Wieder ein­mal ist es dem Pünggt.li gelun­gen die Ausstel­lungslau­da­tio qua­si zeit­gle­ich zu veröf­fentlichen. Christoph Moor führte in die infor­ma­tive und gelun­gene Ausstel­lung des Birs­felder Malers Karl Glatt ein. Eine ungewöhn­liche Bil­dauswahl zeigt zahlre­iche Gemälde aus Pri­vatbe­sitz, Arbeit­en, die die Öffentlichkeit so noch nie gese­hen hat. Zum Beispiel: Karl Glatts kranke Tochter mit Mumps. Unser Titel­bildzeigt einen Auss­chnitt aus einem Selb­st­prtrait des Kün­stlers.

 

Es ist ziem­lich genau zwei Jahre her, als ich als Neul­ing in der Muse­um­skom­mis­sion Ein­sitz nehmen durfte. Es stand sogle­ich die Pla­nungssitzung an, an welch­er jew­eils die kom­menden Ausstel­lun­gen aus den Bewer­bun­gen aus­ge­sucht wer­den. Eine Idee kam aus eige­nen Rei­hen. Ueli Kauf­mann machte sich dafür stark, eine Ausstel­lung zu Karl Glatt für 2025 zu pla­nen. Ein­er­seits sei er ein bedeu­ten­der Kün­stler gewe­sen, aus Birs­felden, argu­men­tierte er und die Bilder seien tat­säch­lich auch noch schön. Weit­er hät­ten wir im eige­nen Archiv sich­er genug «Hälge», um eine Ausstel­lung auszus­tat­ten. Ich war von der flam­menden Rede Uelis für Glatt und voll Ehrfurcht vor sein­er Erfahrung bere­its überzeugt. Als ich dann rasch ein paar Bilder und Glatts Lebenslauf gegoogelt hat­te, war ich schon ein richtiger klein­er Fan. Als es dann darum ging, welche Kern­teams mit welchen Kün­stlern zusam­me­nar­beit­en und die Ausstel­lun­gen begleit­eten sollen, war mir klar, dass ich mich für Glatt entschei­den würde. Ich war der fes­ten Überzeu­gung, dass es für einen Neul­ing sich­er auch leichter wäre, sich mit einem toten Kün­stler herumzuschla­gen, als mit den Leben­den, die im Umgang sich­er kom­pliziert­er wären. – Wie habe ich mich gir­rt! Schnell wurde uns klar, dass die Aktu­al­ität der Bilder sowie die Vita Glatts und seine Philoso­phie dahin­ter eine gewisse zeit­genös­sis­che Kon­tex­tu­al­isierung bedür­fen. Wir haben uns entsch­ieden, nicht die bekan­nten Bilder aus dem Jura zu zeigen, son­dern die eher unbekan­nteren Motive, die uns gle­icher­massen begeis­terten. So ent­stand ein erstes Konzept. Da die Umset­zung nicht nur zeitaufwändig, son­dern auch mit gewis­sen Kosten ver­bun­den war, diente diese Ausstel­lung auch als Ver­suchs­bal­lon, ob ein kleines Muse­um wie das Birs­felder Muse­um es schaf­fen kön­nte, eine zusät­zliche externe Finanzierung zu bekom­men. Und zur Genug­tu­ung der einen und zum Erstaunen der anderen kamen Zusagen um Zusage auf unsere Gesuche. Ob jet­zt das Ausstel­lungs-Konzept so zu überzeu­gen ver­mochte oder es doch der Name Meschberg­er war, der gewisse Türen zu öff­nen ver­mochte, lassen wir hier offen.

Jeden­falls sind wir stolz, heute die Ausstel­lung «Ich bin nicht ger­ade ein ruhiges Tem­pera­ment» eröff­nen zu kön­nen. Jed­er Raum umgibt die Sie mit ein­er einzi­gar­ti­gen, inter­ak­tiv­en Klang­welt, die auf die jew­eili­gen Werke abges­timmt ist. Der erste Raum fokussiert auf Selb­st­bild­nisse und Fam­i­lien­bilder. Er gewährt anek­do­tis­che Ein­blicke in Glatts Leben, seine Kun­st und seine Philoso­phie. Im zweit­en Raum ste­hen «Schwim­mende» und «Tauchende» im Mit­telpunkt – eine Serie von Gemälden, in denen Wass­er und Bewe­gung zen­trale Motive sind. Hier rückt der Men­sch als uni­verselle Fig­ur in den Mit­telpunkt. Der dritte Raum ist den Schriftze­ichen gewid­met, die in Glatts Spätwerk eine bedeu­tende Rolle spie­len. Sie zeigen seine Auseinan­der­set­zung mit Typografie als bild­ner­ischem Aus­druck, die er mit Musikin­stru­menten aus dem Jazz kom­biniert. Im vierten Raum wer­den «veg­e­ta­tive For­men» präsen­tiert, die vom Stoff­band eines Strauss­es inspiri­ert sind. Sie markieren eine Phase, in der Glatt sich von gegen­ständlich­er Malerei löst und abstrak­te For­men entwick­elt.

Die Zusam­me­nar­beit mit der Hochschule für Musik Basel FHNW und der Hochschule für Kun­st und Gestal­tung Basel FHNW erwies sich als Glücks­fall. Für die szenografis­che Unter­stützung kon­nte Nik Oppliger gewon­nen wer­den, für die akustis­chen Begleitun­gen waren Lara Wolff und Tim­o­fey Shat­nyy ver­ant­wortlich. Sie schafften es, das Werk Glatts in neue Umge­bun­gen zu set­zten, ohne es zu stören. Auch die Mitar­bei­t­en­den und Ler­nen­den der Senn Met­all­bau AG aus Mut­tenz haben mit ihrer Plas­tik das Motiv der Schlaufen aufge­grif­f­en und als drei­di­men­sion­ale Ergänzung beiges­teuert.

Ich wün­sche Ihnen eine span­nende Reise durch die vier the­ma­tis­chen inter­ak­tiv­en Räume. Drück­en Sie auf Knöpfe, wählen Sie Ihr Lieblingslied, lassen Sie sich in die Unter­wasser­welt ent­führen und brin­gen Sie die Plas­tik selb­st zum Klin­gen!

Christoph Moor

Reinkarnation!? - Reinkarnation! 26
Manès Sperber - Kämpfer für eine neue Welt 40

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