Arwen feiert Weihnachten
Wer kennt nicht die wunderschöne Prinzessin Arwen aus dem Epos „Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien? Doch von ihr soll hier nicht die Rede sein, sondern von Arwen, der fast ebenso schönen Hovawart-Hundedame, die unser Familienleben über viele Jahre hin bereicherte.
Wenn sich Weihnachten näherte, riefen wir jeweils einen Förster in der Gegend an und fragten ihn, wo wir nach einem Holzschlag Tannenäste finden könnten. Für uns gehörte der Weihnachtsbaum untrennbar zu einem schönen Weihnachtsfest. Aber nachdem uns eines Tages ein indigener Besucher aus den USA gefragt hatte, warum wir Weissen eigentlich zum Fest der Liebe und des Lebens einem Baum das Leben nehmen würden, kamen wir ins Grübeln und schliesslich auf eine salomonische Lösung: Wir würden „unseren Weihnachtsbaum“ mit abgeschlagenen Ästen selber kreieren.
Wir hatten jedes Jahr Glück und kehrten nach einem gemütlichen Waldspaziergang jeweils mit einer eindrücklichen Beute nach Hause. Mit den nicht verwendeten Ästen bastelten wir für Arwen ein kleines „Weihnachtsnest“, das sie auch sofort in Besitz nahm.
Arwen besass ein kleines Stofftier, meist einen Bären oder einen Hasen. Sie liebte es heiss und teilte damit ihren Schlafplatz in der Küche. Doch wie nicht anders zu erwarten: Nach einem Jahr sahen Bär und Hase ziemlich mitgenommen aus. Deshalb die Idee: Wir schenken unserer Hundedame zu Weihnachten ein neues Stofftier — selbstverständlich in schönes Weihnachtspapier verpackt – und legen es zu den anderen Geschenken unter den Weihnachtsbaum.
Dann kam der Heiligabend. Der Baum erstrahlte in seinem Kerzenglanz. Tannennadelduft erfüllte die Stube. Alles bereit, um die Kinder und Arwen mit dem Weihnachtsglöckchen herbeizurufen. Bevor es allerdings ans Auspacken der unter dem Weihnachtspapier verborgenen Schätze ging, stand im Programm seit jeher das Singen einiger Weihnachtslieder.
Von diesem Vorhaben hielt Arwen allerdings gar nichts, denn kaum in der guten Stube eingetroffen, näherte sie sich sofort den unter dem Weihnachtsbaum breit gestreuten Geschenken, schnappte sich zielgerichtet ihr verpacktes Stofftier und zog sich damit zufrieden auf ihr Tannenast-Weihnachtsnest zurück.
Bis heute rätseln wir, wie es ihr Jahr um Jahr gelang herauszufinden, welches ihr Geschenk war.
Der Biologe Rupert Sheldrake hat vor Jahren ein Buch geschrieben, in dem er auf das oft unglaubliche Gespür von Hunden einging. Wie dem auch sei: Arwen sorgte jedes Jahr für weihnachtliche Heiterkeit!
Max Feurer