Die Gemeinde Birs­felden ist sich bewusst, dass sie 2025 ein Jubiläum feiern kann: 150 Jahre selb­ständi­ges Birs­felden. Irgend­wie, irgend­wo habe ich schon etwas gehört oder gele­sen. Wer dies­mal der grosse Koor­di­na­tor sein wird, wis­sen wir noch nicht. Aber, dass es ein Fest wer­den soll, ist vie­len klar. Und es wird sich­er auch möglich sein, auch wenn es beim heuti­gen Impftem­po bleibt, sollte bis 2025 so etwas wie Her­den­im­mu­nität möglich sein.

Das »His­torisches Lexikon der Schweiz« liefert immer wieder die kom­pak­teste Geschichte, auch zu Birs­felden:
»Im Hochmit­te­lal­ter gehörten die vier Gehöfte des Birs­felder­hofs im Mut­ten­z­er Bann als Teil des Ding­hofs Mut­tenz den Gf. von Homberg und dem Basler Kloster St. Alban. Nach dem Bau der Birs­brücke (12./13. Jh. Per­so­n­en­steg, 1425 feste Holzbrücke) entwick­elte sich auf dem Birs­feld eine kleine Brück­en­sied­lung, die 1515 mit Mut­tenz an Basel gelangte und bis 1798 zum Amt München­stein zählte. Die Ein­wohn­er waren nach Mut­tenz kirch­genös­sig. Sie beschäftigten sich v.a. mit Fis­cherei und Land­wirtschaft. Mit dem Beitritt von Mut­tenz zum neu gegr. Kt. Basel-Land­schaft wurde B. 1832 zum Zol­lort an der die Kan­ton­s­gren­ze bilden­den Birs. In der Folge ent­standen Gasthäuser mit Stal­lun­gen und Fuhrhal­tereien mit Vorspan­npfer­den. B. erlebte einen raschen Auf­schwung, den indes bere­its 1854 der Bau der Land­strasse und der an B. vor­beiführen­den Cen­tral­bahn­lin­ie Basel-Liestal (1854–60 pro­vi­sor. Bahn­hof bei B.) dämpfte. Die Eisen­bahn über­nahm den Tran­sitverkehr, die Pfer­de­posten stell­ten ihren Betrieb ein. Infolge des wirtschaftl. Wach­s­tums der Stadt Basel erlebte B. nach 1850 einen v.a. durch zuge­zo­gene Fab­rikar­beit­er verur­sacht­en Bevölkerungsanstieg: Städt. Miet­shäuser ent­standen, der 1856 erstellte De-Bary-Steig ver­band B. mit den Fab­riken im Basler St.-Alban-Quartier, und 1897 erhielt B. eine Tramverbindung nach Basel. Die Ansied­lung kath. Arbeit­er, v.a. aus Deutsch­land und Ital­ien, führte 1869 zur Grün­dung der ersten Sta­tion der Inländ. Mis­sion in B. und 1870 zum Bau der kath. Kapelle (1957 abge­brochen, 1959 durch Brud­er-Klausen-Kirche erset­zt). Die ras­ante Entwick­lung ver­stärk­te auch den Wun­sch nach Gemein­deau­tonomie. 1852–53 erhielt B. ein eigenes Schul­haus, 1866 fol­gte die Vol­len­dung der ref. Kirche im neu­got. Stil und im Jahr danach die kirchl. Loslö­sung von Mut­tenz. 1875 schliesslich kon­sti­tu­ierte sich B. als polit. Gemeinde. Bald nach der Tren­nung von Mut­tenz kämpfte die junge Gemeinde mit finanziellen Schwierigkeit­en und nahm Ver­hand­lun­gen über die Einge­mein­dung in die Stadt Basel auf. Ein 1891 ein­geleit­etes Betrei­bungsver­fahren gegen B. wandte die Basel­bi­eter Regierung mit der Über­nahme der Bürgschaft ab.«

Zu den vork­om­menden Abkürzun­gen: Gf. = Graf, B. = Birs­felden, pro­vi­sor. = pro­vi­sorisch­er, v.a. = vor allem, städt. = städtis­che, inländ. = inländis­che, kath. = katholis­che, neu­got. = neu­go­tis­chen, kirchl. = kirch­liche, polit. = poli­tis­che.

Sich­er sind Ihnen die rot markierten Textstellen aufge­fall­en. Das sind die drei Dinge, die wir 2025 zu feiern haben und die (zusam­mengezählt) die 1550 Jahre ergeben. Nicht nur die 150 Jahre Birs­felden als selb­ständi­ge Gemeinde, son­dern zwei gewichtigere Jubiläen!
Doch der Rei­he nach:

800 Jahre Besied­lung des Birs­felds
Seit 1221 wis­sen wir, dass der Grundbe­sitz des Klosters St. Alban auf dem “Rhin­feld” bestätigt wurde. Seit 1227 gibt es erste Hin­weise auf den Hof, seit 1274 Erwäh­nung als “minor Rin­feldn” und 1277 Erwäh­nung als “vil­lu­la Rin­veldelin«.

Wir dür­fen also annehmen, dass 1225 der Birs­felder Hof schon bestanden hat, obwohl erst etwas später auch Urkun­den vor­liegen.
Um 1393 kommt dann in ein­er Urkunde auch das Birs­feld vor. Wer die ganze Urkunde 231 sehen möchte, klickt den Link an und bekommt die Urkunde in ihrer ganzen Grösse und Pracht.

600 Jahre Sied­lungs­be­ginn
Und das wegen Papst Mar­tin V:
Im April 1424 teilte Papst Mar­tin V. dem Bürg­er­meis­ter von Basel mit, dass in sein­er Stadt ab 1431 das näch­ste Konzil stat­tfind­en werde.
Auf­grund dieser Mit­teilung liess Basel im Jahr 1425 anstelle des Stegs über die Birs eine mas­sive hölz­erne Brücke erstellen. Davon gibt es lei­der keine Bilder. Aber die 1739 neuer­stellte Brücke kön­nte etwa sehr ähn­lich aus­ge­se­hen haben, basierte diese doch auf sieben Jochen der Vorgänger­brücke!

Über diese wick­elte sich dann der ganze Verkehr Rich­tung Zürich und in die Inner­schweiz zum seit 1220 aus­ge­baut­en Saumweg über den Got­thard ab.
Der Bau der Brücke erforderte grössere Aufwen­dun­gen. Das was für die Furt ein Vorteil war, das bre­ite flache Vor­land auf der Birs­felder Seite, wirk­te sich für den Brück­en­bau nachteilig aus. Die Holzkon­struk­tion musste weit ins Land hineinge­zo­gen wer­den, bis sich die Gele­gen­heit bot,ein Wider­lager zu erstellen. Es ent­stand eine 13jochige Holzbrücke. Und mit dieser Brücke entwick­elte sich mit der Zeit eine kleine Strassen­sied­lung.
Da Basel seine Stadt­tore im Win­ter um halb­sechs, im Som­mer um hal­bzehn schloss, (das änderte sich erst mit dem Abbruch der alten Stadt­be­fes­ti­gung nach 1860) siedel­ten sich bald ein­mal auch kleine Gast­stät­ten an. Birs­felden wuchs …
Aber siehe auch den Kom­men­tar im Birs­fälder­püng­gtli! von Ueli Kauf­mann.

150 Jahre Gemeinde Birs­felden
Das gewach­sene Birs­felden, noch immer ein ver­nach­läs­sigtes Anhängsel von Mut­tenz, schaffte es 1875 zur selb­ständi­gen poli­tis­chen Gemeinde. Zwar 150 Jahre ziem­lich klamm, aber immer­hin selb­ständig.

Ich wün­sche Birs­felden 2025 ein wun­der­bares, coro­n­afreies Fest. Und nie­mand kann sagen, man habe nicht genü­gend Vor­bere­itungszeit gehabt.

Bilder: Staat­sarchiv Basel, Siechen­haus St. Jakob Urkunde 1 und Kloster­ar­chive St. Alban Urkunde 231

Und die Weisheit zur Sache:

»Wenn du zum Beispiel um vier Uhr nach­mit­tags kommst, kann ich um drei Uhr anfan­gen
glücklich zu sein«, sagte der Fuchs zum kleinen Prinzen.«

Atoine de St. Exupéry

 

Krähenlyrik 6: Heute, Elisabeth Borchers
Die Katze ist aus dem Sack! 1

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