Welche Sprache spricht Gott?

Ob Gott wohl alle Sprachen spricht? Ein Blick in die Wei­h­nachts­geschichte lässt erah­nen, dass er zumin­d­est zwei Sprachen mit den dazuge­höri­gen Dialek­ten gel­ernt hat, um mit zwei Grup­pen von Men­schen zu sprechen, an denen er inter­essiert war.
Zum einen waren da die Weisen aus dem Mor­gen­land. Sie waren Experten im Lesen der Sterne. Sie schaut­en ständig in den Nachthim­mel in der Hoff­nung, Antworten auf die grossen Fra­gen des Lebens zu find­en. Dabei ent­deck­ten sie einen einzi­gar­ti­gen Stern, hell und selt­sam gelagert. Die Stern­deuter wussten, dass dieser Stern die Geburt eines neuen Königs ansagte. Vielle­icht war dieser König der­jenige, der ihnen Antworten auf die Fra­gen geben kon­nte, die sie in weit ent­fer­n­ten Galax­ien gesucht hat­ten. Sie fol­gten dem Stern bis nach Beth­le­hem. Dort fan­den sie das Baby in der Krippe. Sie waren über­glück­lich und wussten, dass sie Zeu­gen von etwas ganz Beson­derem waren. In diesem Kind fan­den sie das per­fek­te Wei­h­nachts­geschenk. Kön­nte es sein, dass der­jenige, der die Sterne am Nachthim­mel aufge­hängt hat, auch die Sprache der Sterne spricht?
Zum anderen war da eine Gruppe, die nor­maler nicht hätte sein kön­nen: Hirten. Sie waren nachts auf dem Feld. Dabei macht­en sie eine Erfahrung, die sie nie vergessen wür­den: Engel über­bracht­en ihnen die Nachricht von einem neuge­bore­nen König, der in einem Stall zu find­en war. Ein König in ein­er Krippe? Das ist ein Ort, an dem auch sie sein kön­nten. Ist es möglich, dass der König der Welt sich nicht zu gut war, um von den nor­malen Men­schen ange­sprochen zu wer­den?
Ein­er der Spitz­na­men für dieses Kind war Immanuel und bedeutet «Gott mit uns». Das gemein­same Plu­ral­pronomen «wir» zeigt Gottes Absicht, nicht mit ihnen, den anderen und beson­deren Men­schen da draussen zu sein, son­dern mit uns, mit allen Men­schen, unab­hängig davon, woher wir kom­men.
In der Wei­h­nachts­geschichte zeigt sich ein Gott, der sich die Zeit nimmt, nicht nur die Sprache der­er zu ler­nen, mit denen er sprechen möchte, son­dern auch den best­möglichen Weg, um sich mit ihnen zu unter­hal­ten. Egal ob galak­tis­che oder ländliche Umgangssprache, er scheint bere­it zu sein, sich darin zu ver­tiefen. Kön­nte es sein, dass Immanuel nicht nur ein Name für Stern­deuter und Hirten ist, son­dern auch für Grossel­tern und Geschwis­ter, für Lehrer und Poli­tik­er, für Junge und Pen­sion­ierte gle­icher­massen? Und ist es denkbar, dass sich dieser Gott dann auch nicht zu gut ist, um auch unsere Sprache zu ler­nen?

Matthias Gertsch

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