Um sich einen Begriff vom indi­an­is­chen Denken zur Schöp­fung machen zu kön­nen, lesen wir am besten einen Auszug aus einem Text im “John Mohawk Read­er” mit dem Titel “Alle Kinder von Mut­ter Erde”. Und um es für ein besseres Ver­ständ­nis gle­ich vor­weg zu nehmen: Für Mohawk ist es selb­stver­ständlich — und das gilt für alle indi­ge­nen Völk­er — dass hin­ter materiellen Man­i­fes­ta­tio­nen, sei es die Erde, Pflanzen, Tiere und Men­schen, spir­ituelle Kräfte wal­ten, die über­haupt eine Man­i­fes­ta­tion auf der materiellen Ebene erst ermöglichen.

Alle Dinge, die sind, sind Teil der Schöpfung.

Die Schöp­fung ist die Erde und der Him­mel, die Gräs­er und die Bäume, die Vögel und die Tiere. Alle Dinge der Schöp­fung gehen ihren eige­nen Weg, und der Weg der Wesen der Schöp­fung ist der Weg der Schöp­fung selbst.

Die Erde bewegt sich auf dem Weg der Erde in der Schöp­fung weit­er. Wenn die Sonne am östlichen Him­mel aufge­ht, bringt sie Licht und Wärme in den Kör­p­er der Erde. Und wenn dies geschieht, atmet die Erde, wie ein Lebe­we­sen atmet, und gibt den anderen Lebe­we­sen auf der Erde ihren Leben­satem. Die Erde ist ein Lebe­we­sen, und aus ihrem Kör­p­er gehen viele andere Lebe­we­sen her­vor. Das ist ihr Weg in der Schöp­fung — der Weg des Erdgeistes.

Weil der Erdgeist auf diese Weise fort­fährt, existiert das Leben, wie wir es ken­nen, hier. Die Erde ist die Mut­ter für das Leben, das auf der Erde existiert. Auf dem natür­lichen Weg, dem Weg der Schöp­fung, ist sie für alles Leben auf der Erde Mut­ter Erde. Mut­ter Erde set­zt den Weg der Schöp­fung fort, und deshalb gibt es Leben.

Die Mut­ter Erde ist ein Geist. Sie ist eine Energiekraft, die sich uns in der Materie zeigt, und wir nen­nen diese Materie Erde.

Das ist der Weg der Schöp­fung — viele Energiekräfte in dieser Schöp­fung man­i­festieren sich für die Men­schen in der Materie und sind daher real. Das ist der Weg des Geistes, denn sie man­i­festieren sich oft in der Materie. So sind auch die Geis­ter oft real. Auf diese Weise ist die Mut­ter Erde real, denn sie ist ein reales Wesen, und weil sie ein reales Wesen ist, ist sie auch Mut­ter für reale Wesen. Weil sie ein geistiges Wesen ist, ist sie auch die Mut­ter für geistige Wesen.

So sind die Gräs­er und Bäume, die auf der Mut­ter Erde existieren, sowohl reale als auch geistige Wesen. Sie existieren, und sie existieren auf eine Weise, die den Wegen der Schöp­fung fol­gt. Sie schaf­fen auch das Leben, wie wir es ken­nen, an diesem Ort. Wenn die Gräs­er aufhören wür­den, den Wegen der Schöp­fung zu fol­gen, wenn sie aufhören wür­den zu wach­sen und Nahrung für die anderen Dinge an diesem Ort zu liefern, müsste das Leben, wie wir es ken­nen, aufhören.

Auch die Gräs­er sind reale Wesen. Sie leben auf bes­timmte Art und Weise weit­er, auf die Art der Gräs­er, und ihre Art und Weise ist lebens­fördernd. Jed­er Grashalm ist real, und jed­er ist eine Man­i­fes­ta­tion des Gras­geistes, der Energiekraft, die auf der Erde existiert und die uns durch die Exis­tenz dieser Grasart gezeigt wird. Auf der Erde gibt es also echt­es Gras und eine Energiekraft, die sich der Schöp­fung offen­bart und die wir den Gras­geist nen­nen. Es ist eine Energiekraft, die große Macht hat, denn in den Gräsern steckt die Kraft zu heilen und die Kraft, Schön­heit zu brin­gen. Die Gräs­er hal­ten die Erde zusam­men, und sie sind Wesen, mit denen das tierische Leben ver­bun­den ist. Es ist ihre Art zu sein, dass sie geistige Teil­nehmer an dem Prozess sind, der Leben in der Schöp­fung ist.

So hängt das Leben, wie wir es ken­nen, vom Geist der Gräs­er ab, dass ihr Geist stark und kraftvoll bleibt und dass sie in der Lage sind, das Gle­ichgewicht auf der Erde aufrechtzuerhalten.

Und wenn wir uns auf der Erde umse­hen, sehen wir, dass es viele, viele andere Geis­ter gibt, und dass auch sie an der Erde beteiligt sind. Wir kön­nen sehen, dass es Bäume gibt und dass sie Man­i­fes­ta­tio­nen der Baumgeis­ter sind, die an diesem Ort existieren. Die Eiche ist eine Man­i­fes­ta­tion des Eichen­baumgeistes. Nur diese Kraft kann zu ein­er Eiche wer­den. Und wenn wir uns umschauen, kön­nen wir sehen, dass die Eiche kein Geist für sich ist, denn die Eiche braucht die Mut­ter Erde, auf die sie ihre Füße set­zen kann. Aber der Eichen­baum ist ein mächtiger Geist, und wie alle Dinge in der Schöp­fung arbeit­et er mit den anderen Geis­tern zusam­men, um das Leben auf diesem Plan­eten zu erschaf­fen, ein­schließlich seines eige­nen Lebens. (…)

Der Geist der Eiche hat die Kraft, an den lebenserzeu­gen­den Prozessen des Uni­ver­sums teilzunehmen. Wir kön­nen nur sagen, dass die Quelle dieser Kraft ein großes Mys­teri­um ist und dass sich die Kraft man­i­festiert. durch die Geis­ter dieses Uni­ver­sums man­i­festiert. Deshalb sagen wir, dass die Sonne ein geistiges Wesen ist, dass sie real ist und dass sie die Kraft des Uni­ver­sums man­i­festiert. Wir wis­sen von dieser Kraft, weil wir in der Lage sind, die vie­len Wege zu beobacht­en, auf denen sie sich uns durch die Geis­ter des Uni­ver­sums offen­bart. Auf diese Weise ist die Sonne auch ein Bote, den wir manch­mal Vater und manch­mal Älter­er Brud­er nennen.

Heute ist ein solch­es Ver­ständ­nis der Schöp­fung in unserem west­lichen Kul­turkreis exo­tisch, um es etwas vor­sichtig auszu­drück­en. Aber gab es vielle­icht his­torische Gestal­ten, die ein ähn­lich­es Ver­ständ­nis der Schöp­fung hatten?

Die gibt es selb­stver­ständlich. Berühmtestes Beispiel: Der Son­nenge­sang des heili­gen Franziskus.

Gelobt seist du, mein Herr,
mit allen deinen Geschöpfen,
zumal dem Her­rn Brud­er Sonne,
welch­er der Tag ist und durch den du uns leuchtest.
Und schön ist er und strahlend mit großem Glanz: Von dir, Höch­ster, ein Sinnbild.

Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwest­er Mond und die Sterne;
am Him­mel hast du sie gebildet, klar und kost­bar und schön.

Gelobt seist du, mein Herr, durch Brud­er Wind und durch Luft und Wolken
und heit­eres und jeglich­es Wet­ter, durch das du deinen Geschöpfen Unter­halt gibst.

Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwest­er Wasser,
gar nüt­zlich ist es und demütig und kost­bar und keusch.

Gelobt seist du, mein Herr, durch Brud­er Feuer,
durch das du die Nacht erleucht­est; und schön ist es und fröh­lich und kraftvoll und stark.

Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwest­er, Mut­ter Erde,
die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt
und bunte Blu­men und Kräuter.

Wir fahren mit der Lek­türe aus dem John Mohawk-Read­er am kom­menden Don­ner­stag, den 19. Jan­u­ar weiter.

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