Ganz so frisch ist die Aufarbeitung dieses Themas nun leider auch nicht. Aber es passt zur ganzen Hafengeschichte, die an dieser Stelle schon viele Male thematisiert und kritisiert wurde. Nun gibt es aufgrund der BIG_LIE BIG_H Medienmitteilung vom Juni 2022 aber wieder einmal einen Grund, bei der Hafenentwicklung ein bisschen näher hinzuschauen.
Die Hauptprobleme, weshalb das ganze Industriequartier im Osten der Gemeinde so langsam vor sich hinvegetiert, sind eigentlich an zwei Ursachen festzumachen. Einerseits sind es die verzettelten Baurechtsverträge und andererseits sind es die gefährlichen Treibstoff-Pflichtlager, welche gewisse andere Nutzungen nicht zulassen. Diese beiden Ursachen werden aber immer mehr als Entschuldigung missbraucht. Eine Entschuldigung des Kantons und der Schweizerischen Rheinhäfen dafür, dass eben nichts (wirtschaftlich oder gesellschaftlich) Gescheites entstehen können soll.
Da die Gemeinde zum Glück aber immer wieder drängt, entstehen alle paar Jahre als Reaktion Studien und Absichtserklärungen. Zuletzt 2019 das Zielbild Hafen 2040+ und nun eben, etwa das Gleiche wieder aufgetaut und umverpackt: BIG_H.
Der Minischritt, den man nun offenbar endlich bereit ist zu gehen, ist die Verlegung aller Tanklager in den Auhafen. Und das voraussichtlich erst 2035. Der zweite Minischritt ist die Grobplanung der “Schichten” bzw. Bauzonen, dargestellt im Bild weiter unten. Alles in allem ermöglichen diese Zusagen der Gemeinde jetzt endlich, mit dem Gebiet der Sportplätze vorwärts zu machen (die hellgrüne Fläche). Mehr aber auch nicht.
Die eigentlich schon heute bestehende Filterschicht (unten die Vogelperspektive von geoview.bl.ch) war übrigens immer wieder mal Zankapfel. Im Jahr 1983 beschloss der Birsfelder Einwohnerrat einen neuen Zonenplan. Dieser schied einen Teil der JOWA-Parzelle 1555 (roter Rahmen) aus der Industriezone aus und dafür der Grünzone zu. Auslöser war, dass die Osttangente der Autobahn nicht mehr durch das Sternenfeld-Areal (also in der heutigen Filterzone) gebaut werden sollte, da sich das Projekt mit der Schwarzwaldbrücke durchgesetzt hat. Man hatte aber den freigehaltenen Gürtel als “Cordon sanitaire” in Form einer Grünzone beibehalten wollen, um die Industriezone vom Siedlungsgebiet und der Grünzone rund um das Kraftwerk abzutrennen.
Damit nicht einverstanden war die JOWA. Sie wollte damals ihre Bäckerei vergrössern und brauchte zudem Parkplatz-Flächen. Deshalb verklagte sie die Gemeinde über eine Summe von CHF 25 Mio.! Auch damals schon spielte der Kanton eine zweifelhafte Rolle und unterstützte zuerst die Gemeinde, später dann aber die JOWA, was dazu führte, dass 1986 die Umzonung rückgängig gemacht werden musste.
Interessant: Heute gilt auf dieser Parzelle der Zonenplan des Hafens. Der Parkplatz der JOWA bzw. der jetzigen Migros-Fischzucht liegt in einer “naturnah gestalteten Zone mit Allee” (grüne Fläche im Ausschnitt weiter unten). Aus Sicht des Autors ist die heutige Situation also ganz klar ein Verstoss gegen den aktuellen Zonenplan. Kann man da die Migros vielleicht einklagen?
Danke an Eckhard Rothe für die Unterlagen aus den 1980ern.
Franz Büchler
Jul 28, 2022
Müssen eigentlich Zonenänderungen vor die Gemeindeversammlung — oder habe ich da etwas verschlafen?
Christoph Meury
Jul 28, 2022
Birsfälderli: Zielbild 2040+
.
Ob die Mogelpackung alias «Zielbild 2040+« jetzt umdatiert und neu etikettiert wurde, ändert nichts daran, dass es eine Fata Morgana bleibt. Gut für die politische Gemütslage der Beteiligten. In jedem Fall ohne erkennbaren Mehrwert für Birsfelden.
.
Lange Umsetzungslaufzeiten sind für die Unterzeichner und Erfinder der Vision vorteilhaft. Bis zum Verfallsdatum sind sie bereits aus Amt & Würde und allerseits bereits im gemütlichen Ruhestand. Ist doch praktisch, weil maximal wirkungslos und verantwortungsfrei. Aber schön haben wir
darüber gesprochen….
.
PS.1: Filterzone: Hier wird vermutlich der Spreu vom Weizen getrennt?
PS.2: Wenn mich nicht alles täuscht hat die Filterzone eine planerische Doppelnutzung: Hier wird der zukünftige Rheintunnel realisiert. Baubeginn 2029, Finish nach 10 Jahren Bauzeit voraussichtlich 2040. Passt punktgenau zum «Zielbild 2040+«. Wir tun in der Zwischenzeit was wir können, nämlich nix. Damit gilt: Zurück an den Anfang. Heißt: «Zielbild 2060++« Das ist lokale Realpolitik.
Hans-Jörg Beutter
Jul 30, 2022
im grossen ganzen: BIG.HAHA!!
(kann es sein, dass der recycling-gedanke biz gar eigenartig einfliesst? schlicht das angejahrte konzept neu datieren … etwa so sinnvoll, wie im laden das ablaufdatum auf den schrumpel-tomaten brandneu nachtragen … und bei den planern gilt: beim kreislaufgedanke kreiseln die (verkehrs)gedanken – ausschliesslich & endlos … ich bin begeistert)