Nun ja, das Bild «spoilert» wohl schon, was das Resultat zum Quartierplan Zentrum angeht. Aber das spielt auch keine Rolle. Die Regionalmedien werden das Abstimmungsergebnis der Gemeindeversammlung vom 13.12.21 ohnehin nicht auslassen können. Und das ist auch verdient, denn der Entscheid verdient den Titel «historisch»!
Apropos Titel: Nein, es sind nicht nur 54 Stimmberechtigte aufgetaucht und nein, es widerspiegelt auch nicht das Stimmenverhältnis in der Schlussabstimmung. Es hält nur minutengenau den Zeitpunkt fest, an dem für Birsfelden endlich die Zukunft begonnen hat.
Es ist die Zukunft nach dem Entwicklungstillstand, die seit der Überbauung des Sternenfelds herrscht. Es ist der Ausbruch aus dem Niedergang, der sich in der Gemeinde über Jahrzehnte breitgemacht hat. Es ist eine Renaissance der Euphorie, als die kleine, junge Gemeinde schon einmal Vorbildcharakter in Entwicklungsfragen eingenommen hat. Und: Die jahrelange Planungsarbeit ist am Ende angekommen, das neue Zentrum wird nun tatsächlich Wirklichkeit (auch wenn es vermutlich noch ein Referendum geben soll). Ein Gänsehautmoment, dieses 22:32 Uhr am 13.12.21.
Und endlich war es auch wieder einmal eine Gemeindeversammlung. Keine faktenbasierte Diskussion, dafür besser und schlechter vorbereitete, emotionale Voten aus verschiedenen Lagern (quer durch Familien) wechselten sich ab. Die Birsfelderinnen und Birsfelder waren für einmal vorbereitet, die Meinungen grösstenteils bereits gemacht. Auch der Antrag auf den Verzicht zum Baufeld C, der Gebäudegruppe gleich beim Birspark-Schulhaus, vermochte die rund 350 Stimmberechtigten nicht aus dem Konzept zu bringen. Das Birsfelden von morgen wird es Ihnen danken.
Christoph Meury
Dez 14, 2021
Ja, fürwahr ich bin auch begeistert.
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Lange haben die Birsfelderinnen und Birsfelder um die beste Lösung gerungen, haben abgewägt, verworfen und nachgebessert. Nach Jahren harten Ringens, war heute der richtige Zeitpunkt, um gemeinsam in die Zukunft aufzubrechen. Endlich ein Dorfzentrum, endlich eine Melange an Lösungsvorschlägen, welche die grosse Mehrheit der anwesenden Stimmbürgerinnen und Stimmbürger überzeugen konnte.
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Stolz machte sich erstmalig unter den anwesenden Stimmbürgerinnen und Stimmbürger breit und man spürte so etwas, wie Aufbruchstimmung. Das gallische Dorf am äussersten Ende des Kantons macht sich selbständig und erfindet sich neu. Chapeau!
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Mit 70 Prozent Ja-Stimmen nahmen die Baselbieter StimmbürgerInnen die Teilrevision des Schweizer Raumplanungsgesetzes vor 8 Jahren an und lagen damit deutlich über dem nationalen Schnitt von 63 Prozent. Zentraler Punkt der Vorlage war, die Siedlungsentwicklung nach Innen zu fördern und die Zersiedelung wertvollen Kulturlandes zu stoppen. Jetzt wird aus der Theorie Praxis.
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«Spekulation und Gier treiben die Mieten immer weiter in die Höhe. Um bezahlbaren Wohnraum für alle zu schaffen, brauchen wir faire Mieten, eine Kontrolle der Bodenpreise und eine Förderung von gemeinnützigem Wohnbau. Auch unser Boden ist ein kostbares und beschränktes Gut. Anstatt spezielle Wohnzonen für Superreiche zu schaffen, müssen wir verdichtet bauen, unsere Mobilität überdenken. Nur so erreichen wir unser Ziel von erschwinglichem Wohnraum für alle«. Damit ist SP-Forderung unmittelbar wahr geworden.
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Birsfelden setzt im Kanton Baselland ein unübersehbares und wegweisendes Zeichen. Birsfelden hat für die gemeindeeigenen Areale klare Vorgaben erlassen: a) gemeindeeigene Areale werden nur im Baurecht abgegeben (werden damit der Spekulation entzogen!) und b) die Gemeindeversammlung hat eine Nutzungsquote beschlossen: 50% der Areale müssen an gemeinnützige und genossenschaftliche Wohnbauträger vergeben werden. Die jetzige Belegungsquote wurde sensationell übertroffen und liegt bei sagenhaften 81%. Das verdient einen Zwischenapplaus.
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Birsfelden hat seit Mai 2020 ein fortschrittliches Leitbild Natur. Der Zielkatalog fordert u.a. Biodiversität im Siedlungsraum, Förderung der Natur‑, Grün- und Freiräume im Siedlungsgebiet. Das Zentrumsprojekt orientiert sich an dem Forderungskatalog und ist damit absolut kompatibel und fast schon visionär für städtebauliche Projekte. Durch die geplanten Fassadenbegrünungen auf 291 Laufmeter und der Vorgabe, dass 68% der Dachflächen begrünt sein werden, ist das Zentrumsprojekt ein ultimatives Vorzeigeprojekt.
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RR Isaac Reber und der Kantonsplaner Thomas Waltert blicken neidisch auf Birsfelden und sprechen von einer Renaissance der Dorfzentren. Man wird zukünftig an Birsfelden Mass nehmen.
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Last but not least: Das Zentrumsprojekt leistet für die Gemeindefinanzen einen erheblichen Beitrag. Mit jährlichen Baurechtszinsen von 800’000 Franken generiert das Projekt über die 90-jährige Laufzeit der Baurechtszinsen Einnahmen von 72 Mio. Franken. Sowie Steuereinnahmen der neuen BewohnerInnen, ebenfalls in Millionenhöhe. Damit können die Gemeindefinanzen über Jahre stabilisiert und die Ausgaben für Soziales, Bildung Kultur und Infrastruktur gesichert werden. Das gibt Sicherheit und Gestaltungsspielräume.
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Die geplanten 183 bezahlbare Wohnungen sind ein erheblicher, ein bemerkenswerter Beitrag zu fairen Mietpreisen für alle. Die involvierten gemeinnützigen und genossenschaftlichen Baurechtsnehmer werden zeigen, was sie drauf haben und ihr ganzes Knowhow und ihre Erfahrung in die Waagschale werfen, um ein Zentrum von höchster Güte, bunt, vielfältig und lebendig zu schaffen.
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Wir sind stolz und rufen locker: Sind wir gut, oder sind wir gut!
Danke an alle, die dazu beigetragen haben.
Die Kuh ist vom Eis und die Zukunft steht vor der Tür.
Ein schönes Weihnachtsgeschenk.
Franz Büchler
Dez 14, 2021
Stell dir vor:
Es ist Referendum und niemand geht hin …
Kannitverstan
Dez 15, 2021
Stell dir vor:
Es ist die wichtigste und gewichtigste (20 Millionen) GVS seit 1992 und nicht einmal 400 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger nehmen daran teil.
Franz Büchler
Dez 16, 2021
Ich habe aus persönlichen Gründen an der Gemeindeversammlung nicht teilgenommen und dies beim Gemeindepräsidenten begründet:
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»Gueten Oobe Christof
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Obwohl ich dem Zentrumsprojekt positiv gegenüberstehe und oft im Birsfälderpünggtli dafür geschrieben habe, werde ich die Gemeindeversammlung heute nicht besuchen.
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Ich kann das bei einer 7‑Tage-Inzidenz über 600 (in Birsfelden!) gegenüber mir selbst und meinen Angehörigen nicht verantworten.
Da eine derartige Veranstaltung in andern Ländern bei dieser Inzidenz nur noch mit 2G+ und Maske stattfinden könnte, bei uns aber Krethi und Plethi dabei sind, habe ich für das Durchzwängen der Veranstaltung kein Verständnis.
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Die Begründung, dass zur Wahrnehmung der »demokratischen Rechte« keine Beschränkung stattfinden kann / darf, erscheint mir so recht einseitig, denn ich werde dadurch ausgeschlossen.
Und für einen Ausschluss entschuldige ich mich nicht.
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Ich wünsche dir für die heutige Versammlung nur das Beste!
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Mit eme häärzlige Gruess
Franz«
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Vielleicht ging es ja anderen genau so? Ich denke, es wäre Zeit, dass man sich für dolche Pandemiefälle neue Formen der politischen Teilnahme andenkt.