Hier also die letz­te Rede Des­ka­hehs eini­ge Wochen vor sei­nem Tod. Er hielt sie, von einer schwe­ren Rip­pen­fell­ent­zün­dung und Lun­gen­ent­zün­dung gezeich­net, am Abend des 10. März 1925, über­tra­gen von einem klei­nen Lokal­ra­dio in Roches­ter. Sie rich­te­te sich an eine jun­ge Genera­ti­on in Kana­da und den USA.

Fast jeder, der mir zuhört, ist ein Bleich­ge­sicht, neh­me ich an. Ich bin es nicht. Mei­ne Haut ist nicht rot, aber so wird mein Volk von ande­ren genannt. Mei­ne Haut ist braun, hell­braun, aber unse­re Wan­gen haben eine klei­ne Röte, und des­halb wer­den wir Rot­häu­te genannt. Das macht uns nichts aus. Unter der Haut gibt es kei­nen Unter­schied zwi­schen uns, den ein Exper­te mit einem Skal­pell je ent­deckt hätte.

Mein Haus liegt am Grand River. Bis wir einen gro­ßen Teil davon ver­kauf­ten, erstreck­te sich unser Land bis zum Erie­see, wo wir vor 140 Win­tern ein eige­nes klei­nes See­ufer und eine Boots­flot­te aus Bir­ken­rin­de hatten.

Ihr wür­det es Kana­da nen­nen. Wir tun das nicht. Wir nen­nen das klei­ne Zehn-Mei­len-Qua­drat, das uns geblie­ben ist, das “Grand River Coun­try”. Wir haben das Recht, das zu tun. Es gehört uns. Wir haben das schrift­li­che Ver­spre­chen von Geor­ge III. , dass wir es für immer gegen sei­ne Ansprü­che oder die sei­ner Nach­fol­ger besit­zen soll­ten, und er ver­sprach, uns dar­in zu schützen. 

Wir dach­ten nicht, dass wir jemals lan­ge genug leben wür­den, um fest­zu­stel­len, dass ein bri­ti­sches Ver­spre­chen nichts gilt. Der Fuß des Fein­des steht auf unse­rem Land, und Geor­ge V. weiß das, denn ich habe es ihm gesagt, aber er wird kei­nen Fin­ger rüh­ren, um uns zu schüt­zen, und auch kei­ner sei­ner Minis­ter wird es tun. Der­je­ni­ge, der uns unse­re Rech­te weg­neh­men will, ist natür­lich unser Feind. (…)

In man­cher Hin­sicht sind wir genau wie ihr. Wir erzäh­len ger­ne von unse­ren Pro­ble­men. Ihr tut das auch. Vor ein paar Win­tern habt ihr uns erzählt, dass Ihr in gro­ßen Schwie­rig­kei­ten steckt, weil ein gro­ßer Rie­se mit einem gro­ßen Stock hin­ter euch her war. (Anspie­lung auf das Deut­sche Reich und den 1. Weltkkrieg). Wir haben euch gehol­fen, ihn aus­zu­peit­schen. Vie­le unse­rer jun­gen Män­ner mel­de­ten sich frei­wil­lig und vie­le gaben ihr Leben für euch. Ihr wart sehr bereit, sie an der Front in Frank­reich kämp­fen zu las­sen. Jetzt wol­len wir euch unse­re Sor­gen erzählen.

Damit mei­ne ich nicht, dass wir an eure Regie­run­gen appel­lie­ren — wir sind es leid, an die Regie­run­gen der bleich­ge­sich­ti­gen Völ­ker in Ame­ri­ka und Euro­pa zu appel­lie­ren. Wir haben das ver­sucht und fest­ge­stellt, dass es nichts gebracht hat. Sie han­deln nur mit schö­nen Wor­ten — wir wol­len mehr als das. Wir wol­len von jetzt an Gerech­tig­keit. Nach all dem, was uns wider­fah­ren ist, ist das nicht zu viel ver­langt. Ihr habt die Hälf­te eures Ter­ri­to­ri­ums hier durch Krie­ge gegen die Rot­häu­te gewon­nen … und etwa ein Vier­tel davon habt ihr durch Bestechung ihrer Häupt­lin­ge erhal­ten, und nicht mehr als ein Vier­tel davon habt ihr offen und gerecht erwor­ben. Ihr hät­tet einen guten Teil davon mit fai­ren Mit­teln bekom­men kön­nen, wenn ihr es ver­sucht hättet.

Ihr jun­gen Leu­te in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten, glaubt mir nicht unbe­se­hen, was ich sage. Nehmt mich nicht bei mei­nem Wort, son­dern lest eure Geschich­te. Eine gan­ze Men­ge wah­rer Geschich­te dar­über ist inzwi­schen gedruckt wor­den. Es bleibt uns noch ein klei­nes Ter­ri­to­ri­um — gera­de genug, um dar­auf zu leben und zu ster­ben. Meint ihr nicht, dass eure Regie­rung sich schä­men soll­te, uns das auch noch weg­zu­neh­men, indem sie so tut, als gehö­re es ihr?

Ihr soll­tet euch schä­men, wenn ihr das zulasst. Bevor alles weg ist, wol­len wir euch wis­sen las­sen, was eure Regie­run­gen tun. Wenn ihr ein frei­es Volk seid, könnt ihr euren eige­nen Weg gehen. Die Regie­run­gen in Washing­ton und Otta­wa ver­fol­gen eine Poli­tik der stil­len Part­ner­schaft. Ihr Ziel ist es, jeden Stamm der Rot­häu­te zu zer­bre­chen, um jeden Hekt­ar ihres Ter­ri­to­ri­ums zu beherrschen. (…)

Drü­ben in Otta­wa nen­nen sie die­se Poli­tik “India­ner­för­de­rung”. Drü­ben in Washing­ton nen­nen sie es “Assi­mi­la­ti­on”. Wir, die wir die hilf­lo­sen Opfer sind, sagen, es ist Tyran­nei. Wenn es bis zum bit­te­ren Ende gehen muss, wäre es uns lie­ber, ihr kämt mit euren Waf­fen und Gift­gas und wür­det uns auf die­se Wei­se los­wer­den. Tut es offen .… Macht Schluss mit dem Vor­wand, dass ihr das Recht habt, uns eurem Wil­len zu unter­wer­fen. Eure Regie­run­gen tun das, indem sie uns ihre frem­den Geset­ze auf­zwin­gen. Das ist eine hin­ter­häl­ti­ge Metho­de. Ihr könnt uns unter­jo­chen, wenn ihr wollt, indem ihr eure Gerich­te dafür ein­setzt. Aber wie wür­de es euch gefal­len, nach Mexi­ko ver­schleppt zu wer­den, um von Mexi­ka­nern vor Gericht gestellt zu wer­den und nach mexi­ka­ni­schem Recht für das ein­ge­sperrt zu wer­den, was ihr zu Hau­se getan habt?

Eure Regie­run­gen haben in letz­ter Zeit neue Prak­ti­ken in ihrer India­ner­po­li­tik ange­wandt. Frü­her haben sie unse­re Häupt­lin­ge oft besto­chen, damit sie Ver­trä­ge unter­zeich­nen, um unser Land zu bekom­men. Jetzt wis­sen sie, dass unser ver­blei­ben­des Ter­ri­to­ri­um leicht von uns zu bekom­men ist, indem sie uns zuerst unse­re poli­ti­schen Rech­te neh­men, indem sie uns ihre Staats­bür­ger­schaft auf­zwin­gen. Also bie­ten sie den klu­gen jun­gen Leu­ten unter uns Jobs in ihren India­ner­bü­ros an. Sie  neh­men sie an und behaup­ten dann um ihres Loh­nes wil­len, dass unser Volk sich bei euch ein­bür­gern wol­le und dass wir bereit sei­en, unser (tra­di­tio­nel­les) Stam­mes­le­ben zer­stö­ren zu las­sen. Aber das ist nicht wahr.

Eure heu­ti­gen Regie­run­gen haben die­se Metho­de von den Bri­ten gelernt. Die Bri­ten haben sie seit lan­gem bei schwä­che­ren Völ­kern ange­wandt, um ihre Poli­tik der Unter­wer­fung der Welt unter den bri­ti­schen Impe­ria­lis­mus zu ver­wirk­li­chen, wenn sie es kön­nen. Unter dem Deck­man­tel die­ser Metho­de über­neh­men eure Gesetz­ge­ber nun die Herr­schaft über ande­re Völ­ker, die zu schwach sind, um sich euren Gerich­ten zu wider­set­zen. Es gibt kei­ne Drei-Mei­len-Gren­zen oder Zwölf-Mei­len-Gren­zen für star­ke Regie­run­gen, die das tun wollen.

Vor etwa drei Win­tern woll­te die kana­di­sche Regie­rung Hypo­the­ken auf die Far­men unse­rer zurück­ge­kehr­ten Sol­da­ten auf­neh­men, um die ihnen gewähr­ten Dar­le­hen zu sichern, und beab­sich­tig­te, die­se Hypo­the­ken im Namen der kana­di­schen Auto­ri­tät in unse­rem Land durch kana­di­sche Gerich­te durch­zu­set­zen. Als Otta­wa dies ver­such­te, hat sich unser Volk dage­gen gewehrt. Wir wuss­ten, dass dies das Ende unse­rer Regie­rung bedeu­ten würde. 

Weil wir das taten, begann die kana­di­sche Regie­rung, alle Arten von Geset­zen des Domi­ni­on und der Pro­vin­zen gegen uns durch­zu­set­zen, und sie kaser­nier­te bewaff­ne­te Män­ner unter uns, um kana­di­sche Geset­ze und Bräu­che gegen unse­ren Wil­len ein­zu­füh­ren. Wir appel­lier­ten an Otta­wa im Namen unse­res Rechts als eigen­stän­di­ges Volk und auf­grund unse­rer Ver­trä­ge, und die Tür wur­de uns vor der Nase zuge­schla­gen. Dann gin­gen wir mit unse­rem Ver­trag nach Lon­don und baten um den dar­in ver­spro­che­nen Schutz, aber wir wur­den nicht beach­tet. Dann wand­ten wir uns an den Völ­ker­bund in Genf mit sei­ner Ver­pflich­tung, klei­ne Völ­ker zu schüt­zen und die Ein­hal­tung von Ver­trä­gen durch sei­ne Mit­glie­der zu erzwin­gen, und wir war­te­ten ein gan­zes Jahr lang gedul­dig, aber wir fan­den kein Gehör.

Der zwei­te Teil der Rede folgt am kom­men­den Don­ners­tag, den 17. November.

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