John Mohawk spricht in seinem Text immer wieder von “Nat­ur­al Peo­ples”. Er ist, denke ich, nicht ein­fach nur gle­ichzuset­zen mit den Natives, den indi­ge­nen Völk­ern, son­dern umfasst alle, die bewusst nach einem Leben in Har­monie mit der Natur streben.

Die Natür­lichen Men­schen wis­sen, dass andere men­schliche Wesen zu respek­tieren bedeutet, mit ihnen am Leben­sprozess teilzunehmen. Daher ist für sie Liebe nicht von Respekt zu unter­schei­den oder zu tren­nen, und Respekt bedeutet Teil­nahme. Für die Natür­lichen Men­schen bedeutet Respekt Liebe und Teil­nahme am Prozess des Lebens. Und die Prozesse des Lebens sind nicht auf das men­schliche Leben beschränkt — sie erstreck­en sich vielmehr auf alles Leben, auf alle Lebe­we­sen auf der Erde. Es würde der Art und Weise der Natür­lichen Men­schen wider­sprechen, sich auf eine Art und Weise zu beteili­gen, die den Men­schen den Zugang zur Feier allen Lebens ver­wehrt oder die für eine andere Leben­sart zer­störerisch ist. (…)

Wir, die wir Wahre Men­schen sein wollen, sind diejeni­gen, die jet­zt darum kämpfen müssen, diese wahren Wege wiederzufind­en, nicht in Worten oder Zer­e­monien, son­dern in der Real­ität, denn die wahren Wege sind keine Wege der Worte oder gar der Rit­uale. So sind wir Brüder und Schwest­ern, Natür­liche Men­schen, die ver­suchen, an den Wegen der Schöp­fung teilzuhaben. Wir sind jet­zt das Volk, das die Weisheit und die Kraft der Schöp­fung durch unsere Hand­lun­gen in der Teil­nahme an der Natür­lichen Welt zu erken­nen sucht. (…)

Unter den Naturvölk­ern wird gesagt, dass die wirk­lichen Wesen dieses Ortes nicht dauer­haft auf der Erde sind. Und es wird gesagt, dass, so wie die Geis­ter dieses Ortes die Erde vor­bere­it­et haben, damit sie das Leben erhal­ten kann, und so wie die Wesen dieses Ortes jet­zt das Leben erhal­ten, so müssen diejeni­gen, die an diesem Ort leben, sich so ver­hal­ten, dass sie das Leben der zukün­fti­gen Gen­er­a­tio­nen unter­stützen. Wenn wir uns umschauen, sehen wir, dass die Dinge an diesem Ort in einem Gle­ichgewicht sind. Wenn dieses Gle­ichgewicht gestört ist, wenn ein Wesen aus irgen­deinem Grund nicht in der Lage ist, den natür­lichen Weg fortzuset­zen, dann, so heißt es, begin­nen sich die Dinge inner­halb der Schöp­fung zu verändern. 

Von allen Wesen dieses Uni­ver­sums haben die Men­schen die Fähigkeit, sich für oder gegen die Teil­nahme an den lebens­fördern­den Wegen zu entschei­den. So ist es möglich, dass die Men­schen keine Ehrfurcht vor dem Leben haben, dass sie ihre Augen und ihre Herzen von den Lebenser­hal­tern, den geisti­gen Wesen dieses Ortes, abwen­den und aufhören, ein geistiges Volk zu sein.

Alles in der Welt muss wis­sen, dass es wert­geschätzt wird. Es ist wahr, dass die Pflanzen­we­sen von Boden und Luft genährt wer­den, aber es ist auch bekan­nt, dass ihre Gesund­heit und ihr Wohlbefind­en durch unsere Worte gefördert wer­den. So sprechen die Natur­men­schen zu den Pflanzen und ermuti­gen sie, ihren pflan­zlichen Weg fortzuset­zen, und aus diesem Grund gin­gen unsere Großel­tern zwis­chen den Maiss­chwest­ern umher und sprachen mit ihnen, um sie zum Wach­sen zu ermuti­gen. Auf diese Weise ermuti­gen unsere Geis­ter die Geis­ter der anderen Wesen dieser Welt. Alles in der Welt wird auf diese Weise ermutigt. (…)

Die Echt­en Men­schen kom­men zusam­men, um ihre Wertschätzung für die Wesen des Uni­ver­sums, wie die gefiederten Wesen und die Graswe­sen, zum Aus­druck zu brin­gen, und auf diese Weise nehmen sie an einem Aspekt des lebenser­hal­tenden Prozess­es teil. Und es wird gesagt, dass diejeni­gen, die nicht an diesem Prozess teil­nehmen, die keine Wertschätzung für die anderen Geist­we­sen der Welt haben, keine Natür­lichen Men­schen sind.

Natür­liche Men­schen sind diejeni­gen, die an den natür­lichen Prozessen teil­nehmen, und die natür­lichen Prozesse sind nährende Prozesse. Es ist der Weg eines Natür­lichen Men­schen, die lebenser­hal­tenden Prozesse der Welt durch den Prozess der Wertschätzung, des Grüßens und des Dankens zu nähren.

Kom­mu­nion bedeutet, jeden Tag, zu jed­er Stunde mit seinem ganzen Sein mit den lebendi­gen Kräften der Natur, d.h. den Steinen, den Pflanzen, den Bergen, den Quellen, der Sonne, den Ster­nen und vor allem mit den Lebe­we­sen, in Verbindung zu treten. Die Chris­ten beg­nü­gen sich damit, ab und zu die Kom­mu­nion in der Kirche mit Brot und Wein zu vol­lziehen und glauben, das reichte aus. Nein, wer zur wirk­lichen Kom­mu­nion fähig ist, dem gelingt es, durch seine Liebe und seine Weisheit mit allen Geschöpfen des Uni­ver­sums in Verbindung zu treten. An dem Tag, an dem wir die Frage der Kom­mu­nion wirk­lich ver­standen haben, kön­nen wir sagen, dass wir das Fleisch Christi essen und sein Blut trinken. Das wahrhaftige Leben wird dann in alle Zellen und in alle Bere­iche unseres Wesens als über­fließende, reine und edle Lebensen­ergie ein­strö­men. Dies ist das ewige Leben, das wed­er Anfang noch Ende hat.

Kleine Frage zum Schluss: Ist jeman­dem beim Lesen der Gedanke gekom­men, dass der let­zte Abschnitt vielle­icht von einem anderen Autor stam­men könnte?
Das ist tat­säch­lich der Fall. Er stammt von Omraam Mikhael Aivan­hov, einem bul­gar­ischen spir­ituellen Lehrer und Philosophen, der bis in die 80er-Jahre in Frankre­ich und z.T. in der Romandie lehrte.

In der näch­sten Folge kehren wir zurück zur Debat­te über den Ein­fluss der “Iro­quois Con­fed­er­a­cy” auf die Entwick­lung der west­lichen Demokratie, — und dies wie immer am kom­menden Don­ner­stag, den 9. Feb­ru­ar.

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