Fort­set­zung des Doku­ments, das im Herbst 1977 der Men­schen­rechts­kom­mis­si­on der UNO in Genf von einer iro­ke­si­schen Dele­ga­ti­on vor­ge­legt wur­de. Ein Kom­men­tar dazu erscheint im August.

Wir leben in einer Zeit, in der wir gro­ße Ver­än­de­run­gen in der Wirt­schaft der Kolo­ni­sa­to­ren erwar­ten. Die impe­ria­len Mäch­te der Welt sehen sich offen­bar erfolg­rei­chem Wider­stand gegen die Expan­si­on in Afri­ka, Asi­en und ande­ren Tei­len der Welt gegen­über. Wir wer­den bald das Ende einer Wirt­schaft erle­ben, die auf der Ver­sor­gung mit bil­li­gem Erd­öl, Erd­gas und ande­ren Res­sour­cen beruht, und das wird das Gesicht der Welt stark verändern.

Im Moment gibt es mehr Wohl­stand, mehr Waren und Dienst­leis­tun­gen, mehr Auto­ma­ti­sie­rung als je zuvor in der Geschich­te der Mensch­heit. Die Welt lebt in einem Zeit­al­ter des pro­du­zier­ten Wohl­stands. Aber die Men­schen in der Welt haben nur sel­ten erfah­ren, wel­che Kos­ten die­ser Wohl­stand für das Leben und Lei­den der Men­schen mit sich bringt. Selbst die Men­schen in Nord­ame­ri­ka, die schein­bar von all die­sen “Errun­gen­schaf­ten” pro­fi­tie­ren, schei­nen sich der Zer­stö­rung, die sie erle­ben, nicht bewusst zu sein. Das “moder­ne Zeit­al­ter” und sei­ne Kon­sum­wer­te haben die Struk­tur der mensch­li­chen Gesell­schaft und die Grund­be­din­gun­gen der natür­li­chen Welt in grund­le­gen­der Wei­se verändert.

Die moder­ne Fami­lie ist eine Insti­tu­ti­on, die gegen­wär­tig unter gro­ßem Druck steht. Die Fami­lie in der west­li­chen Gesell­schaft hat im letz­ten Jahr­hun­dert gro­ße Ver­än­de­run­gen erfah­ren. Mit der fort­schrei­ten­den Ver­west­li­chung der Welt wer­den alle Völ­ker mit ähn­li­chen Span­nun­gen und Tur­bu­len­zen kon­fron­tiert werden.

Wir, die Hau de no sau nee, haben kla­re Ent­schei­dun­gen für die Zukunft zu tref­fen. Eine der Ent­schei­dun­gen, vor denen wir ste­hen, ist die Fra­ge, ob wir uns ver­west­li­chen oder der Lebens­wei­se treu blei­ben wol­len, die unse­re Vor­vä­ter für uns ent­wi­ckelt haben. Wir haben unser Ver­ständ­nis für die Geschich­te der Ver­än­de­run­gen, die zu den heu­ti­gen Bedin­gun­gen geführt haben, dar­ge­legt. Wir haben uns ent­schie­den, Hau de no sau nee zu blei­ben und im Rah­men unse­res “Way of Life” einen Kurs der Befrei­ung für uns und die zukünf­ti­gen Gene­ra­tio­nen einzuschlagen.

Unser Befrei­ungs­pro­zess ist nicht auf uns Men­schen beschränkt, son­dern schließt auch die ande­ren Lebens­for­men ein, die mit uns koexis­tie­ren und genau­so unter­drückt sind wie wir. Die Befrei­ung der natür­li­chen Welt ist ein Pro­zess, der sich in einem äußerst schwie­ri­gen Umfeld voll­zieht. Die Men­schen um uns her­um schei­nen dar­auf aus zu sein, sich selbst und alles Leben­di­ge zu zerstören.

In den letz­ten vier­hun­dert Jah­ren haben die Hau de no sau nee einen gro­ßen Ein­fluss auf das Leben von Mil­lio­nen von Men­schen aus­ge­übt. Die Theo­rien über Demo­kra­tie und klas­sen­lo­se Gesell­schaft sind aus unzu­rei­chen­den Inter­pre­ta­tio­nen der wah­ren Natur die­ser Idea­le ent­stan­den. Die­se Kon­fe­renz könn­te der Beginn eines Pro­zes­ses sein, der zu einer rea­le­ren Defi­ni­ti­on die­ser Kon­zep­te führt.

In unse­ren Hei­mat­län­dern kämpft unser Volk noch immer und ent­wi­ckelt Stra­te­gien zum Über­le­ben. Im Land der Mohawks hat unser Volk Land zurück­er­obert, um unse­re Kul­tur und Wirt­schaft neu zu bele­ben. Die­se Sied­lung, bekannt als Gani­en­keh, wird seit mehr als drei Jah­ren erfolg­reich gehal­ten. Das Volk der Onei­da kämpft seit meh­re­ren Jah­ren vor Gericht um die Rück­ga­be von 265.000 Hekt­ar Land, das ihnen um 1700 unrecht­mä­ßig ent­zo­gen wur­de. Auch die Cayu­gas bemü­hen sich seit Jah­ren 100.000 Hekt­ar zurück­zu­ge­win­nen, die ihnen im glei­chen Zeit­raum wie den Onei­das geraubt wur­den. Die Onon­da­gas und Tus­car­o­ras füh­ren einen unauf­hör­li­chen Kampf um die Kon­trol­le über die Schul­bil­dung ihrer Kin­der. Die Sene­cas wur­den in einen lan­gen Kampf gezwun­gen, um die letz­ten Stü­cke ihres Lan­des zu schüt­zen, die noch unter tra­di­tio­nel­ler Ver­wal­tung ste­hen, das Land im Tona­wan­da-Gebiet. Jeden Tag unse­res Lebens müs­sen wir uns gegen irgend­ei­ne Form der Ein­mi­schung durch den Staat New York oder die Regie­run­gen der Ver­ei­nig­ten Staa­ten oder Kana­das verteidigen.

Wenn wir wei­ter­hin über­le­ben wol­len, brau­chen wir die Hil­fe der inter­na­tio­na­len Gemein­schaft. Wir brau­chen die Prä­senz von außen, um eine gewis­se Sta­bi­li­tät in die Situa­ti­on unse­res Vol­kes zu brin­gen. Wir haben zu oft erfah­ren, dass das, was heu­te als gutes Recht gilt, schnell in schlech­tes Recht umge­wan­delt wer­den kann. Sowohl Kana­da als auch die Ver­ei­nig­ten Staa­ten haben uns gelehrt, dass ihre Rechts­sys­te­me Teil der poli­ti­schen Maschi­ne­rie sind, wel­che die Unter­drü­ckung unse­rer Völ­ker bewirkt. 

Wir sind nach jeder Defi­ni­ti­on des Begriffs Natio­nen. Wir waren nicht in der Lage, in den Gerichts­sys­te­men der Ver­ei­nig­ten Staa­ten oder Kana­das auch nur den Anschein von Gerech­tig­keit zu erlan­gen, und wir lei­den unter furcht­ba­ren recht­li­chen Unge­rech­tig­kei­ten, die schreck­li­che wirt­schaft­li­che und sozia­le Fol­gen für unser Volk haben. Vie­le unse­rer recht­li­chen Pro­ble­me betref­fen Land und die Sou­ve­rä­ni­tät über Land, und Land ist die Grund­la­ge unse­rer Wirt­schaft. Wir for­dern unse­re Rech­te in die­sen Berei­chen nach inter­na­tio­na­lem Recht ein.

Und schließ­lich benö­ti­gen wir wirt­schaft­li­che Unter­stüt­zung in Form von Wirt­schafts­hil­fe und tech­ni­scher Hil­fe. Wir sind uns bewusst, dass es ver­schie­de­ne inter­na­tio­na­le Per­sön­lich­kei­ten gibt, die über tech­ni­sches Fach­wis­sen ver­fü­gen und die sich der Ent­wick­lung im Kon­text spe­zi­fi­scher Kul­tu­ren bewusst sind. Unser Fall ist für die Bera­tun­gen des Deko­lo­ni­sie­rungs­aus­schus­ses der Ver­ein­ten Natio­nen geeig­net. Wir kämp­fen um die Ent­ko­lo­nia­li­sie­rung unse­res Lan­des und unse­res Lebens, aber wir kön­nen die­ses Ziel nicht allein und ohne Hil­fe erreichen.

Seit Jahr­hun­der­ten wis­sen wir, dass das Han­deln jedes Ein­zel­nen Bedin­gun­gen und Situa­tio­nen schafft, die die Welt beein­flus­sen. Seit Jahr­hun­der­ten sind wir dar­auf bedacht, jede Hand­lung zu ver­mei­den, wenn sie nicht die Aus­sicht auf eine lang­fris­ti­ge För­de­rung von Har­mo­nie und Frie­den in der Welt bie­tet. In die­sem Zusam­men­hang sind wir gemein­sam mit unse­ren Brü­dern und Schwes­tern der west­li­chen Hemi­sphä­re hier­her gereist, um die­se wich­ti­gen Fra­gen mit den ande­ren Mit­glie­dern der Mensch­heits­fa­mi­lie zu erörtern.

Ab Frei­tag, den 4. August geht es wei­ter mit einem Kom­men­tar des birsfaelder.li-Schreiberling zu die­sem Dokument.

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