»Menschliches Wissen entsteht in sozialen Zusammenhängen, nicht durch die einsame Tätigkeit isoliert arbeitender Genies. Das zeigen Untersuchungen aus der Geschichte der Wissenschaft und Technik. Menschliches Wissen baut auf dem Wissen auf, das in der Vergangenheit erworben wurde. Kein Internet ohne Elektrizität, keine Verwendung der Elekrizität ohne die dafür grundlegenden physikalischen Erkenntnisse, die über Jahrhunderte reiften und die ein gemeinsames Erbe der Menschheit sind.
Man kann sich deshalb durchaus die Frage stellen, ob neue Erfindungen und die mit ihnen erzielbaren Gewinne nicht in viel höherem Mass direkt der Gesellschaft zufliessen sollten, anstatt von einzelnen Individuen oder Firmen abgeschöpft zu werden — schliesslich bauen sie in hohem Masse auf diesem gemeinsamen Erbe auf.«
So weit Lisa Herzog*.
Diese Frage gilt natürlich nicht nur für die Elektrizität, sondern auch für viele andere Erfindungen und Nutzungen des menschlichen Wissens. Besonders auch in der digitalisierten Welt.
Geht man davon aus, dass viele der digitalen Innovationen durch Forschung an staatlichen Universitäten und Technika, sowie durch staatliche Innovationsförderung auf Kosten der Steuerzahler erzielt wurden, kann man sich fragen:
Sollte nicht ein wesentlicher Teil der Gewinne, die durch solche digitale Errungenschaften erzielt werden, der Öffentlichkeit zufliessen, statt nur den Inhabern oder Aktionären der profitierenden Firmen?
*Lisa Herzog, Die Rettung der Arbeit, Hanser Berlin 2019
Und das sagt Sanna Marin, finnische Ministerpräsidentin:
»Steigern die Unternehmen ihre Produktivität, dann sollte sich
das in besseren Arbeitsbedingungen für alle widerspiegeln.
Zum Beispiel durch kürzere Arbeitszeit oder eine kürzere Arbeitswoche und auch in den Gehältern.
Es ist ein Thema, über das wir viel mehr reden sollten.«
max feurer
Mrz 11, 2020
Franz, pass auf! Du gerätst hier langsam aber sicher in revolutionäres Fahrwasser 😉 Das ist schlecht für ein bürgerliches Ruhekissen …
Franz Büchler
Mrz 11, 2020
Lieber ein gutes Gewissen, als ein bürgerliches Ruhekissen!
Vielleicht kennst du ja Piketty, der sagt: Weil der Reichtum einzelner Menschen stärker wächst als die Weltwirtschaft, wächst auch Ungleichheit. Ein Problem, weshalb es ein ganz neues Steuersystem brauche — mit radikalen Sätzen für Superreiche.
In den nächsten Tagen erscheint sein neues Buch in deutscher Sprache …