Am 16. Oktober 2021 konnten Sie im Birsfälderpünggtli lesen, was es zwischen dem 18. Mai 2015 und dem 27. September 2021 zum Thema Zentrumsentwicklung alles zum Lesen gab.
Natürlich sollen Sie das nicht alles noch einmal lesen. Besonders empfehlen möchte ich Ihnen aber den Artikel »Totschlagargumente — Präzisierung gefordert« vom 21. September 2018. Ich befürchte, dass die Werbekampagne vor der Abstimmung (vermutlich im Mai 2022) genau diese Steckenpferde weiter reiten wird.
Meine Befürchtungen werden von der Werbung der Zentrumsprojekt-Gegner:innen genährt, die sich punkto Falsch-/Fehl-/Fake-Informationen für nichts zu schade waren. Nur ein paar Beispiele:
Argument? Öffentliche Grünflächen erhalten.
Die Zahlen zum Vergleich:
Peffingen: Total 486 ha,
Wald und Gehölze 258 ha = 53%
Birsfelden: Total 258 ha,
Wald und Gehölze 6 ha = 2.3%
Zufälligerweise entspricht die Gesamtfläche von Birsfelden mit 258 ha genau der Wald- und Gehölzefläche der Gemeinde Pfeffingen. Damit als superbeispielhafte Gemeinde Birsfelden auch auf 53% Wald- und Gehölzefläche kommen könnte, müssten noch 47% Gemeindefläche bestockt werden.
Da wäre dann, etwa was nördlich der Achse Hauptstrasse-Hardstrasse von der Birs bis zum Rhein, alles aufzuforsten und zu bestocken mit Bäumen und Gebüschen (grosszügig geschätzt). Die Gebäude müssten dann allerdings … na ja …
Wer auf diese Weise Birsfelden zum Musterschüler machen will, hat sich vielleicht auch ein bisschen verrechnet oder auf die Ahnungslosigkeit der wohlmeinenden Bürgerinnen und Bürger gesetzt?
Kann man mit abstruser Zahlenjonglage wirklich punkten? Wir sind doch nicht blöd!
Argument? Ganzer Kirchmatt-Schulhausplatz überbauen.
Genauer genommen:
Etwa ein Drittel des Schulhausplatzes wird mit Genossenschaftswohnungen überbaut.
Ein kleiner Teil wird für den geforderten Durchgang zur Kirchstrasse genutzt.
Und ein kleiner Teil für den Durchgang von der Kirchstrasse zum »Lavaterplatz«.
Dies macht etwa einen Drittel der Fläche aus (grosszügig geschätzt).
Und mindestens ein Drittel der Asphaltwüste des Ex-Schulplatzes wird der Natur übergeben!
Kann man mit abstruser Zahlenjonglage wirklich punkten? Wir sind doch nicht blöd!
Argument? Wir wollten mitwirken.
So wurden die Ergebnisse der Mitwirkung vom 7. Juni 2018 am 16. November 2018 im Birsfelder Anzeiger zusammengefasst:
»So wurden die Grünflächen von 4020 auf 7000 m² vergrössert, was einer Zunahme von 70 Prozent entspricht. Der Grünraum ist damit gleich gross wie ein Fussballfeld – Dachbegrünungen noch nicht eingerechnet …
… Auch der Zentrumsplatz hat an Fläche gewonnen: Von 1490 Quadratmetern beim Projektstand im Juni wurde er auf 1920 Quadratmeter im Oktober ausgedehnt, was der Grösse des Arlesheimer Domplatzes entspricht. Erreicht wurde dies, indem Gebäude schlanker und kürzer gemacht wurden … Durch diese Anpassungen sank die Grundfläche der Gebäude auf dem Zentrumsareal von 6300 auf 6050 Quadratmeter. Auch der Anteil der versiegelten Oberflächen konnte gesenkt werden – nämlich von 9260 Quadratmetern im Juni auf 7300 Quadratmeter im Oktober.«
Das heisst, die Bevölkerung hat mitgewirkt, die Mitwirkung hat etwas gebracht!
Argument? Drei Schulhäuser ersatzlos abbrechen.
Die Schulhäuser, die abgebrochen werden, werden nicht ersatzlos abgebrochen!
Durch die Verlegung der Sekundarschule ins Rheinparkschulhaus wurden Birspark 1 und Birspark 2 frei.
Beide Schulhäuser werden im Moment dafür gebraucht, Schulhäuser, die renoviert werden, zu verlegen. So ist im Moment das Sternenfeldschulhaus ins Birspark 1 eingezogen. Ist das Sternenfeldschulhaus wieder bezugsbereit, wechselt das Kirchmattschulhaus in die beiden Birspärker.
Ist das Kirchmatt wieder bezugsbereit, bleibt die Unterstufe der Primarschule im Birspark 1 und die Mittelstufe der Primarschule zieht wieder ins Kirchmattschulhaus. Damit verfügt das Schulzentrum über genügend Raum und Resreve.
Das Birspark 2 weicht dann der Zentrumsüberbauung.
Das Xaver-Gschwind-Schulhaus und das Lavater-Schulhaus weichen der dritten Etappe Wohnüberbauungen. Die zum Teil arg renovationsbedürftigen Häuser werden durch Lokale im Zentrum teilweise ersetzt.
Argument? Steuergelder für Werbezwecke missbraucht.
Welche »Werbung« als Missbrauch betrachtet wird, sagen uns die Initianten nicht. Für mich ist ganz klar:
Wenn die Gemeinde für ein Projekt wirbt, für das sie jahrelang gearbeitet hat, ist das legal. Sie kann das Produkt jahrelanger Arbeit, das Produkt von recht kostspieliger (aber von der Gemeindeversammlung bewilligter) Planung nicht einfach ein paar Gegnern kampflos überlassen! Das wäre — zumindest in meinen Augen — ungetreue Geschäftsführung.
Argument? Verdichtung ist um 100% zu hoch
Der QP-Zentrum durchlief zwei kantonale Vorprüfungen. In der ersten kantonalen Vorprüfung stand auch etwas zur Dichte.
Was der Kanton alles gesagt haben soll, steht auf dem Plakat.
Was der Kanton wirklich gesagt hat, sehen Sie hier in einem Auszug der erwähnten Stellungnahme des Kantons:
»Den Planungsunterlagen können wir entnehmen, dass mit der Quartierplanung “Zentrum” die Schaffung eines neuen Ortszentrums mit hoher Siedlungs- und Freiraumqualität beabsichtig wird und die Gemeinde damit im Sinne des KRIP (Red.: Kantonaler Richtplan Basel-Landschaft) handelt.
Wie in Kapitel 6.6.3 des Planungsberichts erwähnt, wird für das Quartierplanareal eine Nutzungsdichte von ca. 256 Einwohner und Beschäftige pro Hektare geschätzt, womit die gemäss kantonalem Richtplan geforderte Mindestnutzungsdichte von 125 Einwohnern und Beschäftigen pro Hektare gemäss “Örtlichen Festlegungen” Buchstabe b) des Objektblatts S 2.2 Entwicklungsgebiete bei weitem übertroffen werden soll. Grundsätzlich steht diesem Vorhaben nichts entgegen, sofern eine erhöhte Nutzungsdichte nicht im Widerspruch zu einer hochwertigen Siedlungs- und Freiraumqualität steht.
…
Aufgrund der Ausführungen im Planungsbericht können wir nachvollziehen, inwiefern die Gemeinde im Rahmen der Quartierplanung eine hochwertige Siedlungs- und Freiraumqualität sicherstellen möchte.«
Und so kann man ganz einfach etwas aus dem Zusammenhang reissen und zur Schlagzeile machen. Allerdings: Der Kanton kritisiert nicht, sondern stellt einfach fest … Und die Gemeinde macht nichts Verbotenes!
Das Referendum gegen den Gemeindeversammlungsbeschluss läuft …
Es gab in meinem Leben eine Zeit, in der ich jedes Referendum und jede Initiative unterschrieben habe. Dies in der Meinung, es sei gut, wenn sich eine Volksmeinung durchsetzt. Ich musste davon abkommen, weil die SVP und andere Schwurbler immer mehr Dinge forderten, die ich nicht verantworten konnte. Ich werde darum auch das Referendum der Zentrumsprojekt-Gegner:innen nicht unterschreiben …
Titelbild: Blick in die Hauptachse «In der Gasse», Neues Zentrum Birsfelden, Stand Oktober 2021
© Harry Gugger Studio, Basel | Westpol Landschaftsarchitektur, Basel | Visualisierung: nightnurse, Zürich
Christoph Meury
Dez 20, 2021
Wer glaubt eine Abstimmung mit Falschinformationen und Polemik gewinnen zu können, hat seine politische Glaubwürdigkeit bereits im Vorfeld verspielt. Er gewinnt vielleicht eine handvoll Claqueure, aber nie die mündige Bürgerin, den mündigen Bürger.
Hans-Peter Moser
Dez 24, 2021
Jedes unserer Plakate weist auf einen Schwachpunkt dieser Planung hin. Indem man diese negiert und uns der Lüge bezichtigt verschwinden diese nicht. Spätestens beim Roden der Hecken und Bäume und beim ersten Gebrumm der Bagger werden vielen die Augen aufgehen und Alles wird dann Tatsache sein.
Wer noch Referendums Bögen braucht, kann diese bei mir bestellen.
Hans-Peter Moser
Franz Büchler
Dez 24, 2021
Lieber Hans-Peter Moser
In keinem Teil meiner Ausführungen wird jemand der Lüge bezichtigt!
Obwohl viele Vergleiche an den Haaren herbeigezogen sind, werden die Argumente nicht besser.
Aber offenbar bist du ziemlich faktenrestistent …
Christoph Meury
Dez 24, 2021
Nein, HP Moser ist kein Lügner, eher das Birsfelder Sandmännchen. Mit Gute-Nacht-Geschichten suggeriert es seinen ZuhörerInnen eine immergrüne Zukunft. Gut, das Sandmännchen verschweigt, dass, wenn man ihm folgen würde, man weiterhin auf einem 5’000 m² grossen Teerplatz, einem 1’500 m² grossen Parkplatz und einer 3’000 m² grossen grünen Brache sitzen bleiben würde. Ganz nebenbei eliminiert das umtriebige Sandmännchen und seine Gspönli im Windschatten seiner Mission aber noch ein gerütteltes Mass an bezahlbarem Wohnraum (genau genommen 183 bezahlbare Wohnungen), sowie ein paar Milliönchen zuhanden der öffentlichen Hand, aber das sind natürlich Peanuts, Kollateralschäden auf dem Weg zu… Ja, zu was eigentlich?
Ich wünsche weiterhin süsse Träume! Schöne Weihnachtsgrüsse aus der Fantasie-Welt.
Hans-Jörg Beutter
Dez 26, 2021
aus der fantasie-welt (freud’scher verschreiber?)
»käptn blaubär« rüffelt »sandmännli« …
(für mich nicht grade ein inbegriff an kommunikation unter mündigen bürgerInnen …}
.
alternative:
»der gentleman schweigt – und geniesst«
(bestcase: die faktenlage, siehe beitrag)
.
(peinlicher als »schlechte verlierer« sind mE eigentlich nur noch »schlechte gewinner«, die vom siegespodest her um sich beissen. by the way: ein referendum bleibt in jedem fall ein legitimes politisches instrument – auch wenn’s nicht beliebt.)