Absurde Welt: Während der russische oppositionelle Jurist und Politiker Alexej Nawalny offensichtlich noch kurz vor seinem Tod vor einer zweiten Amtszeit Donald Trump warnte, verglich sich dieser in einem Interview bei Fox-News tatsächlich mit dem russischen Regimekritiker und jammerte nach einer saftigen Geldstrafe letzte Woche wegen Betrugs: “Es ist eine Art Kommunismus, von Faschismus”, — oder was auch immer im verqueren Trump’schen Universum …
Ob Trump im kommenden November es schafft, trotz seiner erwiesenen Inkompetenz, seines pathologischen Narzissmus und seiner eklatanten Charaktermängel erneut die Steuerung über die aktuell immer noch mächtigste Nation auf dieser Erde zu übernehmen, ist zurzeit eine offene Frage. Ein Rätsel bleibt, warum Abermillionen US-Bürger in ihrer Blindheit bereit sind, diesem Mann erneut ihr Vetrauen auszusprechen.
Eine mögliche Erklärung ist, dass sich darunter viele einfache Amerikanerinnen und Amerikaner befinden, die mit der aktuellen Gesellschaft mit all ihren Ungerechtigkeiten hadern und einfach einen radikalen Wechsel weg vom politischen Establishment wollen, komme was da wolle. Aber sie greift zu kurz, weil inzwischen grosse Teile ebendieses Establishments in Form der republikanischen Parteioberen auf Trump eingeschworen sind, — wahrscheinlich aus dem Kalkül heraus, mit seiner Wahl ebenfalls ein paar “Machtbrocken” abzubekommen.
Inzwischen mehren sich in den USA Buchpublikationen, die darauf hinweisen, dass das “Trump-Phänomen” ohne die Kenntnis der sich seit vielen Jahren verstärkenden Trends hin zu einer unheilvollen Mischung aus fundamentalistischer Religion, Nationalismus und Rassismus nicht wirklich verstanden werden kann. Hier ein paar Beispiele:
Der birsfaelder.li-Schreiberling wird deshalb in den kommenden Folgen einen Blick (oder zwei, oder drei) in das eine oder andere Buch werfen, um besser zu verstehen, welch ungute politische Entwicklung sich zurzeit in den Vereinigten Staaten abzeichnet, — selbstverständlich auch verbunden mit Seitenblicken auf die Trump-Fans in der Schweiz, die es kaum erwarten können, dass ihr Idol wieder befiehlt, wo es lang gehen soll und “wo Bartli den Most holt”.
Annika Brockschmidt zitiert in ihrem Buch im Einleitungskapitel “Macht — In Gottes Namen” das Gebet eines Teilnehmers in der Senatskammer beim Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021:
Danke, dass du den Vereinigten Staaten erlaubt hast, wiedergeboren zu werden. Danke, dass du uns erlaubt hast, uns der Kommunisten, der Globalisten und der Verräter in unserer Regierung zu entledigen. Wir lieben dich und wir danken dir. Wir beten in Christus’ heiligem Namen.
Und sie meint zum Kapitolsturm: Es handelt sich dabei nicht um Zufall, sondern um eine seit langem geschmiedete Allianz. Der Christliche Nationalismus, den man am 6. Januar beobachten konnte, tauchte nicht erst mit Donald Trump auf der politischen Bühne auf. Bei näherem Hinsehen war es auch wenig überraschend, dass Rassismus das verbindende Element zwischen der Religiösen Rechten und “White Supremacists” darstellte: Schon bei den Anfängen der organisierten modernen Religiösen Rechten in den 1960er Jahren war Rassismus die treibende Kraft. (…) Die Spur des Christlichen Nationalismus zieht sich durch die amerikanische Geschichte ...
Dem gehen wir in den kommenden Folgen nach.
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