Wikipedia fasst die Lebenssta­tio­nen von Major Dav­el kurz und bündig zusammen:
Jean Daniel Abra­ham Dav­el, Sohn eines Pfar­rers, wurde nach seinem Studi­um in Lau­sanne Notar in Cul­ly, ein­er kleinen Stadt in Lavaux bei Lau­sanne, später Ver­mes­sungs­beauf­tragter. 1692 begann er seine Mil­itärkar­riere im Dien­ste von Prinz Eugen von Savoyen und später von John Churchill, Her­zog von Marl­bor­ough. Er ver­half 1712 Bern in der zweit­en Schlacht von Villmer­gen zum Sieg. Nach diesem epochalen Sieg des protes­tantis­chen Bünd­niss­es wurde er zum Major ernan­nt und erhielt eine Leben­srente. Er liess sich im Waadt­land (Pays de Vaud) nieder, wo er ein Jus­ti­zamt über­nahm. 1717 wurde er von den Bern­ern zum Kom­man­dan­ten der Waadtlän­der Milizen des Bezirks Lavaux ernannt.

Dav­el schlug also als 22-jähriger die gle­iche Lauf­bahn ein wie Aber­tausende andere Schweiz­er: Ein­tritt in die “Frem­den Dien­ste”, über Gen­er­a­tio­nen hin­weg zu ein­er gut schweiz­erischen Tra­di­tion gewor­den. Bis zum Wiener Kongress 1814 rech­net man mit zwei Mil­lio­nen Schweiz­er Söldnern!

Juste Olivi­er, ein Dichter, Schrift­steller und His­torik­er der Romandie, der Dav­els Schick­sal 1842 mit ein­er län­geren Abhand­lung der Vergessen­heit entriss, schreibt dazu:
Über die Dien­stzeit von Dav­el ist nur wenig bekan­nt, außer dass er fün­fundzwanzig Jahre im Dienst war, dass er sich “keine der Laster zuzog, die man bei Führern in Kriegszeit­en bemerkt, und dass er sich immer als guter, furcht­los­er, mutiger und eifriger Sol­dat erwiesen hat­te”. Während der schwieri­gen Belagerung von Lille ver­ließ er den hol­ländis­chen Dienst, …  Anschließend ging er nach Frankre­ich und scheint sich auch dort einen Ruf für Tapfer­keit und Unternehmungs­geist erwor­ben zu haben. Er galt als angenehm, her­zlich und als guter Kamerad.

Bei der Schlacht von Villmer­gen im Zweit­en Villmerg­erkrieg muss er einen entschei­den­den Beitrag zum Sieg der Bern­er geleis­tet haben. Die Folge dieses Sieges war bekan­ntlich, dass sich in der Alten Eidgenossen­schaft die Eben­bür­tigkeit der bei­den Kon­fes­sio­nen defin­i­tiv durchsetzte.

Zusam­menge­fasst: Eine ehren­volle Kar­riere, aber auch nicht mehr, — wenn es da nicht noch eine weit­ere mys­ter­iöse Dimen­sion in seinem Leben gegeben hätte.

Dav­el sagte später im Gefäng­nis in Lau­sanne aus, ihm seien die wichtig­sten Sta­tio­nen seines Lebens im Voraus bekan­nt gewe­sen. Er blieb in den fün­fundzwanzig Jahren Mil­itär­di­enst, in denen er sich immer wieder durch ausseror­dentlichen Mut vor dem Feinde ausze­ich­nete, unver­let­zt. Er fühlte sich in Gott gebor­gen. Und offen­sichtlich besass er auch präkog­ni­tive und hei­lerische Fähigkeiten:
So wurde ihm bere­its auf dem nieder­ländis­chen Feldzug, als er eines Abends mit eini­gen Kam­er­aden zu Nacht aß, durch eine „Stimme“ sein let­ztes Unternehmen mit präzisen Einzel­heit­en Per­so­n­en betr­e­f­fend vorverkün­det. … Auch waren die Heilkräfte, die von ihm aus­gin­gen, so merk­bar, daß der Reg­i­mentsarzt Lit­berd die Kranken wom­öglich in Dav­els Begleitung besuchte. Noch im Gefäng­nis hat er Besuch­ern Weis­sa­gun­gen mitgeteilt.(Englert-Faye).

Als er nach mehrfach­er Folterung schliesslich den Weg zum Schafott antrat, sagte er:
Sehen Sie hier meine Hände, sie zeigen keine Spuren der Eisen, die sie geschlossen hiel­ten. Sehen Sie hier meine Glieder, ich kann sie frei bewe­gen, und doch sind sie, wie Sie wis­sen, der Folter unter­wor­fen gewesen.

Es geschah am Schluss des hochnot­pein­lichen Ver­hörs, das er mit stois­ch­er Ruhe und Gelassen­heit über sich erge­hen liess, dass er gegenüber dem Bevollmächtigten der Gnädi­gen Her­ren von Bern, Lud­wig von Wat­ten­wyl, den Schleier seines ver­bor­ge­nen Lebens lüftete:

Im Herb­st des Jahres 1691, kurz ehe er als Sol­dat in die Fremde ging, hielt er sich mit sein­er Mut­ter auf dem Fam­i­liengute in Cul­ly auf, um die Wein­lese abzuhal­ten. Da kam ein unbekan­ntes Mäd­chen von unver­gle­ich­lich­er Schön­heit ins Haus, um als Winz­erin Arbeit zu nehmen. Sie wurde aber zum Haus­di­enst ver­wen­det, wo sie ihre Obliegen­heit­en in aus­nehmend zufrieden­stel­len­der Weise ver­richtete. Durch ihre Anmut, aber eben­sosehr durch ihre Würde und ihren Ernst deuchte die Fremde den bewun­dern­den Jüngling ein ganz außeror­dentlich­er Men­sch zu sein. 

Bald nach ihrem Ein­tritt ins Haus teilte die Unbekan­nte der Mut­ter mit, sie sei gekom­men, um ihr den baldigen Tod ihres Sohnes anzukündi­gen; innert dreier Tage werde er ster­ben. Durch Gebet und Med­i­ta­tion solle er sich darauf vor­bere­it­en. Zum Erstaunen und Schreck­en der wider­streben­den Mut­ter nahm der Sohn die Botschaft ernst, als ver­stünde sich der­gle­ichen von sel­ber, und er bere­it­ete sich in der angegebe­nen Weise auf den Tod vor.

Dav­el starb tat­säch­lich, aber nicht so, wie er es sich vorgestellt hat­te. Darüber mehr am kom­menden Son­ntag, den 1. August.

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