Es gab Zeiten, da hatte die Gemeinde Birsfelden grosse Schwierigkeiten mit Menschen, die Sozialhilfe beanspruchten. Zum Beispiel während der Zeit, in der der Hafen Birsfelden gebaut wurde. Nun, das ist wahrscheinlich auch heute noch nicht einfach. Aber offenbar arbeiten die Mitarbeitenden des Birsfelder Sozialdienstes ausgezeichnet. Stolz verwies kürzlich die Gemeinde Birsfelden in einer Medienmitteilung darauf:
»Sozialdienst der Gemeinde Birsfelden mit Bestnoten bewertet
In einem Artikel der Basler Zeitung vom 11. Februar 2020 wurde über die unterschiedlichen Qualitätsniveaus der kommunalen Sozialdienste im Kanton Basel-Landschaft berichtet. Im Artikel wurde der Sozialdienst von Birsfelden weder positiv noch negativ erwähnt. Das lässt viel Raum für unnötige Spekulationen offen. Unnötig deshalb, weil der Sozialdienst in einem kürzlich erfolgten Audit durch das kantonale Sozialamt Bestnoten erhalten hat!
Die kommunalen Sozialdienste werden durch das kantonale Sozialamt in regelmässigen Abständen überprüft. In Birsfelden fand das letzte Audit im September 2019 statt. Von den 314 im Laufe des Jahres 2018 geführten Unterstützungsfällen wurden dabei rund 25 Fälle einer vertieften Prüfung unterzogen.
Das Hauptaugenmerk der Überprüfung lag auf dem ordnungsgemässen und angemessenen Vollzug der Sozialhilfegesetzgebung sowie der Einhaltung des Subsidiaritätsprinzips. Die Auswahl dieser übergeordneten Themen erfolgt nicht zufällig. Vielmehr wird damit überprüft, ob einerseits die Einwohnenden in einer „Notsituation“ die ihnen per Gesetz zustehende Hilfe erhalten und andererseits die Gemeinde mit den finanziellen Mittel so sorgfältig wie möglich umgeht.
Das Fazit der Kontrollstelle kann sich sehen lassen: „(…) Die Sozialhilfebehörde Birsfelden nimmt ihre gesetzlichen Aufgaben vollumfänglich war. Der Sozialdienst Birsfelden zeichnet sich durch professionelle Sozialarbeit und Fallführung aus, weist eine hohe Sozial- und Fachkompetenz auf und ist mit den gesetzlichen Grundlagen bestens vertraut (…). Der festgestellte Qualitätsstandard kann als hervorragend bezeichnet werden“.
Der Gemeinderat und die Sozialhilfebehörde freuen sich sehr über das sehr gute Resultat der Überprüfung. Sie möchten es nicht unterlassen den Mitarbeitenden und der Leitung des Sozialdienstes an dieser Stelle ganz herzlich für ihren Einsatz in einem sehr anspruchsvollen Tätigkeitsgebiet zu danken.«
Gerne hätten wir das weiter vertieft. Das geht natürich nicht, ohne den Audit-Bericht gelesen zu haben. Wir sind ja keine Nordkoreanischen Claqueure. Also wurde das Dokument angefordert.
Doch leider lässt die Gemeinde den Nachweis ihrer angeblichen Spitzen-Leistung unter Verschluss. Auch nicht teilweise. Hier die Antwort der Verwaltung:
Zu Ihrer Anfrage:
- Den Audit Bericht können wir nicht herausgeben. Es sind teilweise vertrauliche, besonders schützenswerte (Klienten)Daten enthalten.
- Der Bericht beinhaltet auch interne Verfahrensabläufe, die wir in dieser Art nicht veröffentlichen wollen.
- Aktuell ist die Leiterin Sozialdienst sehr eingespannt. Neben dem Tagesgeschäft muss aktuell eine sehr aufwändige GPK-Befragung bearbeitet werden. Zudem ist Frau Wirthner demnächst noch für zwei Wochen ferienabwesend.
Nun werden wir den Verdacht nicht los, dass in und zwischen den unveröffentlichten Zeilen doch noch Interessantes und für die Öffentlichkeit Wichtiges stehen könnte. Was soll die Redaktion also tun?
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Christoph Meury
März 17, 2020
Die transparente und nachvollziehbare Kommunikation ist offensichtlich noch nicht bei allen Departementen angekommen. Es ist Usanz geworden die BürgerInnen mit knappen Medienmitteilungen zu informieren, oder in vielen Fällen eher ruhig zu stellen. Die Diskrepanz ist zuweilen erheblich. Einerseits werden die EinwohnerInnen bei jedem erdenklichen Bau-Vorhaben zu Mitwirkungsverfahren aufgefordert und angehalten sich einzubringen, aber in anderen Bereichen wird das Fussvolk mit kurzen Depeschen abgefüttert.
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Es ist stossend, wenn die Redaktion des Birsfälder.li keinen Einblick in die Unterlagen erhält. Selbstredend können dabei schützenswerte Daten geschwärzt oder entfernt werden. Die angeführten Entschuldigungen können in dieser Form nicht akzeptiert werden. Es muss möglich sein, dass JournalistInnen Hintergrundinformationen erhalten, damit sie die gemachten Aussagen auch überprüfen können. Es geht hier nicht darum die Arbeit des Sozialdienstes zu kritisieren oder das berühmte Haar in der Suppe zu finden. Aber das medial verbreitete Lob hat nur Substanz, wenn es auch überprüft und mit anderen teilnehmenden Sozialdiensten verglichen werden kann. Ansonst bleibt es eine diffuse und faktenlose Lobhudelei und steht als Wertung im luftleeren Raum.
florian dettwiler
März 31, 2020
UPDATE: Der Bericht kommt nun doch. Das kantonale Sozialamt stellt ihn zur Verfügung. Bald wissen wir also mehr.