Die Würfel für eine weitere Etappe des Zenrumsprojekts sind gefallen. In einer langen Gemeindeversammlung wurde die Weiterarbeit, nun an einem Quartierplan, durch die Stimmenden bewilligt. Der grünen Lunge im Zentrum, wo das Mami mit dem Kinderwagen sich mit ihren Freundinnen erholen kann, wurde eine Absage erteilt. Denn von wo aus auch immer, mit einem Spaziergang von weniger als einer Viertelstunde ist man im Hardwald, auf dem Sportplatz, auf der Kraftwerkinsel, am Rhein- oder Birssufer, am Birsköpfli. Erholung pur.
Etwas aber könnte den Spaziergang dort hin noch einiges schöner gestalten:
Im Frühjahr 2015 berichtete ich im birsfälder.li mit vielen Bildern über die Birsfelder Vorgarten-Kultur. Ein Beispiele sehen Sie im Titelbild zu diesem Artikel, weitere folgen.
In einer Interpellation (Anfrage an die Regierung) stellt Mirjam Locher fest:
»Seit einigen Jahren ist zu beobachten, dass bei Umgebungsgestaltungen in Wohnquartieren vollkommen vegetationsfreie Schotterflächen zunehmen. Auch auf öffentlichen Flächen taucht diese Art der Aussenraumgestaltung auf. Im Gegensatz zu bepflanzten Steingärten, in welchen auch Flora und Fauna einen Platz finden, können solchen Schottergärten keinen Lebensraum für Pflanzen oder Tiere bieten. Sie sind regelrecht eine feindliche Umgebung für die Biodiversität. In vertikaler Form von Schotterkörben beeinträchtigen oder verunstalten diese Formen der Gestaltung ausserdem die optische Siedlungsqualität. Auch zu erwähnen ist, dass bei vielen derartigen Gärten Plastikfolien in den Boden miteingebracht werden. Es ist zudem höchst bedenklich, dass der Schotter zum Teil mit dem Einsatz von Pestiziden vegetationsfrei gehalten wird. Dies gilt sowohl für die private Gestaltung, als auch für Schotterflächen in Verkehrsteilern, Kreiseln oder anderen Flächen im Strassenraum.
Im Februar 2017 wurde die Studie «Schottergärten und Landschaft» der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz veröffentlicht. Darin werden diverse Nachteile von Schottergärten und Schotterkörben aufgezählt:
- negative Auswirkungen auf das Mikroklima
- Versiegelung und Verarmung des Bodens
- Verkümmerung des Bodenlebens
- Verunkrautung nach 3–10 Jahren
- ästhetische Defizite
Der Kanton engagiert sich seit Jahren in der Begrünung von Dächern und auch Privaten wird eine Dachbegrünung nahegelegt. Diese Bemühungen stehen in krassem Gegensatz zur Zunahme von Schottergärten.«
Der Regierungsrat gibt sich in seiner Antwort besorgt und findet diese Entwicklung unerwünscht. Selbst aktiv will er nicht speziell werden, sondern schiebt das Ganze an die Gemeinden. Die einzige Möglichkeit auf gesetzlicher Ebene tätig zu werden sieht er in der kommunalen Nutzungsplanung.
Es sind ja aber nicht nur die Schottergärten, die unsere Strassenzüge immer mehr »zubetonieren« es sind auch die vielen Vorgärten, die seit der »Blauzonung« als Parkplätze umgenutzt werden und natürlich auch die Parkplatzpflicht für Wohngebäude. Dass mit diesen Umnutzungen jeweils mehr reguläre Parkplätze am Strassenrand »vernichtet werden« als geschaffen ist eine weitere Folge.
Vielleicht wäre es eine verdienstvolle Aufgabe der Gemeindegärtnerei zusammen mit den Naturschutzorganisationen die jeweiligen Haus- respektive Immobilienbesitzenden auf eine bessere ökologische und klimaunterstützende Aussenraumgestaltung hinzuweisen? So quasi eine Aktion »Birsfelden wird noch grüner«.
Die Weisheit zur Sache:
Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen,
war vor zwanzig Jahren.
Die nächstbeste Zeit ist jetzt.
Sprichwort aus Uganda
Judith
Dez 12, 2018
Lieber Franz,
alle Instrumente für ein naturnahes und schotterfreies Birsfelden gibt’s schon längst
1.Zonenreglement Birsfelden (2010, nachgeführt), Art. 22
2.Grün-und Freiraumkonzept 2009 (Das neue mit dem entsprechenden Massnahmenkatalog lässt auf sich warten, obwohl der NVVB in einer Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit der Gemeinde seit Aug.2018 diese Arbeiten abgeschlossen hat: Alles Weitere dazu kannst du in Erfahrung bringen bei Julia Bobert u./od. GR Désirée Jaun)
3.S. 5 des Naturinventar 2016 (ohne den NVVB würde es diese aktualisierte Version auch gar nicht geben. Was der Natur-Ist-Zustand der dort beschrieben wird, von Seite des GRs gewertet wird oder eben auch nicht zeigt sich in der Zentrumsplanung.)
4.Lehrpfad: Natur im Siedlung http://files.nvvbirsfelden.ch/2018/06/Lehrpfad-Natur-im-Siedlungsraum.pdf
Auch die nationalen (NHG /NHV), wie kantonalen Naturschutzgesetze, (NLG) müssten hier greifen, tun sie aber viel zu wenig.
Also Bitte wende dich an die zuständige Gemeinderätin od. ihren Abteilungsleiter(n).
Gruss Judith
NVVB-Vorstand
https://www.infosperber.ch/index.cfm?go=Artikel/Umwelt/Test-zur-Bild-Serie-Steinreich
Franz Büchler
Dez 12, 2018
Hallo Judith
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Ich denke, du bist an der falschen Adresse.
Ich betrachte es zwar immer wieder als eine Aufgabe auf Missstände aufmerksam zu machen, zu kommentieren, auch zu kritisieren und Anregungen zu geben.
Ganz gemäss unserer Definition des birsfälder.li:
Inoffizielles Publikationsorgan für Nachrichten und Kommentare zu Ereignissen in und um Birsfelden, parteiungebunden aber tendenziös.
Mehr können wir als Redaktion (oft leider) nicht leisten.
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Wenn du dir erhoffst, dass wir nun allen nicht gelösten Aufgaben der Gemeinde (z.B. Massnahmenkatalog zum Grün- und Freiraumkonzept) nachrennen, nicht beachtete, missachtete, zuwenig beachtete Reglemente einfordern, etc. — so quasi die Winkelriedfunktion für die Naturschutzorganisationen übernehmen — da sind wir die falsche Adresse.
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Solltest du aber Lust und Drang haben zu diesen Themen im birsfälder.li zu schreiben, steht dir diese Möglichkeit offen. Von mir aus eine ganze Artikelserie. Darüber können wir jederzeit reden.
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Du darfst dir aber keine Illusionen machen.
• Ich habe in der Zeit vom 15.8.–9.11.2017 zum Thema Klimawandel 13 Beiträge geschrieben, immer auch mit Sicht auf das Zentrumsprojekt. Dazu gab es ganz wenige Kommentare, keine Diskussion.
• Ich habe zum Studienauftrag (der dank mir überhaupt erst publiziert wurde) 15 Beiträge geschrieben, die die Aufgabe erklärt haben. Dazu gab es ganz wenige Kommentare, keine Diskussion.
• Ich habe zum Zentrumprojekt (Wettbewerbsresultate) und speziell zu Camillo über 30 Beiträge geschrieben (nicht nur Lobeshymnen). Dazu gab es ein paar Kommentare mehr, am Schluss auch noch etwas Schimpfis (ich kann leben damit), aber keine wirkliche Diskussion. Vor allem meine Forderungen an die Gegner konkretere Aussagen zu machen sind verhallt.
Ich freue mich auf deine Beiträge.
Judith
Dez 14, 2018
Lieber Franz,
ich habe auf deinen Abschlusssatz:
”Vielleicht wäre es eine verdienstvolle Aufgabe der Gemeindegärtnerei zusammen mit den Naturschutzorganisationen die jeweiligen Haus- respektive Immobilienbesitzenden auf eine bessere ökologische und klimaunterstützende Aussenraumgestaltung hinzuweisen? So quasi eine Aktion »Birsfelden wird noch grüner«.”
Und damit aufzeigen wollen, was jetzt schon machbar ist und wie die kommunale Naturschutzorganisation der NVVB sich dazu einbringt. Sie macht das übrigens seit mehr als 35 Jahren, alles ehrenamtlich versteht sich!
http://nvvbirsfelden.ch/nvvb/
Rosa Lachenmeier
Dez 12, 2018
Immer mehr Architekten suchen nach ökologischen Lösungen und entwickeln konkrete Projekte. Dass Hochhäuser und Ökologie kein Widerspruch sein müssen, zeigt der “Bosco Verticale” (Vertikaler Wald) in Mailand, faszinierend! https://www.srf.ch/sendungen/myschool/faszination-wolkenkratzer-bosco-verticale-mailand‑3–4
Meury Christoph
Dez 12, 2018
«Bosco Verticale«, das sind zwei 110 und 80 Meter hohe Wohntürme inmitten von Mailand (1.3 Mio. Einwohner). Mitten in Mailand macht es möglicherweise Sinn, dass mit Pflanzen das Mikroklima verbessert wird. Bei uns eher weniger.
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Der Investitionsaufwand ist enorm: rund 5 % der Baukosten müssen für die Bepflanzungsinfrastruktur (Bewässerung, Pflanzentröge, etc.) aufgewendet werden, also rund 4.25 Mio. €. Kein Pappenstiel. Die Baukosten für die beiden Wohntürme betrugen 85 Mio €.
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Quintessenz: Die Wohnungen im «Bosco Verticale« sind exklusiv und ziemlich teuer. Der Quadratmeterpreis liegt zwischen sechs- bis dreizehntausend Euro. Eine 100 m² Wohnungen kostet also im tiefen Preissegment schlappe 600’000.- € und steigert sich bis 1.3 Mio €. Die jährlichen Unterhaltskosten sind dabei noch nicht berücksichtigt. Ich weiss also nicht wirklich, ob solchermassen begrünte Hochhäuser das «Ei des Kolumbus« sind.
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Okay, sieht toll aus, kostet aber ein Heidengeld und ist nur für TopverdienerInnen. Das wollen wir nicht wirklich!
Franz Büchler
Dez 14, 2018
Es muss ja nicht immer nur fürs Mikroklima oder die Biodiversität oder für einen Grünkorridor gut sein. Es darf ausnahmsweise auch einmal etwas einfach fürs Auge sein.
Nein, ein »bosco verticale« wird in Birsfelden kaum möglich sein. Aber »In den Gassen« wäre z.B. die Konviktstrasse in Freiburg i.B. ein schönes Beispiel mit den Glyzinien im Frühjahr https://visit.freiburg.de/attraktionen/konviktstrasse und ihrem buschigen Laub im Sommer https://www.flickr.com/photos/w‑tommerdich/9004495409. Und wenn die entsprechende Infrastruktur schon beim Bauen geschaffen wird, hält sich auch der Preis in Grenzen.