Pünktlich zum Tag der Demokratie ist auch baselvotes.ch online gegangen. Eine wunderbare Datenbank über alle Volksabstimmungen im Kanton Basel-Stadt seit 1875.
Baselvotes ist das Portal zu den kantonalen Volksabstimmungen in Basel-Stadt. Welche Akteure standen hinter einer Volksinitiative oder einem Referendum? Um was ging es, mit welchen Argumenten ist gekämpft worden und wie haben die Stimmberechtigten entschieden? Über 600 Abstimmungen – jede erzählt eine Geschichte.
Und dies nicht nur mit Zahlen und Fakten, sondern auch mit Abstimmungsplakaten (siehe Titelbild mit einem Plakat zur Abstimmung vom 5. Dezember 1954 über das Frauenstimmrecht aus der Plakatsammlung der Schule für Gestaltung Basel).
Zum Beispiel gab es 1882 eine Abstimmung über den Impfzwang. Die Urheberschaft war nicht etwa »Massvoll«, sondern ein »Verein der Impfgegner«.
Die Volksinitiative verlangte die Aufhebung von §81 des Polizeigesetzes, welcher den Impfzwang mit Polizeistrafandrohungen schützte. Auf eidgenössischer Ebene war die Einführung des Impfzwangs wenige Monate zuvor abgelehnt worden. Die Basler Ärzteschaft setzte sich vergebens für die Weiterführung des Impfzwangs ein, insbesondere zum Schutz vor Blattern (Pocken).
Mit 3’539 Ja gegen 716 Nein wurde der Impfzwang abgeschafft.
In Birsfelden gab es drei Jahre darauf, 1885, eine grosse »Blatternepidemie«. Am 7. März 1885 mietete die Gemeinde ein Haus zur Absonderung der ersten Kranken. Auf den 13. März verfügte die Schulpflege, dass Kinder, in deren Umgebung ein Pockenfall vorkam, der Schule fernzubleiben hatten. Am 23. März erfolgte auf ärztliches Ersuchen die totale Schulschliessung und tags darauf wurde eine zusätzliche Baracke aufgestellt, um alle Kranken aufnehmen zu können.
Es hatte in Birsfelden 114 Pocken-Erkrankungen gegeben, 6 Erwachsene und 13 Kinder waren daran gestorben.
Haben wohl die Abstimmenden von Basel gehört, was in ihrer Nachbargemeinde kurz nach der Abstimmung geschehen war?
Zu den Pocken ist noch zu sagen: Der letzte Erkrankungsfall in der Schweiz wurde 1963 gemeldet, wie das BAG schreibt. Ein letztes Mal erklärte der Bundesrat von 1944 bis 1948 die Pockenschutzimpfung für die ganze Schweiz für obligatorisch.
1972 stellte die Schweiz die Pockenimpfungen ein. Am 8. Mai 1980 konnte die Welt von der WHO für pockenfrei erklärt werden, weil der Erreger nur durch Menschen weitergegeben werden kann.