“Wer in diesen Tagen das poli­tis­che Geschehen in der Schweiz beobachtet, stellt Aussergewöhn­lich­es fest. Eigentlich steck­en wir mit­ten im Abstim­mungskampf zur Begren­zungsini­tia­tive, mit der die SVP die Per­so­n­en­freizügigkeit kündi­gen will — von vie­len als die Abstim­mung des Jahre angekündigt. Doch trotz grossem Aufwand bei­der Seit­en zün­det der Abstim­mungskampf nicht recht.  … Anders sieht es bei der Konz­ern­ver­ant­wor­tungsini­tia­tive aus — diese sorgt schon jet­zt für rote Köpfe. … Sie kommt zwar erst im Novem­ber vors Volk, doch die Abstim­mungs­maschi­nen der Befür­worter und Geg­n­er laufen bere­its auf Hoch­touren”.

So der Kom­men­tar von Ste­fan Büh­ler in seinem Artikel “Beten für Konz­ern­ver­ant­wor­tung” in der NZZ am Son­ntag. Darin weist er auf die erstaunliche Tat­sache hin, dass sich jet­zt schon 500 Kirchge­mein­den in der Schweiz für die Ini­tia­tive engagieren und so “die Kam­pagne “Kirche für Konz­ern­ver­ant­wor­tung” ein zen­trales Ele­ment im Abstim­mungskampf zum Volks­begehren” gewor­den ist. ”

Die Kirchen engagieren sich für Men­schen­rechte und gerechte soziale Bedin­gun­gen!??
Na sowas!
Was kann man dage­gen unternehmen? Da ist guter Rat echt teuer …

Doch nicht verza­gen, fur­rerhu­gi fra­gen, die Pub­lic Rela­tions-Profis und Spezis von Rue­di Noser. Wir haben ja 8 Mil­lio­nen in der Por­tokasse! Die haben doch sich­er eine gute Idee!

Und sie hat­ten tat­säch­lich eine gute Idee: Die Geg­n­er der Ini­tia­tive ziehen sich ein­fach eine neue Larve vor ihr Gesicht und präsen­tieren sich — sim­sal­abim — als Ethikkomi­tee. “Ethik” tönt doch immer gut. Und ist es nicht ethisch, für die Inter­essen der Share­hold­er und Inve­storen bei den avisierten Grosskonz­er­nen zu kämpfen!? Heisst es nicht in der Bibel: “Wer hat, dem wird gegeben. Wer nicht hat, dem wird genom­men?” Na siehste 🙂

Aber vielle­icht reicht das ja noch nocht ganz. Immer­hin sehen das 500 Kirchge­mein­den in der Schweiz ein biss­chen anders. Da müssten doch noch ein paar Kirchen­leute zu find­en sein, die Erbar­men mit den Grosskonz­er­nen haben …

Nun, fur­rerhu­gi hat die Kirchen­leute tat­säch­lich gefun­den, wie man auf ihrer “Ethikomitee”-Webseite fest­stellen muss. Da gibt es zum Beispiel einen Glarn­er Kirchen­rat­spräsi­den­ten, sog­ar Ratsmit­glied der evan­ge­lisch-reformierten Kirche der Schweiz, des Exeku­tivor­gans. Also ein recht­es kirch­lich­es Schw­ergewicht, das fur­rerhu­gi an Land gezo­gen hat, cha­peau!

Was sagt der Kirchen­rat­spräsi­dent und Ratsmit­glied also seinen Schäfchen? “Die Kirche sollte nicht Stel­lung nehmen zu poli­tis­chen Vor­la­gen, die nicht kirch­liche Fra­gen im engeren Sinn betr­e­f­fen.” Ich musste mir gle­ich mehrmals die Augen reiben: Hat er wirk­lich gesagt, die Kirche solle sich nicht für Men­schen­rechte und soziale Gerechtigkeit in der ganzen Welt ein­set­zen? Hat er! — Nun gut, vielle­icht ist es ja span­nen­der, sich in den Skan­dal des Rat­spräsi­den­ten der evan­ge­lisch-reformierten Kirche zu ver­tiefen …

Und dann kommt gle­ich noch eine kleine Stand­pauke: “Unsere Kirchen­bürg­er brauchen keine Kirche, die ihnen sagt, wie sie abstim­men sollen”.
Ich denke, der gute Mann hat tat­säch­lich nicht kapiert, dass das Engage­ment der 500 Kirchge­mein­den nicht von ein­er Kirche ange­ord­net wurde, die ihnen sagt, was sie zu tun haben. Son­dern weil die Mit­glieder dieser Gemein­den, die sich jet­zt engagieren, noch ein gesun­des Gefühl dafür haben, was nicht-ethis­ches Han­deln ist und was ethis­ches Han­deln sein müsste, — und sich genau deshalb frei­willig und autonom für die Konz­ernini­tia­tive ein­set­zen.

Das hat fur­rerhu­gi mit seinem trau­ri­gen Ethik-Spielchen offen­sichtlich auch nicht begrif­f­en. Aber es zeigt, dass sich in den Rei­hen der Geg­n­er mit ihrem 8‑Mil­lio­nen-Bud­get so etwas wie ein leis­es Gefühl der Panik bre­it­macht 😉

Der Aescher Landrat Klaus Kirchmayr hilft mit
Parlamentsbetrieb in real — oder: Leerstück oder Lehrstück, das ist hier die Frage?

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