Die Gemein­de hat Ende August über die «Gesamt­ent­wick­lung» in einem Info­an­lass die Birsfelder*innen auf den neus­ten Stand gebracht. In einer losen Serie kom­men­tie­ren wir in den nächs­ten Wochen, was uns so auf­ge­fal­len ist.

Heute: Echtzeitübertragung oder Informationsfluss im frühen 21. Jahrhundert

Der Bun­des­rat macht es schon seit Jahr­zehn­ten: Ab und an spricht er im TV zur Nati­on zu aktu­el­len Vor­la­gen. Seit 1968 in Far­be und seit 2012 in HD erreicht man damit vie­le Leu­te (zumin­dest bis­her, das erreich­ba­re Ziel­pu­bli­kum nimmt bekannt­lich wie­der ab). COVID-19 hat nun auch den Birs­fel­der Gemein­de­rat dazu gezwun­gen, neue Wege für eine mög­lichst flä­chen­de­cken­de, orts­un­ab­hän­gi­ge Infor­ma­ti­on zu fin­den. Mit dem «Live­stream», der letz­te Woche Pre­mie­re fei­er­te, hat man ein geeig­ne­tes Mit­tel gefunden.

Die Zuschau­er­zah­len des Live­streams sind uns zwar nicht bekannt. Der Auf­wand dürf­te bei die­ser Pre­mie­re gegen­über dem Nut­zen in einem weni­ger güns­ti­gen Ver­hält­nis gestan­den haben. Aber immer­hin bleibt fest­zu­stel­len: Es hat geklappt! Wer aus Virus­schutz­grün­den zuhau­se blei­ben muss­te, konn­te trotz­dem dabei sein. Der Gedan­ke, künf­tig auf dem Sofa via You­tube einen Info­an­lass zu kon­su­mie­ren, ist ver­fäng­lich. Und das nicht nur, weil man auf die Mas­quer­ade ver­zich­ten kann. Die Mög­lich­keit muss es unbe­dingt wei­ter­hin geben, auch wenn momen­tan ein Bur­ge­ner mit Über­tra­gungs­rech­ten noch kein Geld ver­die­nen kann.

Ein Ver­gleich mit umlie­gen­den Gemein­den zeigt ohne­hin, dass sich unser Dorf mul­ti­me­di­al im Mit­tel­al­ter befin­det (oder zumin­dest befun­den hat). Die ange­staub­te Web­sei­te ist nur ein Zeu­ge davon. So hat zum Bei­spiel Aesch sein ers­tes TV-Pro­jekt im 2011 gestar­tet und mit dem Umstieg auf «Bir­stadt-TV» nun schon sei­nen zwei­ten Sen­der in Betrieb. Zum Ver­gleich: Wir wer­den wöchent­lich im Birs­fel­der Anzei­ger über Aktu­el­les infor­miert. So wis­sen nun sicher alle, dass die Grün­ab­fuhr­mar­ke bis Ende Jahr nur noch die Hälf­te kostet.

Die Echt­zeit­über­tra­gung vom letz­ten Don­ners­tag spiel­te nicht nur tech­nisch in einer ganz eige­nen Liga. Die Kame­ra­per­spek­ti­ve zeig­te nicht nur die Haupt­ak­teu­re am Red­ner­bild­schirm mit ihrer schön auf­be­rei­te­ten Dia­show. Vir­tuo­se Schwen­ker der wei­te­ren Auf­nah­me­ge­rä­te bewies den Leu­ten zuhau­se, dass vor Ort der Sicher­heits­ab­stand ein­ge­hal­ten wur­de. Man sei im 21. Jahr­hun­dert ange­kom­men froh­lock­te der Gemein­de­prä­si­dent, wäh­rend man in der Hal­le auf dem Haupt­bild­schirm alle 20 Sekun­den infol­ge Suche nach ver­füg­ba­ren Quel­len für ein paar Augen­bli­cke einen Black­screen erblick­te. Vom Kampf mit der Fern­be­die­nung bekam man wohl auch via You­tube mit. Das Spit­zen­per­so­nal wuss­te sich aber gott­sei­dank mit tra­di­tio­nel­len Mit­teln zu hel­fen und steu­er­te alter­nie­rend die Foli­en direkt am Com­pu­ter. Tra­di­tio­nel­le Hand­ar­beit; ohne Des­in­fek­ti­on dazwi­schen, nota­be­ne. Es gibt also noch etwas Stei­ge­rungs­po­ten­ti­al. Wir sind ja schliess­lich erst in den 20er-Jah­ren des neu­en Jahrhunderts…

Zudem bleibt die Fra­ge, war­um ein sol­ches oder ähn­li­ches Mit­tel nicht schon län­ger aus­pro­biert wur­de. Im März, April und Mai hät­ten vie­le Leu­te ger­ne aktu­el­le Infos vom Gemein­de­rat via Video bekom­men. Nicht nur zu COVID-19, son­dern eben auch zu den lau­fen­den Pro­jek­ten, die nun in gros­sem Tem­po und mit einem gewis­sen Zeit­druck in eine wich­ti­ge Pha­se gehen, für die man sich manch­mal ger­ne etwas mehr Zeit nimmt…

Parlamentsbetrieb in real — oder: Leerstück oder Lehrstück, das ist hier die Frage?
Ein bisschen Demokratie retten ...

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