Titel Foto: Insa Korth
Kürzlich hat Franz hier zum Tag der Muttersprache geschrieben und ich habe mich kritisch zum Gebrauch des Worts Tschüss zum Fenster raus gelehnt. Morhofens “Unterricht von der teutschen Spache” zeigt ja auch marginale Veränderungen der Ortographie seit 1682.
Zur derzeit grassierenden Sprachverluderung noch ein paar Gedanken.
Die Sprachverluderung beginnt nicht bei den Anglizismen.
Beginnt nicht mit MacRaclette, nicht mit bio light oder mit Sale 50%.
Warum: Die Verluderung ist auf den ersten Blick sichtbar und lässt sich kaum vermeiden. Allerdings, für Verben wie mailen, simsen oder chillen, da gibt es kaum eigene Wörter.
DieVerluderung beginnt mit unsrer eigenen Beziehung zu Sprache. Sie beginnt damit, dass wir unseren Wortschatz falsch verwenden. Beispiele:
• Variation, an Stelle von Variante (20 Pizza-Variationen)
• Meinungsfreiheit an Stelle von Meinungsäusserungsfreihet (Eine Meinungsfreiheit hat auch der Nordkoreaner, nur darf er sie nicht äussern)
• Gerne an Stelle von Bitte (Ein TV Moderator bedankt sich beim Auslandkorrespondenten, der antwortet: Gerne)
• Absolut oder definitiv an Stelle von Ja, (zu hören in jedem Sportler Interview)
• Ansonsten an Stelle von sonst (Keine Wetterpognose ohne dieses Quatschwort)
• Abwicklung an Stelle von Pleite oder Konkurs (die Bank wird abgewickelt)
• Ereignis an Stelle von Katastrophe (Fukushima)
• Prozentpunkte an Stelle von Prozent (in jedem Börsenbericht und jeder Wahlprognose)
• Nicht wirklich, an Stelle von nicht oder nein.
• Brummen statt boomen (früher brummten in den Wirtschaftsnachrichten nur die Brummis)
• Nichtsdestotrotz an Stelle von dennoch oder doch.
Beispiele gibt es noch viele. Wir freuen uns auf Ergänzungen.
Das mit mit dem Binnen‑I und das mit der Gross- und Kleinschreibung sind andere Geschichten.