1942 hatte Huxleys Freund Gerald Heard in Kalifornien das Trabuto College gegründet, eine Art westlicher “Ashram” für spirituelle Sucher. Dort meditierten ein bis zwei Dutzend Studenten dreimal täglich, studierten, verrichteten zahlreiche Arbeiten, arbeiteten im Garten, bereiteten vegetarische Mahlzeiten zu und hörten Vorträge über das religiöse Leben. Heard verfasste während seiner Zeit in der Anstalt mehrere Bücher. Aldous
Huxley und andere hielten dort gelegentlich Vorträge. Das Buch Prayers and Meditations von 1949 mit Beiträgen von Heard, Huxley und anderen war ein direktes Ergebnis des Trabuco-Experiments.
Anfangs der 60er-Jahre entstand dann mit dem Esalen Institut in Big Sur ein Nachfolger des Trabuto College, für das Huxley mit seinen Schriften und Vorlesungen zu den unausgeschöpften psychischen und intellektuellen Potenzialen des Menschen das Leitbild lieferte. Das von Michael Murphy und Dick Price gegründete Institut entwickelte sich rasch zu einem eigentlichen Magneten für spirituelle und psychologische Pioniere und Suchende. Die Liste der Teilnehmende liest sich wie ein Who’s Who prägender Persönlichkeiten:
Das Programm war weit gefächert von Gestaltpsychologie bis zu Quantenphysik. Dementsprechend beeindruckend sieht auch der Gastdozenten aus, die über die Jahre dort unterrichten sollten: Künstler und Schriftsteller wie Ansel Adams, Joan Baez, Susan Sontag, Ray Bradbury, Ken Kesey und der Musiker Fred Frith, die Physiker Richard Feynman und Fritjof Capra sowie die wichtigsten Pioniere der humanistischen und Gestaltpsychologie wie Gregory Bateson, Abraham Maslow, Fritz Perls, Carl Rogers und Stanislav Grof. Zu den ersten Dozenten gehörten Aldous Huxley und seine Freunde Linus Pauling, Humphry Osmond, J.B. Rhine, Huston Smith, Alan Watts und Albert Hofmann.
Huxley setzte seinerseits seine eigenen Forschungen fort, u.a. mit dem Psychologen und Psychiater Milton Erickson zur Hypnose. Forscher der jüngeren Generation wie Alan Watts und Huston Smith nahmen die Impulse Huxleys zur “Philosophia Perennis” auf und führten sie weiter:
Watts war Dekan der American Academy of Asian Studies und spielte nicht nur eine entscheidende Rolle in der psychedelischen Bewegung, sondern war auch eine treibende Kraft in der Popularisierung östlicher Philosophie, insbesondere von Taoismus und Zen, in Amerika.
Er machte Huxley mit Daitetz Suzuki bekannt, dem einflussreichsten Lehrer von östlicher Mystik und Zen in seiner Zeit.
Huston Smith war ein begeisterter Huxley-Anhänger und hatte als junger Religionsphilosoph Gerald Heard in Trabuco aufgesucht, wo er auch Huxley kennengelernt hatte.
Weniger erfolgreich war Huxley weiterhin mit seinen diversen Film- und Theaterprojekten, aber die Einnahmen aus den Tantiemen seiner Büchern, seiner Essays und Vorträgen hielten ihn finanziell über Wasser. Und er reiste weiterhin viel und gerne — nur diesmal mit Laura. Besonders beeindruckend, aber auch anstrengend erwies sich sein Besuch Brasiliens im Juni 1958.
Dazu mehr in der nächsten Folge am kommenden Samstag, den 2. November.
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