In ihem Buch “Sisters in Spirit. Haudenosaunee (Iroquois) Influence on Early American Feminists” stellt die Historikerin Sally Roesch Wagner das Leben der Frauen bei den Irokesen und den amerikanischen Siedlern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegenüber.
Es sind zwei radikal verschiedene Welten:
SOZIALES
Irokesen:
● Die Kinder sind Mitglieder des Clans der Mutter
● Gewalt gegen Frauen ist nicht Teil der Kultur, und wenn sie vorkommt, wird sie ernst genommen.
● Die Kleidung der Frauen fördert die Gesundheit, Bewegungsfreiheit und Unabhängigkeit
● Die Veranwortung der Frau hat eine spirituelle Grundlage
Amerikanische Siedler:
● Die Kinder sind das alleinige Eigentum der Väter
● Ehemänner haben das gesetzliche Recht und die religiöse Verantwortung , ihre Frauen körperlich zu disziplinieren.
● Die Kleidung der Frauen ist einschränkend, ungesund und gefährlich
● Die Unterordnung der Frau hat eine religiöse Grundlage
WIRTSCHAFT
Irokesen
● Befriedigende, gemeinschaftlich verrichtete Arbeit der Frauen
● Verantwortlich für die Landwirtschaft und das häusliche Leben
● Die gemeinschaftlich verrichtete Arbeit geschieht unter der Leitung der Frauen
● Jede Frau kontrolliert ihren eigenen Besitz
Amerikanische Siedler:
● Isolierte Arbeit, “Plackerei”
● Verantwortlich für den Haushalt, aber den Ehemann untergeordnet
● Die Arbeit wird unter der Autorität des Ehemanns verrichtet
● Die Frau hat kein Recht auf eigenen Besitz, ihren Körper oder die Kinder
SPIRITUELL
Irokesen
● Gründungsmythos mit der “Himmelsfrau” (Sky Woman)
● Mutter Erde und Frauen sind spirituell miteinander verbunden.
● Frauen tragen Verantwortung in den spirituellen Zeremonien im Gleichgewicht mit jener der Männer.
Amerikanische Siedler:
● Gott ist männlich
● Die Spiritualität ist nicht mit der Erde verbunden
● Frauen ist es verboten, in Kirchen zu sprechen
● Zuständigkeiten sind der männlichen Autorität untergeordnet
POLITIK
Irokesen
● Frauen wählen ihr Oberhaupt
● Frauen bekleiden wichtige politische Ämter (z.B. Clanmütter)
● Das Gesetz der Konföderation sichert die politische Autorität der Frauen
● Entscheidungsfindung im Konsens, jede® hat eine Stimme
Amerikanische Siedler
● Frauen haben kein Wahlrecht
● Frauen sind von politischen Ämtern ausgeschlossen
● Das Gewohnheitsrecht definiert Frauen nach der Heirat als “gesetzlich tot”.
● Die Entscheidungsfindung geschieht nur durch Männer gemäss Mehrheitsprinzip
Das Titelbild von Wagner’s Buch insinuiert, dass die erwähnten Pionierinnen der amerikanischen Suffragetten-Bewegung sich dieser Unterschiede bewusst waren. Das bedeutet, dass sie Kontakte mit irokesischen Frauen hatten. Und genau darum geht es
in der nächsten Folge am kommenden Donnerstag, den 20. April.
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