Da wurde im birsfälder.li wieder einmal der Text von Johann Christoph Friedrich von Schiller zitiert: »Die braune Liesel kenn ich am Geläut.«
Von einem Freund darauf angesprochen, wo denn dieser Satz im »Wilhelm Tell« vorkomme, marschierte ich in meine Bibliothek um das Büchlein zu zeigen.
Normalerweise schlage ich solche Dinge bei gutenberg.spiegel.de im Internet nach.

Friedrich Schiller
Also: Meine Wilhelm-Tell-Ausgabe von 1941 (Landibuchverlag G. Duttweiler, Zürich 1941, zum 650. Jahre der Schweizerischen Eidgenossenschaft herausgegeben) gefunden, aufgeschlagen und gesucht. Ich wusste, das kommt im ersten Aufzug in der ersten Szene vor. Nichts, nichts, nichts steht da von der braunen Liesel. Ich glaubte meinen Augen nicht. Also weitergeblättert — durchs ganze Büchlein — nichts!
(Der rote Pfeil im Bild zeigt die Stelle, wo die braune Liesel eigentlich hingehört …)
Das ist erklärungsbedürftig. Aber ich habe niemanden, der mir das erklären kann. So bin ich auf Mutmassungen angewiesen. Zwei Möglichkeiten:
a. Die Ausgabe des Landibuchverlags 1941 wurde für das Volk gekürzt. Oder: b. Der Text wurde, da der Ausspruch von der braunen Liesel schon damals mehrdeutig gebraucht wurde, aus Rücksicht auf den grossen Nachbarn einfach unterschlagen (= Schere im Kopf, = Zensur).
Peter Oser
Feb. 2, 2016
Lieber Franz
Mit diesem Beitrag hast du einmal mehr bewiesen, das deine Artikel sorgfältigst recherchiert sind, was wiederum zeigt, dass eure Texte im birsfaelder.li Hand und Fuss haben.
Vielen Dank!
ueli kaufmann
Feb. 2, 2016
in “meinem” Tell, Birkhäuser Verlag Basel, Birkhäuser Klassiker Band 47, erschienen 1946, steht die braune Liesel wieder auf ihrem reservierten Platz auf Seite 7 im Stall.
Ohne den Artikel von Franz, hätte ich das nie überprüft.
Jakob Schluep
Nov. 30, 2019
Ein interessanter Beitrag! Die Rücksichtnahme auf den brauen Nachbarn sehe ich durchaus als mögliche Ursache einer Streichung.