de die Initia­ti­ve mit 129 zu 59 Stim­men abge­lehnt. 12 Parlamentarier*innen blie­ben in der Wandelhalle.

Es zeigt ein­mal mehr, dass das Par­la­ment Pri­vat­ei­gen­tum höher ein­schätzt als das Wohl der All­ge­mein­heit. Aber deut­lich ist das State­ment des ARE:
Dass die Kan­to­ne dem Zugang zu See- und Fluss­ufern einen hohen Stel­len­wert bei­mes­sen sollten.
Und dies beson­ders, wenn der Kan­ton Eigen­tü­mer eines Ufer­strei­fens ist, wie das im Hafen Birs­fel­den der Fall ist. Die vor­ge­scho­be­nen Sicher­heits­be­den­ken sind mit gutem Wil­len sicher lösbar!

Hal­lo, Par­la­men­ta­ri­er wo seid ihr?
Quel­len: Raum­pla­nungs­ge­setz, Swiss­in­fo, Bun­des­amt für Raum­ent­wick­lung, Amt­li­ches Bul­le­tin des Nationalrats

Und das Neu­es­te in Kürze:
Im Birs­fel­der Anzei­ger von mor­gen kön­nen Sie schon drei Leser­brie­fe zum The­ma lesen, von Vre­ni und Wer­ner Zehn­der, von Chris­toph Meu­ry und tat­säch­lich von einer Par­tei, den Grünen.
Und auch im Land­rat von heu­te wird gefragt …

Die Weltwoche, die Bibel und der liebe Gott 1
Bermenweg 3

1 Kommentar

Kommentiere

Deine Meinung

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.