Ein Telefonbuch enthält eine alphabetische Auflistung aller Abonnenten eines Netzes, meistens gebündelt nach Kantonen, dazu die zugehörigen Telefonnummern. Durch die vielfach enthaltenen Adressen können Telefonbücher auch zur Suche nach Adressen genutzt werden.
Wikipedia orientiert mich (auf der Recherche nach Daten) über einen mir bis anhin unbekannten Tatbestand. Zitat:
„Zum Schutz vor widerrechtlicher Nutzung und Weiterverkauf der Adressdaten, zum Beispiel für Marketingzwecke, enthalten Telefonbücher sogenannte „Kontrolleinträge“, also Adressen von fiktiven Personen. Damit können unrechtmäßige Nutzer der Daten aufgespürt werden.
Wenn beispielsweise ein fiktiver Name auch im Telefonbuch eines anderen Anbieters erscheint, ist offensichtlich, dass der andere Anbieter die Telefondatensätze kopiert hat.“ Juristenfutter.
Vor der Liberalisierung des Telefonmarktes (in Europa in den 1980er- und 1990er-Jahren) war das Telefonbuch eine nahezu vollständige Aufstellung sämtlicher Haushalte, da einerseits in den 1980er Jahren bereits fast jeder Haushalt über einen Telefonanschluss verfügte, andererseits der Eintrag im Telefonbuch für den Anschlussinhaber verpflichtend war.
Inzwischen hat sich der Markt verändert, so dass sich mehrere Wettbewerber das Monopol der Telefonbuchherausgeber teilen. Traditionelle Festnetzanschlüsse lassen sich nach der engen Definition der Adresse am Ende der Telefonleitung zuordnen. Mobile Telefonnummern sind an den veränderlichen Aufenthalt des Endgeräts gekoppelt und können daher nur schwer in die bislang üblichen Telefonbücher, die auf einem Kantonalprinzip beruhen, aufgeführt werden.
Heute lässt bereits der Umfang der Telefonbücher erkennen, dass bei weitem nicht mehr alle Bewohner eines Kantons darin aufgeführt sind.
Der Hauptgrund dafür: Viele Haushalte besitzen keinen Festanschluss mehr, und darum auch kein Telefonbuch. Das klassische Telefonbuch gibt es nicht mehr, nur noch lokale Telefonbroschüren, finanziert von ortsansässigen KMUs mit deren Inseraten.
Es gab eine Zeit, in der Altpapier keinen Wert hatte. Es wurde monatlich von Schulkindern gesammelt und die Gemeinde sparte Abfallentsorgungsgebühren, weil der Hausmist so leichter wurde. Diese gesparte Differenz ging an die Klassenkassen der sammelnden Schüler.
Die Zeit verging und langsam wurde das Altpapier wieder zum gewinnbringenden Rohstoff. Nicht zuletzt wegen der boomenden Verpackungsindustrie, die global Pakete herumschickt, von denen die Hälfte wieder zurückgeschickt wird. Jetzt liess sich mit dem Rohstoff Altpapier wieder Geld verdienen, und, wen wunderts, standen private Unternehmer wieder vor der Tür und wollten sich am Geschäft beteiligen, bzw, daran verdienen. Was früher in die Klassenkasse floss, zu Gunsten von Lagern oder Reisen, floss und fiesst bis heute in die Kasse der privaten Entsorger. Zudem sortieren wir den Rohstoff vor, bündeln Papier und Karton gut sichtbar getrennt. Diese Vorarbeit leisten alle zu Gunsten der privaten Endverdiener. Was ist noch Papier, was ist schon Karton.
Wir kennen das auch bei der Altglasssammlung: Ist dieses Flaschenglas braun oder grün?
Egal, praktisch jeder Klassen Zug der Mittelstufe kam einmal in den Genuss, dass die Telefonbücher von der PTT ausgewechselt wurden. Ich bat dann jeweils die Klasse, alte Telefonbücher zu sammeln und nicht in den Container zu legen, sondern in eine vorbereitete Kiste.
Das Telefonbuch wurde zu einem spannenden Lehrmittel.
Hier eine Handvoll Arbeitsaufträge, an alle Möglichkeiten kann ich mich nicht mehr erinnern:
Suche die Telefonummern aller Mitschüler. Strasse mit Nummer. Beruf der Eltern.
Suche die Telefonnummer deiner Eltern, schreibe die Namen der Abonnenten vor und nach dieser Nummer auf. Wessen Eltern keinen Eintrag haben: Wo würden sie stehen? Schreibe die Namen vor und danach auf.
Schreibe bei jedem Buchstaben den Namen des ersten und letzten Abonnenten auf.
Wähle drei Kolleg*innen deiner Klasse und addiere die Telefonnummern.
Suche einen Namen in deiner Gemeinde, der nur einmal vorkommt.
Suche den Namen in deiner Gemeinde, der am häufigsten vorkommt.
Zur Vorbereitung der Ausstellung „Schulwandbilder“ im Birsfelder Museum war ich kürzlich im Sammlungszimmer des Sternenfeldschulhauses, auf der Suche nach Requisiten. Dabei suchte ich auch nach dem Stapel Telefonbücher, in der Hoffnung mir ein Exemplar sichern zu können. Schliesslich war es ja “meine” Sammlung. Zu spät, die Nachkommenden Kollegen hatten das Altpapier bereits entsorgt.
Eines der Bücher, das ich nicht mehr hergeben würde, so ich noch ein Exemplar hätte.
Hier finden Interessierte alle in dieser Rubrik bereits erschienenen Beiträge.
max feurer
Apr 24, 2020
Geniale Arbeitsaufträge, da für Lehrer und Klasse eine Win-Win-Situation:
Die Klasse lernt rechnen, sortieren und recherchieren.
Der Lehrer liest in aller Ruhe seine National-Zeitung 😉
ueli kaufmann
Apr 26, 2020
Lieber Max
Typischer Gymnasiallehrer Kommentar: Fachwissen referieren und hoffen, dass Schüler mitschreiben, lernen, um diese später zu testen und zu benoten.
Der Mittelstufenlehrer hingegen sollte Kinder, die noch nicht nach Interesse, Leistung und bildungsnahem Elternhaus, alle in einer Klasse, „vorsortiert“ sind, dazu zu bringen selbst zu arbeiten. Dazu muss der Lehrer sich rund um die Uhr Dinge ausdenken, die 10-jährige spannend finden, zum Arbeiten motivieren und ihnen Spass machen.
Da fällt mir ein weiterer Telefonbuch-Auftrag ein: „Kreuze blind zwei Namen im Telefonbuch deiner Gemeinde an, und schreibe, was die beiden Personen zusammenführt, ihre Geschichte. Beruf und Adresse mögen helfen“. Da heisst es nur noch, lesen und Grammatikfehler korrigieren, die Arbeit mit den Kids zu besprechen und dann allenfalls zu bewerten. Als ich in Birsfelden vor knapp 50 Jahren als startete, hatte ich 28 5.-Klässler. Wenigstens wussten die Kinder, warum sie in der 2. Klasse das Alphabet auswendige lernen mussten.
Zur National Zeitung, die habe ich als BaZ nur noch gelesen, falls sie mir gratis zur Verfügung stand. Immerhin war ich unter der Ägide von Daisy Strasser 2 Jahre lang Redaktor der Junior-Seite, „dr Glai Nati“. Motivieren zum Lesen und Lernen muss früh geübt werden, um in der Oberstufe zu glänzen.
Christoph Meury
Apr 27, 2020
Okay, das haben wir verstanden: Das Telefonbuch von damals ist und war ein pädagogisch vielseitiges und damit auch äusserst wertvolles Lehrmittel. Kostengünstig auf jeden Fall. Dies auch wenn man bedenkt, dass die Entwicklung heutiger Lehrmittel, beispielsweise das vielgelobte und später allseitig verschmähte «Mille feuilles», einen mehrstelligen Millionenbetrag verschlungen hat, um anschliessend in der Papiersammlung zu enden. Multifunktional war das Telefonbuch alleweil: Es war jederzeit und in jeder Telefonkabine greifbar und es konnte von Normalverbrauchern tatsächlich auch als Nachschlagewerk für Telefonnummern verwendet werden. Gut, nachhaltig war das Telefonbuch eher nicht. Man mag sich gar nicht vorstellen, wieviele Bäume ihr Leben für das Telefonbuch lassen mussten. Aber sozial war das Telefonbuch, weil es für jedermann zugänglich war.
.
Apropos Zugänglichkeit: Trotz wöchentlichem Lagebericht aus den Schulen, weiss ich immer noch nicht, wie sich die Coronakrise auf die Schulen und insbesondere natürlich die SchülerInnen auswirkt. Klappt das mit dem digitalisierten Unterricht? Gibt es dafür adäquate Lehrtools, die selbständiges Lernen mit interessanten, altersgerechte Inhalten und Aufgaben bieten, welche die Schülerinnen und Schüler auf verschiedene Arten und unterschiedlichen Leistungsniveaus lösen können? Haben alle SchülerInnen ein eigenes Tablett, oder zu Hause mindestens einen Zugang zu Computer & Internet? Homeschooling klingt schön und recht, aber was heisst dies für die Eltern? Für berufstätige Eltern und Alleinerziehende insbesondere? Fragestellungen, welche vielleicht auch ehemalige Gymnasial- und PrimaschullehrerInnen interessieren könnte….
Franz Büchler
Apr 27, 2020
Nach meinen vielen Kontakten mit Birsfelder Lehrerinnen und Lehrern versuche ich dir einige knappe Antworten auf deine umfangreichen Fragen zu geben.
C.M. entspricht Christoph Meury, F.B. entspricht Franz Büchler.
.
.
C.M.
Apropos Zugänglichkeit:
Trotz wöchentlichem Lagebericht aus den Schulen, weiss ich immer noch nicht, wie sich die Coronakrise auf die Schulen und insbesondere natürlich die SchülerInnen auswirkt:
.
F.B.
Auch die Lehrpersonen wissen das noch nicht. Sie haben zwar erste Eindrücke, können aber noch kaum Schlussfolgerungen ziehen. Einen erste Lagebericht gab es nach drei Wochen Fernunterricht: https://www.birsfaelder.li/wp/lokal/fernunterricht-bericht-ueber-die-ersten-drei-wochen/
Mehr über die drei Wochen auszusagen wäre unseriös.
.
Das, was ich unter dem Titel »Oh Corona!« ab und zu ins Birsfälderpünggtli stelle ist kein wöchentlicher Lagebericht, es sind einzelne Arbeiten von einzelnen Lehrpersonen, die ich hier gerne einmal besonders verdanke.
.
.
C.M.
Klappt das mit dem digitalisierten Unterricht?:
.
F.B.
Digitalisierter Unterricht, respektive digitalisierte Unterrichtseinheiten erfordern einen riesigen Aufwand. Dazu würde gehören: Festlegung der Themen und Inhalte, Festlegung der Ziele der Vermittlung, Erstellung eines Basistextes, Didaktisierung des Basistextes (Zerlegung der Lerninhalte), mediale Umsetzung (Texte, Fotos und Videos), Vorhandensein einer Programmierumgebung, Qualitätssicherung. Die Digitalisierung eines Unterrichtsthemas ist die Arbeit von Didaktikern, Programmierern und weiteren Fachleuten.
Digitalisierter Unterricht ist im Moment nicht Aufgabe der Schule.
Zu verlangen, dass Lehrpersonen dies innert kürzester Zeit auf die Beine stellen, ist schon fast frivol.
.
.
C.M.
Gibt es dafür adäquate Lehrtools, die selbständiges Lernen mit interessanten, altersgerechten Inhalten und Aufgaben bieten, welche die Schülerinnen und Schüler auf verschiedene Arten und unterschiedlichen Leistungsniveaus lösen können?
.
F.B.
Es gibt sehr viele verschiedene Möglichkeiten im Internet die sich für das selbständige Lernen eignen. Oft fehlen aber gerade die, die man eigentlich bräuchte.
Als kleines gutes Beispiel sei hier das Leseprogramm »Antolin« für alle Schulstufen erwähnt, das sich die Schule sogar etwas kosten lässt, siehe https://www.birsfaelder.li/wp/lokal/oh-corona‑4/
.
.
C.M.
Haben alle SchülerInnen ein eigenes Tablett, oder zu Hause mindestens einen Zugang zu Computer & Internet?
.
F.B.
Die Ausrüstung der einzelnen Familien ist sehr unterschiedlich, das geht von nur einem Smartphone bis zu Tabletts und Desktopcomputern, aber kaum Druckern. Die Schule versucht möglichst minimal auf diese Ausrüstungen zuzugreifen, denn sehr oft werden diese Geräte gleichzeitig auch für das Homeoffice gebraucht und sind dort prioritär in Verwendung!
Darum ist das Material für den Fernunterricht in der Regel ausgedruckt und wird an die Kinder verteilt!
.
.
C.M.
Homeschooling klingt schön und recht, aber was heisst dies für die Eltern? Für berufstätige Eltern und Alleinerziehende insbesondere?:
.
F.B.
Die Schulen betreiben kein Homeschooling. Homeschooling wäre, wenn die Eltern mit Bewilligung des Staates ihre Kinder selbst unterrichten. Siehe auch https://www.birsfaelder.li/wp/lokal/weiterhin-notfall-fernunterricht/
Die Lehrpersonen sind beauftragt die Wochenpläne des Fernunterrichts und deren Inhalte so zu gestalten, dass sie von den Kindern möglichst ohne fremde Hilfe bewältigt werden können. Da das Begabungsspektrum einer Klasse recht weit sein kann, ist das keine leichte Aufgabe. Kinder und Eltern können auch fast jederzeit mit ihren Lehrpersonen Kontakt aufnehmen, Fragen stellen, bekommen Lernhilfen und Erziehungsberatung, etc.
.
.
C.M.
Fragestellungen, welche vielleicht auch ehemalige Gymnasial- und PrimarschullehrerInnen interessieren könnte …:
.
F.B.
Wer selbst in oder mit der Schule Schule Schwierigkeiten hat(te), neigt gerne zu übergrosser Sorge um die Schule, die sich vor allem in schwierigen Situationen ergeben. Da lernte ich in einem Kommentar das Wort »Übersprungshandlung« kennen.
Diese Sorge um die Schule schwindet dann schnell wieder, wenn sich die Situation verändert hat … und ebenso der Wille von Kanton und Gemeinden für adäquate Arbeitsmittel zu sorgen …
.
Ich weiss, das wird dich noch lange nicht beruhigen, aber die Schule steht noch immer am Anfang einer besonderen Situation. Mehr darüber zu sagen, wäre reine Spekulation.
Christoph Meury
Apr 27, 2020
Nicht jede Nachfrage zur Schule gipfelt in einem Lehrer-Bashing. Da man aber auch Kinder, sogar Enkel hat, oder Freunde, die Kinder haben, wird man mit Fragen zur Aufrechterhaltung eines Schulbetriebes während Coronazeiten konfrontiert.
.
Nein Franz, deine Sorgen sind unbegründet. Mit der Schule hatte ich nie Probleme. Vielleicht die Schule mit mir. Aber wen interessiert’s. Also auch keine Ressentiments. Bitte keine diesbezüglichen Unterstellungen.
.
Dass die Schulen im Moment vor speziellen Herausforderungen stehen, ist unbestritten. Wie die Verantwortlichen diese spezielle Situation meistern, ist nicht nur der Privatdeal von den LehrerInnen & Erziehungsverantwortlichen, sondern liegt auch in der Verantwortung der PolitikerInnen und last but not least bei den betroffenen Eltern. Wir reden immerhin von einem öffentlich-relevanten Bildungsauftrag. Ein Erfahrungsaustausch steht daher am Anfang eines öffentlichen Diskurses.
.
Meine Vermutung: Nach der coronabedingten Erfahrungen wird der digitalgestützte Unterricht in Zukunft einen höheren Stellenwert einnehmen. In Deutschland haben die Schulen offensichtlich seit längerer Zeit Zugriff zu entsprechenden Internetportalen («itslearning«), welche über die nötigen Lernmaterialien verfügen. D.h. der digitale Schulbetrieb musste nicht neu erfunden werden. Das bedingt allerdings, dass die SchülerInnen nicht nur über einen Internetzugang/WLAN verfügen, sondern auch über die nötigen (eigenen) Tablettes, Notebooks oder PC’s verfügen, inkl. (logischerweise) Drucker, welche die Info’s auch analog ausdrucken.
.
Zumindest partiell wird E‑Learning und das virtuelle Klassenzimmer zukünftig eine Option sein. Das bedingt aber, dass die Schulen diesbezüglich von der Politik Grünes Licht bekommen, um sich adäquat aufzurüsten. Dafür muss man kein visionärer Spinner sein, es reicht die Erfahrung & Einsicht, dass das Internet neue Möglichkeiten für den Wissens- und Erfahrungsaustausch, auch über das eigene Klassenzimmer & Schulhaus hinaus, bietet und erschliesst.
.
Wie gesagt (um beim Bild zu bleiben), das Telefonbuch ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Heute sucht man via Google, befragt Wikipedia und checkt Tel.Search, oder tummelt sich in einer Facebook-Community, twittert, oder klappert, was weiss ich für Kanäle ab, wenn man etwas wissen will, oder sich mit anderen Menschen kurzschliessen möchte. Das sind doch neue Chancen! Dem wird sich die Schule nicht verschliessen können und diese Ressourcen müssen zukünftig proaktiv angezapft werden.
.
Meine Fragen verstehe ich als Anstoss für einen offenen Diskurs und einen konstruktiven Erfahrungsaustausch.
Franz Büchler
Apr 28, 2020
Ich denke, du verstehst unter Diskurs eine lebhafte Erörterung und Diskussion eines Problems. Ich eigentlich auch. Dies kann tatsächlich mit Fragen, Antworten und Repliken entstehen.
Ich habe mich bemüht auf deine Fragen im Coronadschungel Antworten zu finden. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, diese Antworten seien bei dir nicht angekommen …
.
Zu untersuchen, wie sich der ganze Fernunterricht auf Lernende, deren Eltern, die Lehrpersonen und die Institution Schule auswirkt, wäre dann die Aufgabe der Universitäten und der FHNW. Von denen ist im Moment recht wenig zu hören …
.
Du hast dich dank dem momentanen Fernunterricht fast total auf digital unterstütztes E‑Learning festgelegt. Ich kann dir das gut nachfühlen, auch ich halte davon einiges. Dabei sollte man sich aber bewusst sein was man der Allgemeinheit als Beispiele anbietet.
Du sagst zum Beispiel: »In Deutschland haben die Schulen offensichtlich seit längerer Zeit Zugriff zu entsprechenden Internetportalen («itslearning«), welche über die nötigen Lernmaterialien verfügen.«
.
»itslearning« ist ein »Learning Management System (LMS)«, ein vielschichtiges Inhaltsverwaltungssystem, das der Bereitstellung von Lerninhalten und der Organisation von Lernvorgängen dient. Das heisst, es werden bei »itslearning« keine Lerninhalte angeboten, sondern Werkzeuge für Lehrpersonen und Lernende, die der Vermittlung, der Kommunikation und der Kontrolle, etc. dienen.
Dazu ist aber, wie du richtig bemerkst, ein Internetzugang und die entsprechende Hard- und Software notwendig.
Und! es ist die Aufbereitung der Lerninhalte durch die Lehrpersonen notwendig. (Ganz abgesehen davon, dass itslearning auch ein kommerzielles Unterfangen ist, wie Microsoft, Adobe, etc.)
.
So wäre es doch viel interessanter, für einmal zu schauen, wie denn Lehrpersonen und Lernende zu der jeweils angemessenen Hard- und Software kommen.
.
Mein Vorschlag wäre, z.B. jedem Kind beim Schuleintritt ein persönliches Tablett mit der notwenigen Software, einen Drucker und einen persönlichen Internetanschluss von Staates wegen mit auf den Lebensweg zu geben.
Den Lehrpersonen desgleichen für das Homeoffice, denn dort bereiten sie die Lerninhalte für ihre Lernenden heute auf ihren eigenen Geräten vor und betreuen im Fernunterricht in stundenlangen Telefonaten Lernende und Eltern (auf eigene Kosten).
.
Machst du mit bei einer Eingabe für das nächste Gemeindebudget?
Christoph Meury
Apr 28, 2020
Nachtrag:
.
Immerhin auch im Blick ist die vorläufige Bilanz über das E‑Schooling gemischt:
.
https://www.blick.ch/news/schulen-waren-schlecht-auf-e-schooling-vorbereitet-beim-digitalen-unterricht-muss-die-schweiz-nachsitzen-id15864280.html
.
Erfreulich: Im Blick werden auch die Eltern thematisiert und die spezifische Belastung wird gewürdigt.
Christoph Meury
Apr 28, 2020
Meine Schreibe war eigentlich absichtslos. Ich wollte vorerst lediglich verstehen, was im Bildungswesen passiert.
.
Offensichtlich scheint es so, dass das E‑Learning einen gewissen systemrelevanten Stellenwert bekommen hat und vermutlich behalten wird. Daher sind die Betroffenen gezwungen eine Bestandsaufnahme zu machen. Auch wenn diese Reflexion in einer gewissen Vorläufigkeit daherkommt, ist es doch wichtig zu wissen, welche Erfahrungen die SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen in den letzten Wochen gemacht haben. Der wissenschaftliche Nachvollzug wird vermutlich erst in Monaten vorliegen.
.
Sollte festgestellt werden, dass nur ein bestimmter Prozentsatz der SchülerInnen/Eltern über WLAN und die entsprechende Hardware verfügen, müsste, wenn das E‑Learning ein strategisches Ziel ist, nachgerüstet werden. Danach können Forderungen formuliert und politische Prozesse aufgegleist werden. Davon habe ich bereits in meiner Replik gesprochen.
.
Apropos Diskurs: Aus meiner Sicht ist dies nicht lediglich ein Rede- & Antwortspiel, sondern man versucht verschiedene Aspekte und Fragestellungen zu untersuchen/thematisieren.
Natürlich fehlen zur Zeit zahlreiche Stimmen: Eltern kommen auch im grösseren medialen Diskurs kaum zu Worte, SchülerInnen konnten bis anhin ihre Erfahrungen ebenfalls nicht mitteilen.
.
Es sind die ExpertInnen, welche das Coronafeld besetzt haben und uns die Welt rundum und im Stundentakt erläutern. Epidemiologen& Virologen schiessen (das Klima ist offensichtlich günstig) wie Pilze aus dem Boden. Mir persönlich wäre es zwischenzeitlich recht, wenn die Virologen & Epidemiologen (quasi ehrenvoll) wieder in ihre Labors & Forschungsbubbels entschwinden würden und das Tagesgeschäft (wenigstens vorübergehend) durch Sozialwissenschafter, Psychologen, Betriebswirtschafter & Ökonomen, PolitikerInnen und Ottonormalverbraucher (sprich: Bürgerinnen & Bürger) bestimmt würde.
.
Dass dieser Diskurs von den zwei letzten Mohikanern geführt wird, kann man kritisieren, andererseits ist einmischen explizit gewünscht.
Bis dato ist diese Aufforderung/Wunsch aber ohne nachhaltige Resonanz verhalt.
Hans-Jörg Beutter
Apr 28, 2020
Gar zu gerne möchte ich den beiden rüstigen Opis – diesen Birsfeldner digitalen Musterschülern – nahebringen, dass die Dingens eigentlich »tablet« heissen (gemäss des zweiten Bedeutungsfeldes nebst pille – tablette – eben eher tafel: »tablet«, aus holz, stein, oder elektroschrott, wie’s beliebt).
Irgendwie erscheint mir das Ganze biz arg digital-euphorisch … während sich andre langfristig an eher robusteren face2face-Begegnungen im Schulunterricht (oder sonstwo) orientieren.
Social distancing ist quasi nicht das Ende der Wurst – wenn schon: das andere 😉
Rugeli
Apr 28, 2020
Mindestens einem der beiden” rüstigen digital-euphorischen Opis“ ist zu Gute zu halten, dass er seit fast sieben Jahren diesen Birsfelder Blog massgeblich am Laufen hält.
Machen. statt quatschen. Danke Franz Büchler!
Hans-Jörg Beutter
Apr 28, 2020
Ehre wem Ehre gebührt.
Und gegen die Idee, gemeindeseitig die entsprechende it-Infrastruktur zu stellen (nur keine Tabletten bestellen – Ritalin oderso), spricht schon überhaupt grad garnix. Bin übrigens selbst auch im Pensionsalter … nur mit einer gehörigen Portion Selbstironie zu lesen.
Hans-Jörg Beutter
Apr 29, 2020
Falls sich jemand auf Kompetenz im Bereich von e‑Learning sogar in der Schweiz verlassen möchte: Prof. Dr. Andrea Belliger wäre da die richtige Kontaktperson.
Institut für Kommunikationsforschung Luzern
Bereich: e‑Learning und Wissensmanagement
https://www.partekk.com/kundenstatement/kunde-interview-prof-dr-andrea-belliger-phz-luzern/?gclid=EAIaIQobChMIz6WH54iN6QIVELTVCh0SkQEdEAAYASAAEgJpwfD_BwE
(ich durfte an diesem Institut vor Zeiten auch zweidrei Stunden beitragen)
Christoph Meury
Apr 29, 2020
Die folgende Umfrage wurde bei den Basler GymnasiastInnen gemacht. Die Tatsache, dass fast ein Drittel der SchülerInnen technisch mangelhaft ausgerüstet ist, lässt ziemlich aufhorchen und stellt das E‑Learning in der Corona-Aktualität zur Disposition. Das wundert den «rüstigen digital-euphorischen Grufti« natürlich sehr. Da man der Wirtschaft ohne Skrupel & im Tagesrhythmus Milliarden für die Bewältigung der Krise zur Verfügung stellt, aber kein Geld aufbringt, um die SchülerInnen mit iPads, Tablets oder Laptops zu versorgen und WLAN-Anschlüsse zu garantieren, ist dieser offensichtliche Mangel zu benennen und kritisch zu würdigen. Muss man extra darauf hinweisen, dass die SchülerInnen mit den fehlenden digitalen Kompetenzen, schlechtere Startchancen für ihre berufliche Karriere haben werden. Damit wird auch die Chancengleichheit mit Füssen getreten und es werden neue soziale Ungerechtigkeiten zementiert. Daher ist es nicht falsch, wenn die LehrerInnen bereits jetzt auf Schwachstellen des Zwangs-Homeschooling, oder richtigerweise: des Homelearning, hinweisen.
.
Fazit einer Umfrage: Eine grosse Mehrheit (84 Prozent) gibt an, dass sie im Fernunterricht schlechter lernen als bei normalem Präsenzunterricht. Sie können sich zu Hause weniger gut konzentrieren und auf die anstehenden Prüfungen vorbereiten (68 Prozent). Jeder siebte Maturand kann sichunter diesen Umständen gar nicht konzentrieren. Und fast ein Drittel sind technisch nicht ausreichend ausgerüstet.
.
Maturanden im Ausnahmezustand – Gestresst und überfordert at: https://www.bazonline.ch/gestresst-und-ueberfordert-960555274086