Bede Griffiths spricht von einem “gefallenen Universum”. Eine solche Aussage macht natürlich nur Sinn, wenn man einen bewussten Schöpfungsakt voraussetzt. In einem Universum, dass sich “irgendwie” aus einem spontanen Zufallsprinzip entwickelte, ist Griffiths Aussage sinnlos, so wie das Universum selber natürlich auch.
Seit dem Tod mythischer Gottesvorstellungen (“Der liebe/strafende Gott im Himmel”) — die allerdings noch heute in Abermillionen von Köpfen (über)lebt — steht die Frage, woher die Schöpfung kommt, und ob es überhaupt eine Schöpfung ist, wieder auf der Tagesordnung. Interessanterweise auch bei hochkarätigen Wissenschaftlern und Wissenschaftsphilosophen. Vor allem Quantenphysiker stehen angesichts ihrer Forschungsergebnisse plötzlich vor Fragen, über die Naturforscher jeglicher Provenienz noch vor kurzem nur müde gelächelt hätten,- denn die Welt war ja zu 99.9% erklärt …
Aber nicht nur Quantenphysiker stellen die Frage neu, wie unser Universum eigentlich funktioniert und was die Rolle des Bewusstseins darin ist, sondern auch Astrophysiker. Zum Beispiel Bernard Haisch, renommierter Astrophysiker u.a. an der University of California und am Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik in Garching in seinem Buch “Die verborgene Intelligenz im Universum”. Ervin László, der berühmte Wissenschaftsphilosoph und Gründer des Club of Budapest, sagt dazu:
Bernard Haisch ist ein weiteres hoffnungsvolles Zeichen für die Welt, dass auch Quantenphysiker und Kosmologen wieder über Gott sprechen.
Haisch schreibt in der Einleitung zu seinem Buch:
Im Laufe der letzten rund zwanzig Jahre sind in der Astrophysik einige bemerkenswerte Entdeckungen gemacht worden. Es gibt zahlreiche Naturgesetze und Naturkonstanten, … deren Eigenschaften und Werte, nach allem, was wir wissen, auch vollkommen anders sein könnten. Stattdessen sind alle so fein aufeinander abgestimmt, dass Leben möglich wird. Diese zufällige Feinabstimmung ist unbestritten. Sie ist ein bekanntes “Problem” in der Astrophysik, das einer Erklärung bedarf.
Es gibt drei Erklärungsmöglichkeiten für diese Feinabstimmung.
1. Sie ist das Produkt eines glücklichen Zufalls.
2. Es gibt eine unendliche Zahl weiterer Universen (Multiversum). Wir haben statistisch gesehen das grosse Los gezogen und sitzen im richtigen.
3. Die Gesetze und Konstanten wurden mit einer bestimmten Absicht so festgelegt, sodass der dahinterstehenden Intelligenz die Möglichkeit gegeben wird, sich kreativ in einer riesigen Vielfalt von Geschöpfen zu erleben.
Bernard Haisch: Möglichkeit Eins lässt sich nicht weiter erforschen. Sie könnte zutreffen, erweist sich für eine nähere Untersuchung jedoch als Sackgasse.
Möglichkeit Zwei ist recht logisch und mit dem naturwissenschaftlichen Denken offensichtlich vereinbar. Auf sie stösst man in den konventionellen populär-wissenschaftlichen Sachbüchern. Das Problem ist, dass man von der Hypothese einer riesigen, vielleicht unendlichen Anzahl weiterer Universen ausgehen muss. Diese hypothetischen Universen werden wir aber nie entdecken können, weil ihre Naturgesetze anders sind und daher mit unseren nicht kompatibel sind.
Wieviele Universen bräuchte es denn statistisch gesehen, dass eines mit den genau richtigen Bedingungen auftaucht? Leonard Susskind, Physiker in Stanford und Mitbegründer der String-Theorie, spricht von mindestens
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Zum Vergleich: In unserem gesamten Universum gibt es “nur”
10000 00000 00000 00000 00000 00000 00000 00000 00000 00000 00000 00000 00000 00000 00000 00000 Atome!
Möglichkeit Drei ist ebenso logisch wie Möglichkeit Zwei. In diesem Falle steht hinter dem Anfang unseres Universums eine Intelligenz. Tatsache ist, dass es eine rationale Entscheidung zwischen diesen beiden Varianten nicht gibt. Ich würde aber behaupten, dass die Erfahrungen der Menschheit aus mystischer Versenkung und Gebet, die es zu allen Zeiten gegeben hat, zwar keine Beweise, aber doch Indizien dafür liefern, dass diese Möglichkeit die bessere Wahl sein könnte. Dieser Ansicht nach präexistiert eine transzendente Intelligenz ausserhalb von Raum und Zeit.
Allerdings: Wenn hinter der Schöpfung tatsächlich eine alles überragende, unfassbare und wohlwollende Intelligenz steht, wie kommt es dann, dass wir auf diesem kleinen Planeten — einem Stäubchen angesichts der unfassbaren Weiten des Universums — eine ziemlich düstere Geschichte hinter uns haben und offensichtlich auch heute ein paar Dinge ziemlich schief laufen? Und was wäre zu tun, um unserer Geschichte endlich einen positiven Drall zu geben?
Mit diesen Fragen sind wird wieder bei Griffiths’ Buch “A New Reality” angelangt. Im Kapitel “The New Humanity” versucht er, darauf erste Antworten zu geben. Wir schauen sie uns wie immer
am kommenden Freitag, den 18. Juni an.
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