Obwohl man die StimmbürgerInnen über die Auswirkungen der Unternehmenssteuerreform II kräftig belogen hat, stimmte das Schweizer Volk dank den Horrorszenarien (Abwanderung guter Steuerzahler und Verlagerungen der Jobs ins Ausland) der Vorlage zu (BL 57% Nein, Bund 50.5% Ja).
Und auch das Baselbieter Volk hat dann bei der Abstimmung über die Änderungen des Steuergesetzes zugunsten der Unternehmenssteuerreform II (noch etwas verschlimmbessert durch den bürgerlichen Landrat), durch weitere Horrorszenarien eingeschüchtert, zugestimmt (75% Ja).
Die Auswirkungen der Unternehmenssteuerreform II:
Laut Bundesrat Merz: »Einige Dutzend Millionen Franken.« Real dann aber etwa 600 Millionen Franken …
Später sprach das Bundesgericht von einer »krassen Verletzung der Abstimmungsfreiheit«, von »Fehlinformation durch Unterdrückung«, einzelne Richter gar von einer »systematischen Irreführung« der StimmbürgerInnen.
Und jetzt soll sich das Ganze also wiederholen.
Wie damals berechne man die künftigen Ausfälle nur statisch und nicht dynamisch, meinte Thomas Aeschi, einst Bundesratskandidat: »Das hätte eine Lehre aus der letzten Reform sein müssen. So haben wir heute wieder Zahlen in der Botschaft, die in der Wirklichkeit keinen Bestand haben werden.«
Was da wohl noch kommen mag, Herr Lauber jammert mal schon …
Als Ziele für die Unternehmenssteuerreform III wurden drei Gründe angeben:
• Korrektur der Fehler der USR II
• Erhaltung des Steuersubstrates
• Internationale Konformität
Am 12. Februar 2017 werden wir über eine Unternehmenssteuerreform III abstimmen, die ihre Ziele absolut nicht erreicht, dafür von price-waterhouse-coopers und anderen Steuerberatern aus den Finanzkantonen gut vorgeflüstert wurde:
Ziele nicht erreicht, wir bekommen:
• Keine USR III mit einnahmeseitiger Gegenfinanzierung durch Unternehmen und AktionärInnen und nicht durch Privathaushalte.
• Steuerausfälle in den Kantonen führen zu Spar- und Abbauprogrammen.
• Die Schätzungen der zu erwartenden Steuerausfälle belaufen sich auf 2,1 bis 2,5 Milliarden Franken (vielleicht aber auch mehr?).
• Unternehmen können fiktive Zinsen abziehen (zinsbereinigte Gewinnsteuer). »Wie kann es sein, dass Unternehmen fiktive Zinsen von den Steuern abziehen können, Privatpersonen hingegen nicht?«, fragte sogar die superbürgerliche NZZ in ihrer Ausgabe vom 13. Juni 2016.
• Unternehmen nutzen den Service public — und bezahlen immer weniger dafür!
Die Unternehmenssteuerreform III wird mit grosser Sicherheit Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen der Angestellten im öffentlichen Dienst haben. Die Pflegefachfrau, die zum gleichen Lohn mehr Aufgaben in kürzerer Zeit ausführen muss. Die Lehrer und Lehrerinnen, die plötzlich grössere Klassen betreuen müssen, etc. Der Staatsangestellte, dem der Lohnanstieg gestrichen wird — oder wie jetzt schon in Baselland der Lohn um 1% gekürzt wird, ohne dass diese USR III überhaupt schon in Kraft ist.
Und nicht zuletzt wird es den Steuerzahler und die Steuerzahlerin treffen, die immer mehr Steuern und Gebühren zahlen muss, dafür aber einen qualitativ schlechteren Service Public erhält.
Vielleicht lohnt es sich diesmal etwas genauer hinzuschauen, sich damit schon frühzeitig zu beschäftigen, sich zu orientieren und kundig zu machen. Und das nicht erst zwei Tage vor der Abstimmung am 12. Februar 2017, wenn man nur noch das Gejammer der Finanzjongleure, Economiesuissen und Gewerbeverbändlern im Ohr hat! Oder das Ganze von einer Werbelawine der SVP gegen die »Erleichterte Einbürgerung von Personen der dritten Ausländergeneration« überdeckt wird.
Und die Weisheit zur Sache:
Bund, Kanton und Gemeinden geht viel Geld verloren.
Das ergibt überall das gefürchtete und bejammerte ‘Strukturelle Defizit’.
Die Lohnausweisler zahlen mit höheren Steuern und Gebühren.
hasira
Nov 14, 2016
Das kennen wir doch vom alten Mann mit der Rasierklingenstimme:
»Everybody knows that the dice are loaded
Everybody rolls with their fingers crossed
Everybody knows that the war is over
Everybody knows the good guys lost
Everybody knows the fight was fixed
The poor stay poor, the rich get rich
That’s how it goes
Everybody knows«