Fort­set­zung des Doku­ments, das im Herbst 1977 der Men­schen­rechts­kom­mis­si­on der UNO in Genf von einer iro­ke­si­schen Dele­ga­ti­on vor­ge­legt wur­de. Ein Kom­men­tar dazu erscheint im August.

POLITIK DER UNTERDRÜCKUNG

WIRTSCHAFTSPOLITIK DER HAU DE NO SAU NEE

Die Hau de no sau nee, das Volk des Lang­hau­ses, das vie­len  Euro­pä­ern als die Sechs Natio­nen der Iro­ke­sen bekannt ist, haben ihr Land seit urdenk­li­chen Zei­ten bewohnt. In der Zeit vor der Ankunft der Euro­pä­er sol­len wir ein glück­li­ches und wohl­ha­ben­des Volk gewe­sen sein. Unser Land ver­sorg­te uns aus­rei­chend mit allem, was wir brauch­ten. Wir leb­ten ein lan­ges, gesun­des und pro­duk­ti­ves Leben. Bevor die Euro­pä­er kamen, waren wir ein wohl­ha­ben­des Volk, reich an den Gaben unse­res Lan­des. Wir waren ein star­kes Volk, sowohl in Bezug auf unse­ren Geist als auch auf unse­ren Kör­per. Damals leb­ten wir meis­tens in Frieden.

Vor der Ankunft der Kolo­nis­ten waren wir ein Volk, das vom Jagen und Sam­meln leb­te und eine Form der Land­wirt­schaft betrieb, die nicht sehr arbeits­in­ten­siv war. Dies war eine äußerst gesun­de Lebens­wei­se, und unse­re Völ­ker waren sehr gesund — sie gehör­ten zu den bes­ten Ath­le­ten der Welt. Damals gab es eini­ge, die 120 Jah­re und älter wur­den, und unse­re Läu­fer waren unüber­trof­fen in Geschwin­dig­keit und Ausdauer.

Wir nen­nen die­se Kul­tur Ong­we­Hon­we­kah”. Dies bezieht sich auf eine Lebens­wei­se, die den Hau de no sau nee eigen ist. Es ist kaum mög­lich, die Geschich­te der “Hau de no sau nee-Öko­no­mie„ im Ein­zel­nen nachzuzeichnen.

Wie sich zei­gen wird, sind unse­re Wirt­schaft, die Art und Wei­se, wie wir unse­re Res­sour­cen bewirt­schaf­ten, und die Aus­wir­kung die­ser Bewirt­schaf­tung auf die Gesamt­or­ga­ni­sa­ti­on unse­rer Gesell­schaft, Pro­zes­se, die eng mit­ein­an­der zusam­men­hän­gen. Die Ver­tei­lung der Güter erfolg­te in unse­rer tra­di­tio­nel­len Gemein­schaft mit­tels Insti­tu­tio­nen, die von aus­sen gese­hen kei­nen wirt­schaft­li­chen Cha­rak­ter haben. Die Hau de no sau nee haben weder spe­zi­fi­sche wirt­schaft­li­che, noch spe­zi­fisch aus­ge­präg­te poli­ti­sche Insti­tu­tio­nen. Viel­mehr die­nen die­se, die man der einen oder ande­ren Funk­ti­on zuord­nen könn­te, ganz unter­schied­li­chen Zwe­cken. 

Wir sind das Volk eines gro­ßen Wal­des. Die­ser Wald war eine Quel­le gro­ßen Wohl­stands. Er war ein Ort, an dem es vie­le Bäu­me und eine uner­mess­li­che Fül­le und Viel­falt an Nah­rungs­mit­teln, an Bee­ren, Wur­zeln und Kräu­tern gab. Außer­dem wim­mel­te es in den Flüs­sen von Fischen und im Wald und auf den Wie­sen von Wild. Es war eine Art Uto­pia, ein Ort, an dem nie­mand Hun­ger litt, ein Ort, an dem die Men­schen glück­lich und gesund waren.

Unse­re Tra­di­tio­nen waren so beschaf­fen, dass wir dar­auf ach­te­ten, unse­re Bevöl­ke­rung nicht zu hoch anstei­gen zu las­sen, um die ande­ren Lebens­for­men nicht zu gefähr­den. Wir prak­ti­zier­ten eine strik­te Poli­tik der Bewah­rung und Schut­zes unse­res Lebens­raums. Unse­re Kul­tur basiert auf einem Prin­zip, das uns anweist, uns stän­dig um das Wohl­erge­hen von sie­ben Genera­tio­nen in der Zukunft zu küm­mern. Unser Glau­be an die­ses Prin­zip wirkt als Hemm­schuh für die Ent­wick­lung von Prak­ti­ken, die in der Zukunft Leid ver­ur­sa­chen wür­den. Zu die­sem Zweck hat unser Volk nur so vie­le Tie­re getö­tet, wie zur Befrie­di­gung sei­ner Bedürf­nis­se not­wen­dig war. Erst mit der Ankunft der Kolo­nis­ten kam es zu einem regel­rech­ten Abschlach­ten von Tieren.

Wir stel­len fest, dass vie­le Men­schen ver­wirrt sind, wenn wir davon spre­chen, dass es einen „Weg des Lebens“ gibt, und dass unse­re Öko­no­mie nicht von den vie­len ande­ren Aspek­ten unse­rer Kul­tur getrennt wer­den kann. Unse­re Wirt­schaft ist anders als die der west­li­chen Völ­ker. Wir glau­ben, dass alle Din­ge in der Welt von jenen erschaf­fen wur­den, die die eng­li­sche Spra­che uns als “spi­ri­tu­el­le Wesen” zu bezeich­nen zwingt, ein­schließ­lich eines, das wir den Gro­ßen Schöp­fer nen­nen. Alle Din­ge in die­ser Welt gehö­ren dem Schöp­fer und den spi­ri­tu­el­len Wesen der Welt. Wir wis­sen auch, dass wir ver­pflich­tet sind, die­se Wesen für die Gabe des Lebens zu ehren.

Gemäss unse­res „Way of Life“ haben wir die Ver­pflich­tung, vie­le Fes­te und Zere­mo­nien abzu­hal­ten, die man am bes­ten als „give-aways“ bezeich­nen kann. Es heisst, dass in unse­rem Volk die Anfüh­rer, die von den Eng­län­dern als “Häupt­lin­ge” bezeich­net wer­den, unter uns die ärms­ten sind. Nach den Geset­zen unse­rer Kul­tur sind sie sowohl poli­ti­sche als auch spi­ri­tu­el­le Füh­rer. Sie sind Lei­ter vie­ler Zere­mo­nien, die das Ver­tei­len wert­vol­ler Geschen­ke erfor­dern. Als spi­ri­tu­el­le und poli­ti­sche Füh­rer haben sie auch eine Art wirt­schaft- liche Funk­ti­on. Um ein poli­ti­scher Füh­rer zu wer­den, muss man ein spi­ri­tu­el­ler Füh­rer sein, und um ein spi­ri­tu­el­ler Füh­rer zu wer­den, muss man in Bezug auf mate­ri­el­le Güter beson­ders groß­zü­gig sein.

Unse­re Füh­rungs­kräf­te sind im Grun­de genom­men Ange­hö­ri­ge von Kate­go­rien von Groß­fa­mi­li­en. Die­se Groß­fa­mi­li­en leben als wirt­schaft­li­che Ein­hei­ten in einer Lebens­wei­se, die auf der Grund­la­ge einer auto­chtho­nen Pro­duk­ti­ons­wei­se beruht. Bevor die Kolo­nis­ten kamen, ver­füg­ten wir über unse­re eige­nen Mit­tel für die Pro­duk­ti­on und den Ver­trieb, die allen Bedürf­nis­sen der Bevöl­ke­rung gerecht wur­den. Wäre dies nicht der Fall gewe­sen, so hät­ten wir als Natio­nen nicht exis­tie­ren können.

Unse­re wirt­schaft­li­che Grund­la­ge ist die Fami­lie. Das Ver­tei­lungs­ver­fah­ren baut, abge­se­hen vom ein­fa­chen Han­del, auf einer spi­ri­tu­el­len Tra­di­ti­on auf, die sich über die religiösen/zivilen Füh­rer in einer hoch­kom­ple­xen reli­giö­sen, staat­li­chen und sozia­len Struk­tur manifestiert.

Die Hau de no sau nee ken­nen kein Pri­vat­ei­gen­tum. Die­ses Kon­zept wäre für ein Volk, das glaubt, dass die Erde dem Schöp­fer gehört, ein Wider­spruch.  „Eigen­tum“ ist eine Idee, mit­tels der Men­schen vom Zugang zu Land oder ande­ren Mit­teln zur Siche­rung des Lebens­un­ter­halts aus­ge­schlos­sen wer­den kön­nen. Die­se Idee wür­de unse­re Kul­tur zer­stö­ren, die ver­langt, dass jeder Ein­zel­ne im Ein­klang mit der spi­ri­tu­el­len Ord­nung und dem Volk lebt. Die Idee des Eigen­tums wür­de in die Skla­ve­rei füh­ren. Die Akzep­tanz der Idee des Eigen­tums wür­de Füh­rer her­vor­brin­gen, die Men­schen den Zugang zu Eigen­tum ver­weh­ren könn­ten, und sie wür­den nicht mehr in der Lage sein, ihre Auf­ga­be als Füh­rer der Gemein­schaft und als Ver­tei­ler von Geschen­ken auszuüben.

Bevor die Kolo­nis­ten kamen, hat­ten wir kein Bewusst­sein für ein Kon­zept von “Waren/ Pro­duk­ten”. Alles, auch die Din­ge, die wir her­stel­len, gehö­ren den Schöp­fern des Lebens und wer­den ihnen zere­mo­ni­ell und in Wirk­lich­keit zurück­ge­ge­ben. Unser Volk lebt ein ein­fa­ches Leben, das nicht durch den Bedarf an end­lo­sen mate­ri­el­len Gütern belas­tet ist. Die Tat­sa­che, dass wir nur weni­ge Bedürf­nis­se haben, bedeu­tet, dass alle Bedürf­nis­se des Vol­kes leicht befrie­digt wer­den kön­nen. Es ist auch wahr, dass unse­re Art der Ver­tei­lung ein äußerst fai­rer Pro­zess ist, bei dem alle alle­zeit am gesam­ten mate­ri­el­len Wohl­stand teilhaben.

Fort­set­zung Frei­tag, den 22. Juni

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