Der amerikanis­che His­torik­er Tim­o­thy Sny­der wurde in den let­zten Jahren dank ein­er Rei­he von sorgfältig recher­chierten Unter­suchun­gen zum Holo­caust (Black Earth)  und den Massen­mor­den in Osteu­ropa (Blood­lands. Europa  zwis­chen Hitler und Stal­in), die zu Best­sellern wur­den,  ein­er bre­it­eren Öffentlichkeit bekan­nt. 2017 fol­gte sein ein­drück­lich­er Weck­ruf Über Tyran­nei. Zwanzig Lek­tio­nen für den Wider­stand

Und schon ein Jahr später veröf­fentlichte er mit “Der Weg in die Unfrei­heit. Rus­s­land, Europa, Ameri­ka” eine weit­ere ein­dringliche Analyse, welche Gefahren in den kom­menden Jahren auf offene demokratis­che Gesellschaften zukom­men. Angesichts des Ukraine-Dra­mas hat das Buch gle­ich noch ein­mal an Aktu­al­ität gewon­nen, weil Sny­der die poli­tis­chen, geostrate­gis­chen, religiösen und philosophis­chen Hin­ter­gründe ausleuchtet, die uns das aussen- und innen­poli­tis­che Vorge­hen Putins in den let­zten Jahren bess­er ver­ste­hen lassen.

Schon ein­mal von Iwan Alexandrow­itsch Iljin  gehört? Oder von Alek­san­dr Gel­je­w­itsch Dug­in? Wahrschein­lich eher nicht. Und doch wird die aktuelle Poli­tik Putins erst ver­ständlich, wenn man sich den Ein­fluss dieser bei­den Philosophen auf den ein­samen Herrsch­er im Kreml klar macht.

Iljin und Dug­in ist gemein­sam, dass sie ein faschis­tis­ches Welt­bild vertreten, das aus vie­len Ver­satzstück­en sowohl aus link­er wie rechter Prove­nienz, aus falsch ver­standen­em Tra­di­tion­al­is­mus und ein­er falsch ver­stande­nen Gno­sis beste­ht. Und gemein­sam ist ihnen die absolute Ver­her­rlichung der unbe­fleck­ten rus­sis­chen Seele, die sich der Dekadenz west­lich­er Gesellschaften mit ihrer Beto­nung indi­vidu­eller Frei­heit­en erwehren muss.  In ihren geopoli­tis­chen Ansicht­en, in deren Zen­trum “Eura­sia” ste­ht, spielt die Ukraine eine zen­trale Rolle. Putin als ihr gelehriger Schüler ist ger­ade daran, ihre total­itären Ideen in die Prax­is umzuset­zen.

Wer sich also jen­seits tage­spoli­tis­ch­er Mut­mas­sun­gen (Ist Putin ver­rückt? Will er die Ukraine tat­säch­lich ganz erobern?) ein Bild der tief­er­en Wurzeln des aktuellen Kon­flik­ts machen möchte, dem sei Sny­ders Buch sehr emp­fohlen. Es bringt Klarheit in die aktuellen  Geschehnisse und macht immun gegen “Fake news”.

Wie weit sich die Ukraine in den let­zten Jahren von der total­itären innen­poli­tis­chen Entwick­lung Rus­s­lands ent­fer­nt hat, macht die Fernsehserie “Diener des Volkes” mit dem Komik­er und Schaus­piel­er Wolodymyr Selen­skyj deut­lich, die 2015 im ukrainis­che Fernse­hen aus­ges­trahlt wurde und die Selen­skyj zur Präsi­dentschaft im realen Leben ver­half. Die Serie über den kleinen Geschicht­slehrer, der über Nacht Präsi­dent der Ukraine wird, sprüht vor Witz und Ein­fall­sre­ich­tum. Sie kann auf ARTE angeschaut wer­den. Darf man das noch angesichts der Gräuel, die sich zurzeit in der Ukraine abspie­len?

Man darf nicht, man muss.

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