Lasst uns suchen, um zu finden
Vor dem Haus. Ich finde. Ich entdecke. Ich entdecke sie. Sie ist klein, sehr klein. Sie ist fein und fast nicht da. Sie ist einige lose Blätter im Dschungel der Blätter. Sie ist eine kleine Existenz. Ein kleiner Ableger. Hier bei mir, in diesem Dschungel will sie wachsen? Der Wind hat sie, ein Vogel hat sie, irgendein Tier hat sie, hat den Samen an diesen Ort getragen. Die Palme vor dem Haus ist noch keine Palme. «Gut», sagt der Nachbar und will sie aus dem Boden reissen. «Sie ist ein Neophyt», sagt er.
Hinter dem Haus lächelt mich ein Gartenzwerg an. Er findet meine Aufmerksamkeit mit seiner roten Mütze. «Komm rein, kleiner Gartenzwerg. Draussen ist es kalt. Ich denke, du wirst frieren.» – «Lass mich. Lass mich stehen. Lass mich hier draussen stehen. Ich bin ein Gartenzwerg und kann nicht frieren. Es ist gut so. Es ist gut für mich draussen», schmunzelt der Gartenzwerg.
Im Haus – wir – hier. Vor uns wachsen, das werden will. Vor uns wachsen, das wir wollen und nicht sein soll. Was soll werden? Was soll wachsen? Was wird werden? Was wird wachsen? Was wird weiter wachsen? Hinter uns Sorgen um Dinge, die selbstständig sind und unabhängig von uns existieren. Dinge, die uns gar nicht brauchen.
Draussen ist es dunkel und kalt, wir werden bald das Weihnachtsfest feiern. Die Wärme spüren, die Wärme zwischen uns – und da steht er. Der Gartenzwerg! Der Gartenzwerg steht unerwartet, unvorhersehbar mitten unter uns im Wohnzimmer und sagt: «Ich sah das Licht bei euch und wunderte mich. Ich habe euch von draussen etwas mitgebracht.» In der Hand hält er meine Palme! Er stellt sie dorthin, wo, wenn wir nicht an unseren Wald und das Sterben denken, unser Weihnachtsbaum steht. Gartenzwerg! Was denkst du dir? Warum bist du hier?
Ich bin froh, ist der Gartenzwerg gekommen, denn wäre er nicht da gewesen, hätte ich den Weihnachtsmann vergessen. Ich bin froh, hat er die kleine, grüne Palme aus dem Garten in unser Wohnzimmer mitgebracht. Das schöne Grün der Palme ist eine schöne Erinnerung an den Tannenbaum. Die Erinnerung hilft auf der Suche. Der Kleine, der kleine Gartenzwerg hat Grosses geleistet! Ich danke ihm von Herzen. Ich suche weiter. Ich suche weiter Weihnachten.
Lasst uns zusammen suchen und finden.
Lasst uns zusammen Weinachten finden.
Lasst uns zusammen Weihnachten neu erfinden.
Freya