Die Krippe des alten Veteranen
Lange Jahre hatte der alte Haudegen für seinen Herrn an verschiedenen Orten gefochten und gekämpft und war dabei auch des Öfteren verletzt worden. Aber nun, da er alt geworden war, entliess ihn sein Herr mit einer kleinen Abfindung. Karl, wie der Veteran hiess, besann sich an den Ort, wo er aufgewachsen war und hoffte dort eine Bleibe für seine Zukunft zu finden. Er fand am Rande der Ortschaft, wo er seine Jugend verbracht hatte, ein kleines Haus mit Garten. Er renovierte das Haus, zimmerte sich einfache Möbel und richtete sich ein. Um sein Haus entstand ein Pflanzengarten und so wurde er zum Selbstversorger. Die wenigen Lebensmittel, die er brauchte, erstand er sich im Lebensmittelladen des Ortes. Keiner wollte ihn kennen und er wurde von den Bewohnern nicht beachtet und als Fremder behandelt.
Karl besass nun viel freie Zeit und er besann sich darauf, dass er früher einmal verschiedene Holzfiguren geschnitzt hatte, die er dann an die Kinder verschenkte. Er wollte den Kirchenbesuchern seines neuen Wohnortes eine Freude bereiten und begann Figuren für eine Weihnachtskrippenlandschaft zu schnitzen. Er kam tüchtig voran, und nachdem er auch noch einen dazugehörigen Stall gezimmert hatte, suchte er sich heimlich einen Platz in der Kirche, wo er das Geschnitzte aufstellen konnte. In der Woche vor Weihnachten schlich er sich in die Kirche und baute seine grosse Krippenlandschaft vor dem Seitenaltar auf. Er glaubte, dass ihn dabei niemand bemerkt oder gesehen hatte.
Jetzt stand die Weihnachtsmitternachtsmesse vor der Tür und die Kirchenbesucher kamen aus dem Staunen nicht heraus, was da an Schönem aufgestellt war. Nach dem Gottesdienst blieben sie staunend bei der neuen Krippenlandschaft stehen. Karl verweilte im Hintergrund auf der Empore und freute sich an den Betrachtern.
Der Mesmer hatte den alten Soldaten beim Aufstellen der Krippe bemerkt und informierte den Pfarrer. Dieser ging nun auf Karl zu und stellte diesen den Kirchgängern als Spender der neuen Krippe vor. Alle drängten sich nun zu ihm und dankten ihm freudig.
Er blieb aber immer noch bescheiden und besann sich auf ein weiteres Geschenk, mit dem er die Dorfbewohner überraschen könnte.
Georg Schumacher